Als letzten Hof in unserer Reihe der Höfe im Freilichtmuseum Finsterau, möchte ich Ihnen das Sachl vorstellen. Der Begriff „Sachl“ heißt so viel wie ganz kleine Landwirtschaft. Ohne zusätzliche Verdienste konnte eine Familie von so einem Anwesen nicht existieren. Das Haus hat viele Veränderungen miterlebt und viele harte Schicksale vieler Menschen sind mit dem Haus verknüpft.
Das Sachl hier im Freilichtmuseum stammt aus Rumpenstadl (bei Röhrnbach). Es gehörte damals zum „Schwankl-Hof“, dies war ein unregelmäßiger Dreiseithof.
1766 ist das vermutliche Erbauungsjahr des Wohnhauses, was das jetzige Sachl darstellt. Der "Schwankl-Hof" wurde 1808 als „halber Hof“ mit 50 Tagwerk Grundbesitz ausgewiesen.
1838 erwirbt dann Johann Janker den Besitz und baut 1848 das Anwesen um. Die heutige Haustüre wird bei diesem Umbau auch mit eingebaut.

Sachl mit der im Jahr 1848 erneuerten Haustüre
1866 übernimmt der Sohn Josef Janker den Hof. Der Grundbesitz verringert sich immer weiter und in Folge dessen wurden Stadl, Schuppen und Getreidekasten abgebrochen und das Austragshaus vom Restbesitz getrennt.
1872 wird das jetzige Sachl mit einem Flächenbesitz von 0,20 Tagwerk verkauft und wechselt des Öfteren den Besitzer. Eine der damaligen Besitzerfamilien wanderte nach Amerika aus, das taten damals sehr viele. Aus der Not ließen sie ihr Hab und Gut und ihre Heimat zurück.
1903 erwirbt dann Alois Graf das Sachl. Zu diesem Zeitpunkt beträgt der Grundbesitz nun 7,5 Tagwerk. Als Nebenerwerb arbeitet er als Steinhauer und Gredsetzer. Ebenfalls sammelt er Beiträge der Krankenkasse ein.
1914 wird das Dach aufgesteilt, um mehr Platz im Obergeschoß zu gewinnen. Dies ist an der Außenfassade deutlich zu sehen. Die Legschindeln werden entfernt und es wird mit Falzziegel eingedeckt. Dies machte man, um Versicherungsbeiträge der Brandversicherung so gering als möglich zu halten. Die Küche wird von der Wohnstube abgetrennt.
1920 verstirbt die Ehefrau Anna Graf. Alois Graf wirtschaftet weiter mit seinen Töchtern Anna und Karolina. Beide Töchter schliefen am Dachboden. Wer genauer hinsieht, sieht wie weit die Balken auseinander sind und wie der Wind und auch der Schnee wohl hier hereinblies. Leider verstirbt auch die ältere Tochter Anna, das kalte und zugige Zimmer war wohl auch ein Grund für den frühen Tod. Der Hof erfährt einen wirtschaftlichen Stillstand.
Im Jahr 1946 stirbt auch Alois Graf. Die Tochter Karolina kann das Anwesen mit aller Müh erhalten. Sie trennt weitere Teile der Wohnstube ab und stellt einen Sparherd auf, da der gemauerte Ofen ausgebrannt ist. 1978 verlässt Karolina das Sachl und zieht ins Altenheim. Dort verstirbt sie 1979 im Alter von 72 Jahren.
Ein Foto von 1978, das von Erwin Deininger aus Karlsbach aufgenommen wurde, war wohl die letzte Aufnahme von Karolina Graf. Es entstand zufällig, als Herr Deininger seine neue Spiegelreflexkamera ausprobieren wollte und es ihn dabei nach Rumpenstadl verschlug. Er kam mit Karolina Graf ins Gespräch und machte dann dieses Foto von ihr.

Karolina Graf im Jahr 1978
1980 beginnt die Bestandsaufnahme des bereits Einsturz gefährdeten Hauses durch das Freilichtmuseum Finsterau. 1984 wird es dort wiedereröffnet.
Die jetzige Einrichtung ist die Originaleinrichtung vom Jahr 1978. Alle damaligen Umbauten wurden beim Wiederaufbau berücksichtigt.
Im Sachl ist alles sehr kompakt zusammengefasst. Die Flez und die Tenne sind die Verbindungsachsen. Durch sie kann der Stall, der Wohnbereich und der Dachboden erreicht werden.
Durch die Wasserkuchl im Haus hatte man immer heißes Wasser. Dieses wurde durch den Kachelofen in der Stube direkt mitgeheizt. Das Wasser diente zum Waschen aber auch für die Tiere.

Der gemauerte Herd in der Stube, der leider ausgebrannt ist
In der Stube wurde zweimal eine Bretterwand eingezogen um die Räume besser zu heizen. Durch das kleine Fenster konnte man trotz der Abtrennung immer noch den Garten im Blick haben.

Die kleinere Stube, die durch Karolina Graf abgetrennt wurde.
Damals mussten die Lebensmittel auf die verschiedenste Art haltbar gemacht werden. Das kann man im Sachl auch jetzt immer noch besichtigen. Obst, Gemüse und weitere Lebensmittel wurden getrocknet, eingekocht, gepökelt, geräuchert, eingesäuert und eingelegt.
Im Stall lebten zwei Kühe, ein Kalb und zwei Schweine. Die Schweine wurden im Herbst geschlachtet, um sie nicht über den Winter hinweg zu füttern. Schafe, Gänse, Hühner und Bienen lebten ebenso im Sachl. Die Tiere halfen ihnen zu überleben. Milch, Butter, Honig, Fleisch, Fett, Wolle, Federn und Eier konnte die Familie dadurch gewinnen. Aber auch in der Landwirtschaft waren die Tiere als Zugtiere wichtig. Natürlich nahmen die Tiere auch viel Zeit in Anspruch. Sie mussten gefüttert und ausgemistet werden.

Gemauerter Stall im Sachl
Wie man auf dem oberen Foto sehen konnte, gab es ein kleines Türchen, durch das man den Tieren vom Stadel aus das Futter geben konnte, um es nicht durch das ganze Haus tragen zu müssen.
Ebenfalls geht aus dem Stall eine Tür direkt zum Misthaufen. Dorthin wird auch der Abort, der direkt an die Tenne angebaut ist, abgeleitet. Der Misthaufen diente als wertvoller Dünger.

Stadl mit altem Fuhrwerk. Hier wurde das Heu gelagert.
Die vielen unterschiedlichen Bewohner und auch die Umbauten am Haus haben Spuren hinterlassen. An diesen Veränderungen kann man die Geschichte des Hauses ablesen.
Kommen Sie ins Freilichtmuseum nach Finsterau und folgen Sie den Spuren, die die Bewohner des Hauses und Familie Graf hier hinterlassen haben.

Freilichtmuseum Finsterau