Nach zweijähriger coronabedingter Pause fand am Sonntag wieder die traditionelle Bergmesse der Bergwachtbereitschaft Grafenau auf dem Lusen statt. Leider hatte Petrus keinen guten Tag und teilte sogar Frau Holle schon zur Arbeit ein. So fanden bei Schneeregen neben den Bergwachtlern leider nur wenige Gläubige den Weg zum Lusen.
Gestaltet wurde die Messe, die witterungsbedingt sogar im Lusenschutzhaus stattfinden musste, vom Grafenauer Stadtpfarrer Monsignore Kajetan Steinbeißer, die Eib’nschläger Sänger sorgten traditionell mit der Waidlermesse wieder für den entsprechenden würdevollen musikalischen Rahmen.
Bei seinen einleitenden Worten bezog sich Monsignore Steinbeißer auf das Gleichnis des „untreuen Verwalter“, der aus einer für ihn misslichen Lage das Beste machte und dabei auch anderen, denen es noch schlechter ging, half. „Jeder soll seine Anlagen dafür nutzen, auch andere teilhaben zu lassen.“ Damit spannte der Stadtpfarrer den Bogen zum Ehrenamt, bei dem z.B. die Bergretter unentgeltlich ihre Freizeit und unter Umständen auch ihre Gesundheit in den Dienst von in Bergnot geratenen Wanderern stellen.
In seiner Predigt stellte der Seelsorger die provokante Frage, ob Beten heutzutage überhaupt noch einen Sinn mache, da selbst „gute Christen“ es verlernt oder aufgrund von Enttäuschungen davon abgekommen seien, die persönliche Nähe zu Gott zu suchen, da zu viele von Gott unerhörte Gebete zu Frust geführt hätten. Doch gerade in Zeiten wie diesen sei es gemäß Paulus’Timotheusbrief wichtig, „bei allen Anliegen, für alle Menschen und zu jeder Zeit zu beten“. „Nicht, dass sich jedes Gebet wunschgemäß erfüllen wird, aber durch den Kontakt zu Gott hat sich die Situation verändert:
ich kann anklagen, hadern, ich brauche nicht Verantwortung für ein Unglück zu übernehmen, ich muss es nicht lösen. Ich als Person habe mich verändert, da ich Anliegen ausspreche und vor Gott bringe. Ich habe etwas unternommen!“
Mit den abschließenden Worten: „Ich bin mir als Mensch meines Daseins vor Gott bewusst. Gebet ist zeitlos und kostbar. Nicht ersetzbar mit Geld, Tricks oder Handel“ forderte der Geistliche die Anwesenden zum gemeinsamen Gebet auf.
Nach der Messe wurde dem neuen, zwischenzeitlich bereits eineinhalb Jahre alten Bergrettungsfahrzeug der Bergwachtbereitschaft Grafenau durch Monsignore „endlich“ auch der kirchliche Segen zu Teil.
Die Bergretter haben dabei sicherlich auch an die soeben gehörte Predigt gedacht und sich für finanzielle Unterstützung durch die Bevölkerung an der Herrgott gewandt, da durch den unaufschiebbaren Ersatz des alten Nachtspeicherofens durch eine umweltfreundlichen Alternative für die Rettungswache und einen neuen Anhänger für den Transport des Motorschlittens ohnehin schon ein sehr großes Loch in die Kasse gerissen worden war. Eine - eigentlich zwingend erforderliche – Aufrüstung des Unterbodens des neuen Bergrettungswagens muss daher leider hintangestellt werden.
Doch Gott erhört manche Bitten offensichtlich sehr schnell und schickt ein Zeichen: Monsignore, ohnehin Förderer der Bereitschaft, leistete gleich eine kleine Spende an die Bergwacht.
„Hoffentlich kommen von diesen „göttlichen Zeichen“ noch mehr“ meinte daraufhin Bereitschaftsleiter Thomas Mixa mit Blick auf die maroden Finanzen.