„Guten Tag, Jenseitswald“, eilfertig nickt der Försterbestatter in die Leitung. „Oh, mein herzliches Beileid!“ Er lauscht. „Ja, gut, was war er denn so für'n Typ? Schießen Sie los“. Das Publikum lacht. „Ach, das wissen Sie nicht? Er hat nicht viel mit Ihnen geredet?“ Lautes Gelächter. „Ja, das ist ziemlich typisch.“
Rund 200 Mitglieder der europäischen Forstfamilie hatten sich am Mittwochabend in der ArberLandHalle Bayerisch Eisenstein eingefunden, um Prof. Dr. Michael Suda bei seiner kabarettistischen Einkreisung der Försterseele beizuwohnen. Nach der „Schinderei“ des ersten EFNS-Wettkampftages, welche allerorts noch lächelnd moniert wurde, freuten sich die Teilnehmer auf diesen kulturellen Höhepunkt der Veranstaltungsreihe. Nachdem man Bürgermeister Charly Bauer zu einem Försterwitz genötigt hatte, begann das Programm:
Hier schlüpfte Suda, als Inhaber des Lehrstuhls für Wald- und Umweltpolitik an der TU München nicht ganz unerfahren im Umgang mit der „Grünen Spezies“, in verschiedene Rollen: Nach dem Bestatter trat der schüchterne Geschichtsdozent auf. Er verfolgte den historisch gewachsenen Blick auf den Försterstand von „Ich kann hetzen, jagen / und kann Leute plagen“ bis zur Familienserie „Forsthaus Falkenau“. Sein Kollege, ein Soziologe, kam dann auf die divergenten Ansprüche aus Gesellschaft, Politik, Wirtschaft und Verbänden im Hier und Jetzt zu sprechen. Diese resultierten in dem Wortungebilde „ökonologische Schnutzfunktion”. Der Förster selbst, eisern dem „Gesetz des Örtlichen“ folgend, winkt hier nur ab: „Ich gehe in den Wald!“
Es kamen weiterhin zu Wort: Die heulende Bracke Waldi, ein Messeverkäufer von “Deer & mir” mit vollautomatischem „Vollförster“, Eventmanager Pit Forster, der den Wald als „Generator of Unforgettable Moments“ verkaufte, ein indischer Guru, dessen orchestriertes Mantra aus „Nachhaltigkeit“, „Multifunktionalität“ und „Wald-Forst-Holz“ die Halle füllte und schließlich der Münchner Forstarzt. Neben Bürstenwuchs, männlicher Schütte, Schirmschlaganfällen und Anglizysten mit Dialekt, so meinte er, litten seine Patienten häufig an einem Bonsaikomplex. „Dabei haben sie diesen doch überhaupt nicht nötig“, lamentierte er. Das abschließende Credo: „Mit dem Wald verändert ihr die Welt“ wärmte die Gemüter der Anwesenden und machte Lust auf die kommenden beiden Eventtage.