Niederbayerische Freilichtmuseen mit enormem Potential

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15.07.2020
Mauth, Finsterau

Vor gut einem Monat hat der neue Leiter der niederbayerischen Freilichtmuseen in Finsterau und Massing seinen Dienst angetreten. Mitten in der Corona-Krise keine leichte Zeit für einen Museumsleiter, dennoch kann er dem langfristig auch Positives abgewinnen. „Wir sind froh, dass wir endlich wieder öffnen durften, auch wenn es natürlich schade ist, dass gerade die beliebten Führungen und museumspädagogischen Veranstaltungen zurzeit nicht stattfinden können“, so Dr. Volker Herrmann.

Gelöst hatte man das Problem der Abstandsregelung in beiden Museen pragmatisch – mit Hilfe von Wäscheklammern am Eingang jedes Hauses. Sind zu viele dort, muss der Besucher warten bis jemand rauskommt. „Sowohl unsere Mitarbeiter als auch die großen und kleinen Besucher sind extrem diszipliniert“, berichtet Herrmann, der sich gerne „inkognito“ unter die Gäste mischt.

So bekommt er auch Rückmeldungen aus erster Hand, die dem neuen Leiter besonders wichtig sind. Denn er legt großen Wert auf Kooperation und gegenseitige Wertschätzung aller Beteiligter, damit am Ende das Museum insgesamt noch besser werden kann. „Das Potential in beiden Häusern ist enorm“, ist er überzeugt und dennoch könne man manches noch optimieren – sowohl inhaltlich als auch bei den Besucherzahlen. Die Region locke sehr viele Touristen an und die Freilichtmuseen könnten durchaus wuchern mit ihrem Angebot.

Und genau das soll an beiden Standorten weiter ausgebaut werden. In Finsterau steht der Wiederaufbau des Paul-Friedl-Hauses an. „Die Frage ist nicht ob, sondern wie“, betonte Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich. Denn nachdem die Bemühungen um eine EU-Förderung bisher keinen Erfolg hatten, stellt sich die Frage der Finanzierung. Insofern begrüßt es Heinrich sehr, dass der neue Leiter hier einen Perspektivenwechsel vollzieht. Dieser spricht von „Redimensionierung“, denn das für die Region ungewöhnliche Haus mit einem Vollwalmdach stehe für sich und brauche, um als Literaturhaus genutzt zu werden, keine großen, modernen Ergänzungen. „Ein Stück kleiner ist an der Stelle auch authentischer“, findet Volker Herrmann.

Außerdem stelle sich in Finsterau künftig die Frage, wie man das Denk-Haus, das abseits vom Museumsgelände steht, vernünftig einbinden kann. Hier hatte Olaf Heinrich kürzlich vorgeschlagen, dass im Zuge der angedachten Nationalparkerweiterung ein Öko-Stellplatz errichtet werden könnte. „Die Nationalparkerweiterung birgt große Möglichkeiten für die Gemeinde Mauth-Finsterau, aber auch für das Freilichtmuseum“, findet der Bezirkstagspräsident.

Der neue Leiter Dr. Volker Herrmann (li.) und Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich vor der alten Dorfschmiede im Freilichtmuseum Finsterau.Der neue Leiter Dr. Volker Herrmann (li.) und Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich vor der alten Dorfschmiede im Freilichtmuseum Finsterau.


Große Entwicklungsmöglichkeiten bescheinigt der neue Leiter auch dem Freilichtmuseum in Massing, das durch seine Lage „vor den Toren Münchens“ ein „unglaubliches Einzugsgebiet“ habe. Mit der Görgenmannsölde wird derzeit ein traditionsreicher Hafnerhof sorgfältig neu aufgebaut. „Wir wollen den Keramikofen und die Glasurmühle so rekonstruieren, dass sie wieder funktionieren und später für Kurse und museumspädagogische Angebote genutzt werden können“, ist Herrmann begeistert. Das Ziel, dass das Haus lebt, gelte es auch bei der Berta-Hummel-Sammlung zu erreichen. Die bekannte Schöpferin der Hummel-Figuren sei vor allem wegen ihrer Prägung durch und dem Umgang mit dem katholischen Glauben spannend. „Gerade das Thema Christentum in der Region sei in Massing besonders hervorzuheben, dort fehlt uns noch eine Kapelle, wie ich finde.“ Auch Olaf Heinrich bewertet es positiv, dass der neue Museumsleiter geplante Investitionen inhaltlich diskutiert und strategisch an die Häuser herangeht – nach dem Motto „Was brauchen wir, was wollen wir und wo wollen wir in 20, 30 Jahren sein?“

Dabei ist anzunehmen, dass gerade Themen wie Ökologie, Biodiversität und Nachhaltigkeit weiter an Bedeutung gewinnen werden. „Und hier zeigt nicht zuletzt die Corona-Krise, wie sehr die Menschen wieder an der Tradition interessiert sind. Denn was man früher gemacht hat, war nicht dumm. Ganz im Gegenteil: Wir können heute jede Menge davon lernen“, so Volker Herrmann. Und genau das sei das Ziel eines Freilichtmuseums – der „Königsdisziplin“ unter den Museen wie er findet – die Geschichte kennenlernen, um aus der Wissenschaft zu lernen und dann die Zukunft gestalten. „Ich finde es toll, dafür jetzt zuständig sein zu dürfen und in Finsterau und Massing Akzente setzen zu können.“


- SB


Bezirk NiederbayernLandshut

Quellenangaben

Bezirk Niederbayern

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