Ziegelindustrie auf dem Weg zur Klimaneutralität
Der Freistaat Bayern fördert derzeit Holz als Baustoff für Städte und Gemeinden und Privatleute. Die maximale Gesamtzuwendung beträgt 200.000 Euro je Baumaßnahme, ein erheblicher Betrag in Zeiten hoher Zinsen und allgemein gestiegener Baukosten. Die Bayerische Ziegelindustrie sieht darin eine Wettbewerbsverzerrung und fordert Technologieoffenheit von der bayerischen Staatsregierung. Die Abgeordneten Martin Behringer und Tobias Beck, beide von der Freie Wähler Landtagsfraktion und Mitglieder im Ausschuss Bauen, Wohnen und Verkehr informierten sich bei einem Besuch über den Baustoff Ziegel.
Ziegel ist einer der ältesten Baustoffe mit langer Tradition. Derzeit ist der langlebige und nachhaltige Baustoff wegen des Brennvorgangs noch von teurem Gas abhängig und das auch noch für einige weitere Jahre, weil Alternativen wie beispielsweise Synthesegas oder grüner Wasserstoff noch nicht in ausreichendem Maße vorhanden sind und die Infrastruktur dafür fehlt. Der Gasverbrauch wurde in den letzten 30 Jahren halbiert von zehn auf aktuell 5,4 Terawattstunden und die CO2-Emissionen um etwa 40 Prozent auf 1,74 Millionen Tonnen CO2 jährlich. Die Ziegelindustrie ist entschlossen den Weg zur Klimaneutralität weiterzugehen, auch wenn der Weg noch lang und sehr kostenintensiv ist.
v.l.n.r.: Yves Knoll (BZV); Annette Resch (BZV); Hubert Venus; Martin Behringer, MdL; Katharina Venus; Tobias Beck, MdL; Max Venus
Dachziegel und Pflasterklinker sind ohne weiteres wiederverwendbar. Vor- und Hintermauerziegel sind wiederverwertbar, also recyclingfähig, aber mit größerem Aufwand. Zurzeit wird Ziegelbruch, der beim Rückbau eines Gebäudes anfällt, zu Ziegelmehl verarbeitet, welches z.B. auf Tennisplätzen oder auch im Straßenbau, im Landschaftsbau und als Pflanzensubstrat Verwendung findet. Teilweise fließt es auch wieder in den Produktionsprozess ein.
Der Rohstoff Ton ist in Deutschland nahezu unendlich verfügbar. „Wir könnten viel mehr abbauen. Das ist wichtig für den Aspekt der Rohstoffunabhängigkeit. Allerdings ist Ton nicht gleich Ton, regional gibt es Qualitätsunterschiede. Für den Abbau braucht es Genehmigungen, die verbunden sind mit strengen Auflagen für eine Renaturierung nach dem Abbau. In aufgelassenen Tongewinnungsstätten entstehen vorbildliche Biotope mit großer Artenvielfalt“ so die Inhaber des Tonwerks in Schwarzach Familie Venus bei der Werksbesichtigung.
Bis zum Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine war ein Brennstoffwechsel von Kohle und Öl zu Gas politisch gewollt, was jedoch zu einer massiven Gasabhängigkeit führte. Die Alternative zu Gas wäre grüner Wasserstoff, der aber in Deutschland nicht in der Menge verfügbar ist, die gebraucht würde. Darüber hinaus sind hohe Investitionen notwendig, um Anlagen umzubauen. Und es müsste Planungssicherheit bestehen, dass die Infrastruktur vorhanden und die Versorgung gesichert wäre.
Aktuell bricht die Zahl der Bauvorhaben aus Ziegel massiv ein. Andererseits steigt der Wohnraumbedarf. Gerade die hohen Qualitätsanforderungen, gestiegene Zinsen, höhere Baukosten und Finanzknappheit bei privaten Bauherren bremsen den Wohnungsbau aus.
Hier ist die Politik gefordert, geeignete Maßnahmen zu ergreifen, um die Baukonjunktur anzuschieben. Dabei sollten alle Fördermittel technologieoffen und baustoffneutral ausgeschrieben werden und auch den Aspekt der Langlebigkeit angemessen berücksichtigen. Genau das sehen die Vertreter der bayerischen Ziegelindustrie bei der BayFHolz nicht gegeben. „Wir sprechen uns stattdessen dafür aus, die BayFHolz schnellstmöglich durch eine „Bayerische Förderrichtlinie für klimafreundliches Bauen“ zu ersetzen und appellieren an die Abgeordneten, sich für eine Novellierung der bayerischen Förderrichtlinie einzusetzen.