„Das Gebilde Förderverein ist einfach zu klein geworden“

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10.12.2018
Passau

Nach nunmehr 18 Jahren als Fördervereinsvorsitzende schlägt Annemarie Schmöller gemeinsam mit den zahlreichen Mitgliedern des Fördervereins „Freunde und Förderer der Kinderklinik Passau e.V.“ neue Wege ein: Ende September ist in einer außerordentlichen Mitgliederversammlung einstimmig die Auflösung des Fördervereins beschlossen worden. Im persönlichen Interview hat die langjährige Vereinsvorsitzende die Hintergründe zur Auflösung erläutert und die neuen Wege mit Dr. Maria Diekmann als Stiftungsvorstandsvorsitzende aufgezeigt.

Die langjährige Fördervereinsvorsitzende Annemarie Schmöller (l.) und Dr. Maria Diekmann als Vorstandsvorsitzende der Stiftung Kinderlächeln werden künftig im Rahmen der Stiftung Kinderlächeln eng zusammenarbeiten.Die langjährige Fördervereinsvorsitzende Annemarie Schmöller (l.) und Dr. Maria Diekmann als
Vorstandsvorsitzende der Stiftung Kinderlächeln werden künftig im Rahmen der Stiftung Kinderlächeln eng
zusammenarbeiten.


Frau Schmöller, man kann sagen, mit dem Aus des Fördervereins geht eine Ära zu Ende, beziehungsweise neue Türen werden geöffnet:

Oh ja. 1991 wurde der Förderverein gegründet – also vor über 27 Jahren. Schon damals war die Intension, sich für das Wohl kranker Kinder und Jugendlicher einzusetzen. Mit dem Neubau der Kinderklinik war damals ein großer Umbruch festzustellen. Die Gegebenheiten haben sich geändert und wir haben uns gefunden, um die „neue“ Kinderklinik in ihrer Arbeit zu unterstützen und uns für die Dinge einzusetzen, die eben nicht von den Krankenkassen oder von öffentlicher Hand getragen wurden. Da fallen mir die Elternbetten ein, Spielzeug für die kranken Kinder auf den Stationen oder auch spezielle Therapiegeräte, der Klinikclown und vieles mehr.
Der Verein hat sich langsam entwickelt und hatte sich dann über die Jahre bei einem festen Mitgliederstamm von rund 230 Mitgliedern eingependelt. So wie damals entwickeln sich die Gegebenheiten immer weiter und so ist das Gebilde „Förderverein“ für die Voraussetzungen der Kinderklinik mittlerweile zu klein geworden und musste eben umziehen in ein „größeres Haus“ – und dieses Haus heißt jetzt Stiftung Kinderlächeln.
In dem neuen, größeren Gebilde der Stiftung finden sich die Ziele des Förderverein jedoch wieder. Es war einfach ein logischer Schritt der Weiterentwicklung. Mit der Vereinsauflösung geht nichts verloren, sondern es geht weiter – eben auf neuen Wegen.


Nach fast drei Jahrzehnten ist eine Vereinsauflösung jedoch sicher kein leichtfertiger Schritt?

Wir haben uns diese Entscheidung nicht leicht gemacht. Die Vereinsauflösung war ein langwieriger und
gut überlegter Schritt. Letztlich geht es allen Mitgliedern darum die aktuellen Entwicklungen nicht
aufzuhalten oder zu blockieren. Schon im Rahmen der Spendenkampagne „Wir bauen fürs Leben“
konnten wir feststellen, dass der Apparat Förderverein allein zu klein ist und auf andere Füße gestellt
werden muss, um langfristig und nachhaltig die Kinderklinik in ihrer Arbeit zu unterstützen. Für den
Förderverein ist auch der Verwaltungsaufwand immer größer geworden. Mit den rechtlichen
Rahmenbedingungen einer Stiftung ist eine Hilfe für kranke Kinder und ihre Familien nun einfacher zu
gestalten und zu händeln.
So haben wir bereits im letzten Jahr die Satzung geändert und uns auf den Schritt der Vereinsauflösung
langsam vorbereitet. Der Beschluss zur Auflösung Ende September war das Vernünftigste und wir haben
natürlich auch von Seiten der Stiftung Kinderlächeln die Zusage erhalten, dass der Geist des
Fördervereins in der Stiftung weiterlebt. Die Stiftung Kinderlächeln will keine anonyme, sondern eine
lebendige Stiftung sein. Letztlich geht es um die Kinderklinik und hier können wir, egal ob Förderverein
oder Stiftung, nur existieren, wenn sich Menschen einbringen und spenden – nun eben nicht mehr als
Vereinsmitglieder im Rahmen eines Mitgliedbeitrags, sondern als Stiftungs-Pate oder Sponsor. Ohne
Idee, Tatkraft und das Engagement der Menschen passiert gar nichts, weder im Verein, noch in einer
Stiftung.


Wie blicken die Fördervereinsmitglieder auf den Übergang in die Stiftung Kinderlächeln?

Natürlich ist es ein Abschied für alle, die sich persönlich engagiert und eingebracht haben. Den Wehmut
spürt man schon ein wenig, vor allem bei den Gründungsmitgliedern des Fördervereins. Was unsere
festen Mitglieder angeht, hatten diese in der Vergangenheit stets das Vertrauen in uns, dass die
Spendengelder immer ihren guten Zweck finden und zum Wohle der Kinder bestmöglich eingesetzt
werden und so haben sie uns auch bei dieser Entscheidung das entsprechende Vertrauen
entgegengebracht.
Grundsätzlich wollen wir alle Mitglieder auch auf dem Weg zur Stiftung Kinderlächeln mitnehmen,
allerdings ist dies im Rahmen der neuen EU-Datenschutzgrundverordnung nicht möglich. Wenn sich
unsere Mitglieder also in der Stiftung Kinderlächeln einbringen möchten, dann müssen sie ein neues Blatt
unterschreiben und engagieren sich damit im Rahmen eines neuen rechtlichen Gebildes – der Stiftung –
also mit anderen Voraussetzungen, aber denselben Zielen. Ja, es geht ein Teil zu Ende und es beginnt
ein neuer Abschnitt – jeder kann also für sich selbst entscheiden, ob er an den neuen Entwicklungen
teilhaben möchte. Nächstes Jahr werden in jedem Fall keine Mitgliedsbeiträge mehr seitens des
Fördervereins erhoben.


Und ihre ganz persönliche Gefühlslage zur Vereinsauflösung?

Ich war Gründungsmitglied 1991 und von 1994 - 2000 zweite Vorsitzende, ab 2000 bis jetzt
Fördervereinsvorsitzende. Es ist denke ich selbstverständlich, wenn man so lange Zeit mit der
Kinderklinik verbunden ist, dass man eine ganz spezielle Bindung zu dem Haus und natürlich auch zu
dem Verein hat. Natürlich hat man da auch ein weinendes Auge, aber ich bin der festen Überzeugung,
dass es im Sinne der Kinderklinik und vor allem auch im Sinne der Kinder positiv weitergeht. Ein frischer
Geist war wichtig und der ist mit Dr. Maria Diekmann, als Stiftungsvorstandsvorsitzende, sicher
eingekehrt. Darüber bin ich sehr froh. Denn sie brennt für die Sache und macht die Stiftung zu etwas
Lebendigem.
Außerdem geht es auch für mich in der Stiftung weiter: Als Mitglied im Stiftungsrat habe ich weiterhin die
Möglichkeit meine Stimme zu erheben und mich einzubringen. Der Förderverein hat nun ein neues
Gewand, so sehe ich das, und mit dieser Verwandlung kehre ich der Kinderklinik keinesfalls den Rücken,
sondern freue mich auf den neuen Weg. Das ist die beste Lösung.


Frau Diekmann, inwieweit unterscheidet sich die Stiftung Kinderlächeln nun vom Konstrukt
Förderverein?

Der Förderverein hat die letzten Jahrzehnte wahnsinnig dazu beigetragen, ein sehr familien- und
kinderfreundliches Umfeld in der Kinderklinik Dritter Orden Passau zu schaffen – was ja für eine Klinik
nicht selbstverständlich ist. Wir wollen die Arbeit des Vereins fortführen, das ist auch in der
Stiftungssatzung so festgehalten, und setzen dabei auch in Zukunft auf wichtige Bausteine, wie den
Klinikclown oder die Anschaffung von Spielsachen. Aber die Stiftung Kinderlächeln möchte die Ziele
auch weiter ausbauen und in weitere wichtige Säulen des Kinderklinikalltags investieren, wie in die Ausund
Weiterbildung von Personal, oder auch die entsprechende Anschaffung von medizinischen Geräten.


Wie können sich die ehemaligen Mitglieder vom Förderverein in der Stiftung einbringen?

Wir haben uns überlegt, wir hätten gern sogenannte Paten in der Stiftung Kinderlächeln und würden uns
deswegen freuen, wenn möglichst viele der Mitglieder künftig Paten der Stiftung sind und damit auch in
Zukunft ihre Zugehörigkeit zur Kinderklinik zum Ausdruck bringen. Das wäre mit einer Dauerspende oder
natürlich auch Einzelspenden möglich. Es ist natürlich ganz wichtig, die enge Bindung und emotionale,
aber auch ideelle Unterstützung der vielen Menschen, die sich die letzten 25 Jahre eingebracht haben,
auch weiter mitzunehmen.


- SB


Kliniken Dritter Orden gGmbHPassau

Quellenangaben

Kliniken Dritter Orden gGmbH
Foto: Stefanie Starke

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