Ausbildung in Gastro und Hotellerie: Hoffnung auf den Aufholeffekt

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24.06.2021
Passau

Die Corona-Krise und ihre Folgen für die berufliche Ausbildung – speziell in der Hotel- und Gaststättenbranche – war das zentrale Thema eines Austausches zwischen Politik und Wirtschaft, für den sich die Landtagsabgeordnete Ruth Müller sowie die Bundestagsabgeordnete und Parlamentarische Staatssekretärin bei der Bundesministerin der Justiz und für Verbraucherschutz Rita Hagl-Kehl mit Vertretern der IHK Niederbayern um deren Hauptgeschäftsführer Alexander Schreiner zusammengeschaltet haben. Die beiden Politikerinnen äußerten ihre Sorge, dass Corona neben den wirtschaftlichen Auswirkungen auch für einen Knick in der Ausbildungsstatistik sorgen könnte. Ein Problem, denn „die heutigen Auszubildenden sind die angehenden Fachkräfte von morgen“, wie Hagl-Kehl erklärte. Müller führte an, dass etwa in der Gastronomie schon vor Corona die Lage der Ausbildung schwierig gewesen sei, sie sprach von „Mangelberufen“. Aufgrund der unklaren Perspektive, der sich die gesamte Branche durch Krise und Lockdown hindurch gegenübergesehen habe, könne sich die Lage noch verschärft haben. IHK-Hauptgeschäftsführer Schreiner konnte diese Tendenz zunächst bestätigen: „Wenn die Betriebe nicht stabil laufen, komplett geschlossen sind oder zwischen einem Hin und Her von Öffnung und Schließung pendeln, dann wird auch die Ausbildung schwierig.“ Er verwies hier unter anderem auf das Nachbarland Österreich, wo Öffnungen der Gastronomie anders als in Bayern nicht einzig und allein an einem schwankenden Inzidenzwert festgemacht wurden. Betroffen gewesen seien von dem Problem aber etwa auch der Handel oder der weite Bereich von Freizeit, Reise und Tourismus. Trotzdem hätten die allermeisten Betriebe ihre Auszubildenden gehalten und selbst während Hochzeiten der Pandemie die Ausbildung weitergeführt, bekräftigte Schreiner.

Karl Heinz Friedrich, bei der IHK verantwortlich für den Bereich Berufliche Bildung, stützte diese Einschätzung mit Rückmeldungen aus den Ausbildungsbetrieben in der Region. So hätten die Unternehmen mit den Azubis alle Möglichkeiten genutzt, um auch die praktische Ausbildung zu gewährleisten, etwa den Einsatz für Geschäftsreisende in Hotels oder bei Essen „to go“ in den Gasthäusern. Friedrich nannte auch das Beispiel von komplett geschlossenen Betrieben, die dennoch mit Unterweisungen, Schulungen oder speziellen Trainings engen Kontakt mit den Auszubildenden gehalten hätten. Entsprechend hätten sich weder die Bestehensquote in den Abschlussprüfungen noch die durchschnittlichen Prüfungsergebnissee verschlechtert, berichtete Friedrich. Aber auch er betonte: „Es darf keine Generation Corona geben, keine Nachteile für die jungen Menschen und natürlich ebenso wenig für die Betriebe, die diese Nachwuchskräfte ja dringend benötigen.“

Screenshot der VideokonferenzScreenshot der Videokonferenz


Hagl-Kehl appellierte an die Betriebe, wieder mehr Praktikumsplätze anzubieten, um die Wahl eines Ausbildungsplatzes zu erleichtern. „Wenn ich kein Praktikum machen kann, ist es auch unwahrscheinlich, dass ich den Beruf ergreife“, meinte die Abgeordnete. Schreiner konnte sich dem anschließen, Corona habe nicht zuletzt die Berufsorientierung als vorgelagerten Schritt vor einer Ausbildung durcheinandergewirbelt – vom Ausfall der Ausbildungsmessen bis hin zu den hohen Hürden, die die Corona-Regeln für einen Praktikumsaufenthalt aufgebaut haben. Es sei nun eine gemeinsame Aufgabe von Politik und Wirtschaft, aber genauso etwa der Schulen, wieder mehr Schwung in den Ausbildungsmarkt zu bekommen. An Beiträgen der IHK dafür nannte Schreiner etwa das Projekt der „IHK-AusbildungsScouts“, die als junge Azubis virtuell oder persönlich in den Klassenzimmern von ihrer Ausbildung und den damit verbundenen Karrierechancen berichten. Mit verstärkten digitalen Angeboten ermögliche es die IHK den Ausbildungsbetrieben, sich noch einfacher bei potenziellen Bewerbern vorzustellen. Und die Zielgruppe der Eltern nehmen aktuell spezielle Elternabende zur Berufsausbildung in den Blick, die in Zusammenarbeit mit Arbeitsagentur und Handwerkskammer in ganz Niederbayern angeboten werden. Die Politikerinnen wie die IHK-Vertreter hofften demnach auf einen Aufholeffekt in der Ausbildung bis Jahresende, denn, so sagte Müller: „Eine Ausbildung ist eine hervorragende Basis. Es stehen einem damit alle Wege offen.“


- SB


IHK für Niederbayern in PassauPassau

Quellenangaben

IHK für Niederbayern in Passau

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