Ein Auge für seltene Arten

zurück zur Übersicht
30.04.2021
Neuschönau

Sie kennt sich im Nationalparkzentrum Neuschönau aus wie in ihrer Westentasche, kennt alle dort wachsenden Blumen, Sträucher und Moose und ihre Standorte. Deshalb ist es Gabi Zechmann auch sofort aufgefallen, als auf einer ehemaligen Versuchsfläche plötzlich eine besonders seltene Art wiederaufgetaucht ist – und zwar die Ästige Mondraute.
„Gabriele Zechmann hat einen ganz besonderen Spürsinn für das Auffinden und die Pflege seltener, heimischer Arten“, sagt Dr. Christoph Heibl, stellvertretender Sachgebietsleiter „Naturschutz und Forschung“. Ihn freut es sehr, dass sie die Ästige Mondraute gefunden hat. „Dieser Farn steht als stark gefährdet auf der Roten Liste und Deutschland besitzt eine besondere Verantwortung für den Erhalt dieser Pflanzenart.“ In ganz Bayern gibt es nur mehr wenige Standorte der Ästigen Mondraute, drei davon liegen im Nationalpark Bayerischer Wald, und zwar auf dem Ruckowitzschachten, auf der Rachelwiese und auf dem Hochschachten. „Und nun ist dank der Aufmerksamkeit von Gabi Zechmann ein vierter dazugekommen.“
Für Christoph Heibl und sein Team ist das Auffinden der Pflanze eine botanische Sensation und Anlass, die langjährigen Bemühungen von Gabi Zechmann, die seit 1993 beim Nationalpark arbeitet, zu ehren. „Weltweit war bisher keine erfolgreiche Anzucht aus Sporen bekannt“, so Heibl. „Die Pflanze lebt viele Jahre ihrer Entwicklung unterirdisch mit einem Pilzpartner zusammen und bildet nur wenige Wochen überirdische, wenig Zentimeter große Sprosse aus.“ Die Entdeckung einer solchen Art erfordert also einen besonderen Blick.

Gabi Zechmann (Mitte) erhielt von Cornelia Straubinger und Dr. Christoph Heibl als Dankeschön für ihr außergewöhnliches Engagement im Artenschutz ein botanisches Fachbuch.Gabi Zechmann (Mitte) erhielt von Cornelia Straubinger und Dr. Christoph Heibl als Dankeschön für ihr außergewöhnliches Engagement im Artenschutz ein botanisches Fachbuch.


Die Nachzucht und Pflege von Gehölzen und Kräutern aus dem Bayerischen Wald gehört seit vielen Jahren in das Tätigkeitsfeld von Gabi Zechmann und ihren Kollegen. „Vor allem Pflanzen, die in unserer Landschaft aufgrund der Nutzungsveränderungen der letzten Jahrzehnte selten geworden sind, werden auf den Flächen des Nationalparks gezielt gefördert“, erzählt Gabi Zechmann. Im Pflanzen-Freigelände am Hans-Eisenmann-Haus können Besucher diese Arten bestaunen. Bevor es so weit ist, liegen viele Arbeitsschritte vor Gabi Zechmann und ihren Kollegen. „Das erfordert in vielen Fällen ein hohes Maß an Geduld und manchmal braucht es auch innovative Ansätze“, so Heibl.
Um dieses Engagement zu würdigen, überreichten Christoph Heibl und Cornelia Straubinger, stellvertretend für die Belegschaft des Nationalparks, als Dank ein botanisches Fachbuch mit allen heimischen Arten an Gabi Zechmann - damit sie auch in Zukunft die Pflanzenwelt ihrer Heimat und die botanischen Seltenheiten des Nationalparks erfolgreich bestimmen kann.


- SB


Nationalparkverwaltung Bayerischer WaldGrafenau

Quellenangaben

Nationalparkverwaltung Bayerischer Wald

Sie möchten Ihren Bericht regional bewerben?

Alle Informationen und Ihren Ansprechpartner finden Sie HIER.



Kommentare

Bitte registrieren Sie sich um hier Kommentare eintragen zu können!
» Jetzt kostenlos Registrieren oder haben Sie Loginprobleme?


Ähnliche Berichte

Naturschutz und PhilosophieNeuschönau Ist Natur eine kulturelle Aufgabe? Oder soll der natürlichen Entwicklung freie Hand gelassen werden? Diese und weitere Fragen standen bei der philosophischen Fachtagung mit renommierten Gästen zum Thema „Naturschutz“ im Hans-Eisenmann-Haus in Neuschönau auf dem Programm.Mehr Anzeigen 12.10.2021Till Clos ist neuer Förster in NeuschönauNeuschönau Seit drei Monaten ist Till Clos der neue Förster in der Nationalparkdienststelle Neuschönau. Wenn er gefragt wird, was ihm bisher an der Arbeit in dem Schutzgebiet besonders gefällt, muss der 42-Jährige nicht lange überlegen.Mehr Anzeigen 20.05.2021Beweidung hilft bedrohten PflanzenartenLindberg (Buchenau) Einen besonderen Fund haben die Botaniker des Nationalparks Bayerischer Wald auf dem Hochschachten gemacht, und zwar eine Ästige Mondraute. Diese Farnart steht als stark gefährdet auf der Roten Liste und Deutschland besitzt eine besondere Verantwortung für den Erhalt dieser Pflanzenart.Mehr Anzeigen 28.07.2019Siegerehrung der besten Schachten-FotografenGrafenau Seit 2014 grast im Sommer wieder Rotes Höhenvieh auf dem Ruckowitzschachten oberhalb von Zwieslerwaldhaus im Rahmen des LIFE+ Projekts des Nationalparks Bayerischer Wald. Im vergangenen Jahr gab’s dazu einen Fotowettbewerb, um die Effekte der weidenden Rinder zu dokumentieren.Mehr Anzeigen 23.01.2017Start in die WintersaisonBesuchereinrichtungen des Nationalparks öffnen ab 26. Dezember wieder ihre Pforten – Vielfältiges Winter-Führungsprogramm beginnt.Mehr Anzeigen 22.12.2016SommerSpezial (3): Der Wald und seine MenschenNeuschönau (Neuschönau) Sandra de Graaf ist Rangerin im Nationalpark Bayerischer Wald. Ein wunderbarer Job. Sie passt nicht nur auf die Natur auf, sie lehrt uns auch, damit umzugehen.Mehr Anzeigen 06.08.2015