IN DER SUASSBACHKLAMM
Dr. Fritz Haselbeck
„Haareis“ oder „Eiswolle“ heißt das auf den Fotos abgebildete bizarre Gebilde offiziell, im Volksmund wird es auch „Zwergenhaar“ genannt. Dr. Fritz Haselbeck hat dieses kleine Naturschauspiel an einem dürren, halbbemoosten Ast an der Saußbachklamm bei Waldkirchen entdeckt. Bis 10 Zentimeter hoch quollen die dünnen weißbläulichen Fäden an einer schattigen Waldstelle.

Es handelt es sich um keinen Pilz, wie man meinen möchte, sondern um dünne Eisfäden, die aus altem Holz „sprießen“. Es ist also gefrierendes Wasser, das in kalter Luft sofort gefriert und filigrane seidenartige Längsbüschel bildet. Der Schweizer Physiker Christian Mätzler (*1945) hat herausgefunden, dass ein winteraktiver Pilz in Bodengeäst Treibgas als Stoffwechselprodukt produziert, welches das Wasser aus dem Holzinneren an die Oberfläche treibt. Dabei muss die Umgebungstemperatur knapp unter null Grad liegen, dazu muss auch Windstille herrschen. Wichtig ist, dass die Äste rindenfrei sind, um für den Wasserdruck keinen Widerstand zu bieten. Haareis „wächst“ nur an toten Ästen von Laubhölzern, es ist sehr kurzlebig. Übrigens: Fasst man das „Haareis“ an oder haucht es an, schmilzt es auf der Stelle zwischen den Fingern weg.
