Die Rente? Ein heikles Thema. Für Laien ist sie oft undurchschaubar. Ein kurzer Blick in den eigenen Rentenbescheid genügt, um das zu bestätigen. Schnell zeigt sich hier aber ein noch größeres Problem, nämlich die Höhe der gesetzlichen Rente: Frauen bekommen im Durchschnitt 817 Euro monatlich ausgezahlt. Bei Männern sind es im Mittel 1.285 Euro. Diese aktuellen Zahlen bringen das Dilemma auf den Punkt: Üppig fällt die gesetzliche Altersrente selbst bei jahrzehntelang Berufstätigen nicht aus. Läuft hier etwas gehörig schief?
Am Donnerstag, 07.03.2024, von 19:00 Uhr bis 21:00 Uhr gestalteten Heidi Koschollek und Helmut Plenk passend zu dieser Frage ihren Vortragsabend „Armut = weiblich?“ im Bürgerspital Plattling. Zahlreiche Menschen waren der Einladung der Gleichstellungsbeauftragten der Isarstadt und des Kreisgeschäftsführers der VdK-Geschäftsstelle Arberland und Deggendorf gefolgt. Das Interesse war offensichtlich groß. Jedoch: Mit Blick auf die massiven Rentenprobleme sicherlich noch nicht groß genug. Die Rente wird in Zukunft nämlich kaum höher ausfallen. Helmut Plenk brachte das ohne Umschweife auf den Punkt.
Generell nahm der sympathische Rentenexperte bei seinem knapp zweistündigen Vortrag kein Blatt vor den Mund. Seine Ehrlichkeit schätzten die Anwesenden sehr, was sich in vielen Fragen aus dem Publikum widerspiegelte. Dabei schaffte es der VdK-Kreisgeschäftsführer, der ebenfalls Behindertenbeauftragter des Landkreises Regen ist, Berührungsängste rund um die Rente abzubauen. Er erklärte alles Wichtige leicht verständlich und sorgte so für hörbare Aha-Momente im Publikum. Sein Vortrag war also nicht nur informativ, sondern auch kurzweilig und vor allem praxisnah.
Jedoch beleuchtete Plenk nicht nur die wichtigsten Punkte rund um die Rente angenehm nachvollziehbar. Er gewährte auch viele Einblicke in seine tägliche Arbeit. Teilweise waren diese aber nichts für schwache Nerven.
So berichtete der VdK-Kreisgeschäftsführer etwa von Menschen, die sich neben schweren Schicksalsschlägen auch mit existenzbedrohenden, bürokratischen Hürden auseinandersetzen mussten. Das könne jede und jeden auch in jungen Jahren treffen, mahnte Plenk. Es sei also unverzichtbar, sich mit individuellen Absicherungen wie etwa der BU zu beschäftigen. Hierbei müssten jedoch stets die einzigartigen Lebensumstände betrachtet werden. Auf das Teilen von allgemeingültigen Tipps verzichtete der Rentenexperte also - grundsätzlich. In drei Fällen machte er nämlich eine Ausnahme:
- Ab 55 Jahren sollte das eigene Rentenkonto unbedingt professionell geprüft werden. Nicht selten könnten sich manche früher und trotzdem ohne finanzielle Nachteile aus dem Arbeitsleben zurückziehen.
- Dringend rät Plenk bei einer geringfügigen Beschäftigung dazu, sich für die Einzahlung in die Rentenkasse zu entscheiden. Diesen Punkt betonte er aufgrund seiner Wichtigkeit mehrmals.
- Da die Rente auch in Zukunft nicht üppig sein wird, müsse nach Möglichkeiten privat vorgesorgt werden. Immobilien oder Fonds böten sich dafür zum Beispiel an.
Der Vortragsabend im Plattlinger Bürgerspital beleuchtete die Rente also in all ihren Facetten. Dazu gehört natürlich auch die Lage der Frauen: Sie sind deutlich öfter als Männer in geringfügiger Beschäftigung tätig. Seit 1. Januar 2024 liegt hier die Verdienstgrenze bei 538 Euro im Monat. Gleichzeitig übernehmen häufig Frauen den Löwenanteil der Care-Arbeit, pflegen also Angehörige oder kümmern sich um den gemeinsamen Nachwuchs. Dass sich das direkt auf ihre Rente niederschlägt, darf nicht überraschen. Gleiches trifft auf die Lohnmissstände zwischen Frau und Mann zu:
Auch 2024 verdienen weibliche Berufstätige durchschnittlich 18 Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen. Mehr Fairness und Gerechtigkeit würde also nicht nur der Rente hervorragend anstehen. Die Kürzung der Hinterbliebenenrente ist ein weiteres Beispiel dafür: Verstirbt der Partner und übersteigt der monatliche Verdienst der Witwe den aktuellen Freibetrag in Höhe von 992,64 Euro, wird sogar die Hinterbliebenenrente gekürzt.
Offensichtlich: Für die Plattlinger Gleichstellungsbeauftragte Heidi Koschollek und VdK-Kreisgeschäftsführer Helmut Plenk gibt es noch viel zu tun. Das Schöne ist aber: Mit ihnen sind zwei Profis am Werk, die sich ehrlich für die Belange der Bürgerinnen und Bürger einsetzen. Es besteht also Hoffnung - und ein heißer Draht nach Berlin, den Herr Plenk sicher auch weiterhin zum Glühen bringen wird.