Naturerfahrung gegen Hektik im Alltag

zurück zur Übersicht
30.03.2019
Perlesreut

Entlang der Ilz, im Nationalpark, am Dreisessel – ganz unterschiedlich waren die Treffpunkte während der Studie „Natur statt Medizin“, die im letzten Jahr im Ilzer Land und parallel dazu in der Stadt Oldenburg durchgeführt wurde. Silvia Braumandl war schon 2017 auf das Ilzer Land zugekommen und hatte gefragt, ob man sich in diesem Feld eine Kooperation vorstellen könne, die Bürgermeister waren sofort bereit und so ging man auf die Suche nach Teilnehmern und das sehr erfolgreich. Insgesamt nahmen 55 Personen in Oldenburg und 64 im Ilzer Land an der Studie teil.
Die Grundfrage war, ob durch das Einüben von Achtsamkeitsübungen in der Natur, die über einige Monate im 14-Tage Rhythmus wiederholt wurden, das Stresslevel der Teilnehmer signifikant gesenkt werden könne.
Um das zu überprüfen, mussten die Teilnehmer jeweils längere Fragebögen bearbeiten. So haben die Heilpraktikerin Silvia Braumandl und Studienleiter Dr. Helge Müller nun einiges, das sie auswerten können.
Offiziell heißt die Studie „Prüfung der Wirksamkeit einer achtsamkeitsbasierten Naturerlebnisintervention in der beruflichen Stress-Prävention“. Es geht also nicht darum Stress zu vermeiden, sondern sich vor den negativen Auswirkungen von Stress zu schützen. Damit sollen gravierende Folgeerkrankungen vermieden werden können. Sowohl Braumandl aus ihrer Erfahrung als Heilpraktikerin als auch Müller, der als stellvertretender Klinikdirektor der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie in Bonn arbeitet sagen: „Leider reagieren betroffene Männer viel zu spät“, das zeigt sich in der Praxis. Frauen gehen häufig das Problem früher an und können so gravierende Auswirkungen vermeiden. Daraus entstand die Frage, ob dieses Angehen individuell ist oder auch „erlernt“ und „eingeübt“ werden kann. Das war also die Frage der Studie, an der übrigens auch wieder viel mehr Frauen als Männer teilnahmen. Im Moment ist die Auswertung und Publikation der Ergebnisse noch im vollen Gange, aber so viel konnte Silvia Braumandl bei einer Präsentation im März in der Bauhütte Ilzer Land in Perlesreut schon verraten: Die Befunde sind besser, als man überhaupt gedacht hatte. Die Auswertung ergab, dass das Vertrauen in die eigene Fähigkeit mit Stress umzugehen, um elf Prozent stieg. Das Gefühl nun gewappnet zu sein, um 25 Prozent und die eigene Achtsamkeit auf Auslöser und die eigene Befindlichkeit sogar um 30 Prozent. In der Summe aller Wohlfühlwerte bewerteten sich die Probanden nach den Terminen um 40 Prozent besser. Außerdem fragte die Studie nach dem persönlichen Stresslevel, also wie gestresst fühlt sich der Proband am Anfang und am Ende der Studie. Dabei sank das Stress-Gefühl um 22 Prozent. „Dass das Ergebnis so positiv ausfällt, freut uns natürlich sehr, es überrascht uns aber nur zum Teil, weil alle, die an der Studie arbeiteten und arbeiten schon lange in dem Feld tätig sind“, betont Braumandl. „Stress per se, ist nicht negativ“, meinte sie weiter, „aber wenn die Stresskurve nicht mehr absinkt und sich nicht mit Phasen der Entspannung abwechselt, dann kann Stress Krankheiten auslösen.“ Es geht daher nicht darum einfach öfter eine Stunde im Wald spazieren zu gehen, „obwohl das sicher auch gut tut, aber wer hält das konsequent durch, wenn er ohnehin schon gestresst ist?“, fragte Braumandl in die Runde. Vielmehr geht es darum die Entspannungsübungen in der Natur einzuüben, um sie dann bei ganz alltäglichen Situationen am Kopierer, während der Kaffeepause oder beim Lochen sich wieder ins Gedächtnis zu rufen.

Nach einer theoretischen Einführung in die Studie in der Bauhütte, fanden die Treffen in der Natur statt. Dort wurden die Achtsamkeitsübungen erlernt, die man später im Alltag z.B. beim Kopieren oder beim Kaffeetrinken einbauen und anwenden soll.
Nach einer theoretischen Einführung in die Studie in der Bauhütte, fanden die Treffen in der Natur statt. Dort wurden die Achtsamkeitsübungen erlernt, die man später im Alltag z.B. beim Kopieren oder beim Kaffeetrinken einbauen und anwenden soll.


Die Studie und ihre Ergebnisse sind auch für Unternehmer interessant. Ein Mitarbeiter, der mit Burnout ausfällt, fehlt meist mehrere Monate. Es lohnt sich also in Prävention zu investieren. Dieses Bewusstsein dafür, dass zu einem guten Arbeitsumfeld die Möglichkeit gehört, sich auch außerhalb des engen Arbeitsumfelds weiterzuentwickeln, kann eine Chance sein, sich gegenüber Mitbewerbern zu profilieren. In Oldenburg gehörte außerdem die AOK zu den Sponsoren der Studie, denn auch für die Krankenkassen ist Prävention ein wichtiges Zukunftsthema. Braumandl wies darauf hin, dass sie nach dem Erfolg der Studie die Kurse und das Zusatzmaterial, das es jeweils zu den Achtsamkeitsthemen gibt, im Frühjahr nochmals anbieten wird. Informationen gibt es bei ihr unter https://www.grenzenlos-naturseminare.de/. Die Geschäftsführerin des Ilzer Land e.V. Dr. Carolin Pecho bedankte sich bei Braumandl für die gute Kooperation und freute sich, dass das Ilzer Land als Partner ausgewählt worden war.


- SB


Ilzer Land e.V.Perlesreut

Quellenangaben

Ilzer Land e. V.

Sie möchten Ihren Bericht regional bewerben?

Alle Informationen und Ihren Ansprechpartner finden Sie HIER.



Kommentare

Bitte registrieren Sie sich um hier Kommentare eintragen zu können!
» Jetzt kostenlos Registrieren oder haben Sie Loginprobleme?


Ähnliche Berichte

Erstes digitales Treffen mit interessierten IT-Paten im Ilzer LandPerlesreut Das geplante Projekt des Seniorennetzwerks der ILE Ilzer Land, ältere Menschen im Umgang mit digitalen Medien zu unterstützen, nimmt Fahrt auf – Weitere IT-Paten gesuchtMehr Anzeigen 18.12.2021Studierende der Universität Wien zu Besuch in PerlesreutPerlesreut Was ist eine „ILE“? Warum ist Innenentwicklung so wichtig? Wie hat sich der Ortskern von Perlesreut entwickelt? Was macht das Ilzer Land? Diese und viele weitere Fragen wurden während des Besuchs von Geografie-Studenten der Universität Wien in Perlesreut beantwortet.Mehr Anzeigen 29.09.2021Ilzer Land Weiderind-Projekt vorgestelltPerlesreut „Es geht um Bio-Weidefleischprodukte aus der Region für die Menschen in der Region“, erklärte der Projektmanager der Ökomodellregion Ilzer Land, Gerhard Falter, bei der Vorstandssitzung der ILE Ilzer Land letzten Freitag in der Bauhütte in Perlesreut.Mehr Anzeigen 08.12.2018Vorstandssitzung ILE Ilzer LandPerlesreut Eine volle Tagesordnung erwartet die ILE Ilzer Land bei der Vorstandssitzung am 30. November in Perlesreut. Die stellvertretende Landrätin Helga Weinberger war ebenfalls als Vertretung des Landkreises dabei, ebenso wie Werner Weny, Leiter Zentrale Aufgaben im Amt für Ländliche Entwicklung Landau.Mehr Anzeigen 07.12.2018Achtsamkeit und Natur für eine gesunde Stress-BalancePerlesreut Die ILE Ilzer Land veranstaltete in der Bauhütte einen Infoabend zur Stress-Studie, die in Kooperation zwischen der Universitätsklinik Oldenburg und Silvia Braumandl von GrenZENlos Naturseminare im Raum Oldenburg und nun auch im Ilzer Land im Jahr 2018 stattfinden wird.Mehr Anzeigen 18.11.2017Werbegemeinschaften im Ilzer Land bereit für gemeinsame ProjektePerlesreut Aus Schönberg, Grafenau, Röhrnbach und Perlesreut waren die Vorsitzenden der Werbegemeinschaften im Ilzer Land der Einladung der Verantwortlichen des Handlungsfeldes Innenentwicklung in die Bauhütte nach Perlesreut gefolgt.Mehr Anzeigen 09.11.2017