Wer auf seinem landwirtschaftlichen Betrieb ökologisch wirtschaften will, der muss nicht zwangsläufig nach den Richtlinien der EG-Verordnung oder den zusätzlichen Richtlinien der Ökoanbauverbände wirtschaften. Wer aber das Bayerische Kulturlandschaftsprogramm (B10) und die damit verbundenen Fördermittel erhalten möchte ist es notwendig, sich nach der EG-Verordnung zertifizieren zu lassen. Auch eine Verbandsmitgliedschaft bei einem der Anbauverbände und deren Erzeugerverbände macht bei vielen Betrieben Sinn. Bei denen, die wenig oder keine Produkte vermarkten, genügt oft auch die Kontrolle nach der EG-Verordnung ohne Verbandsmitgliedschaft, das spart auch Kosten.
Als Referenten für diese Veranstaltung im Rahmen der Bio-Woche konnte Projektmanager Gerhard Falter von der Ökomodellregion Ilzer Land den Leiter der Kontrollstelle der Firma Lacon GmbH aus der Geschäftsstelle in Passau sowie Johann Schiefereder, den Geschäftsführer des Biokreis Erzeugerring Bayern e.V. begrüßen.
Dietmar Betz von der Geschäftsstelle der Lacon GmbH in Passau bei seinen Ausführungen.
Dietmar Betz ging zunächst auf die Inhalte EG-Verordnung ein. Wer ökologischen Landbau betreiben und sich zertifizieren lassen will, der kann bei einer anerkannten Kontrollstelle einen Antrag auf Biozertifizierung stellen. Nach der Terminvereinbarung kommt dann ein Mitarbeiter auf den Hof und bespricht die Inhalte der Umstellung, der notwendigen Dokumentation und die Vorgehensweise der Umstellung anhand eines Umstellungsplanes mit dem Landwirt. Der Betrieb wird einmal jährlich kontrolliert. Anschließend erhält der Betrieb die jährliche Biobescheinigung zugesandt. Anhand einer Übersicht zeigte der Referent auf, wie lange die Umstellung von Äckern, Wiesen und dem Tierbestand dauert, bis man „bio“ vermarkten und draufschreiben kann. Im zweiten Teil des Abends informierte dann Johann Schiefereder über die Vorteile der Verbandsmitgliedschaft im Biokreis bzw. im Biokreis Erzeugerring Bayern e.V.. Diese sei zwar mit zusätzlichen Kosten verbunden, aber dafür erhalte jeder Landwirt auf Wunsch auch eine jährliche Betriebsberatung und dem Landwirt werden unentgeltlich Vermarktungskontakte für die Verkauf von Speise-, Futtergetreide oder zum Beispiel Fleisch. Wer das „Kulap“-Programm in Anspruch nehme, der erhalte einen Kontrollkostenzuschuss, der bei kleineren Betrieben die Kontrollkosten in der Regel abdecke.
Schiefereder erklärte in seinen Ausführungen, er sei früher ein „Vollgas-Bauer“ gewesen. Er habe seinen 40-Hektar großen Betrieb aber dann auf Bioanbau umgestellt. Auf die Frage eines Zuhörers, ob manche Biobetriebe wieder zurückumstellen meinte Schiefereder: alle, die einmal umgestellt haben bleiben auch dabei. Nach der Erfahrung von Gerhard Falter sagen viele sogar, „das hätte ich schon früher machen sollen.“ Auf die Frage nach den Kosten für die Verbandszugehörigkeit führte Schiefereder aus, dass diese je nach Betriebsgröße gestaffelt sei, sich aber bei vielen Betrieben, die größere Mengen an Getreide, Fleisch, MiIch oder andere Produkte vermarkten auszahle. Ein kleiner Betrieb, der keine Hilfe bei der Vermarktung brauche oder eine funktionierende Direktvermarktung habe, brauche nicht zwingend eine Verbandsmitgliedschaft, aber es sei auch ein Image- und Qualitätsvorteil, einem Verband wie Biokreis, Naturland, Bioland oder Demeter angeschlossen zu sein, da die Verbände zusätzliche Richtlinien haben, die über die reine EG-Ökoverordnung hinausgehen.
Nach einer interessanten Diskussion bedankte sich Gerhard Falter bei den Referenten für die praxisorientierten und engagierten Referate und verwies weitere Umstellungs-Interessenten auf die Möglichkeit der Erstkontaktaufnahme der Ökomodellregion Ilzer Land, Marktplatz 11 in Perlesreut. „Vor allem auch viele kleinere Landwirte mit nur ein paar Hektar wissen oft nicht, wie viele gute Möglichkeiten eine Umstellung in finanzieller Hinsicht bieten könne, aber auch für die eigene oder familiäre Lebensperspektive. „Jeder Landwirt kann mich gerne unter der Tel. 08555 4065132 anrufen“, so Falter, dann besprechen wir alles in Ruhe, von Bauer zu Bauer!“