Dem schleichenden Verlust an Kulturlandschaft entgegenwirken

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09.02.2021
München

Alte Hohlwege und Kellergassen, Weinberge und Streuobstwiesen, historische Ortsränder und Flurformen, Feldkreuze, Grenzsteine und Hüllweiher haben etwas gemeinsam: sie alle sind historische Elemente der Kulturlandschaft. Als Zeugnisse einer jahrhundertelangen Nutzung der natürlichen Umwelt durch den Menschen bestimmen sie noch heute das Landschaftsbild in Bayern.

„Wir setzen uns insbesondere für eine landesweite Erfassung der historischen Landschaftselemente ein, um ihrem schleichenden Verlust wirksam zu begegnen,“ erklärt Ursula Eberhard, Referentin für Kulturlandschaft beim Landesverein.

Dem stimmt auch der Vorstandsvorsitzende, Dr. Olaf Heinrich, zu:

„Mit ihren vielen baulichen Elementen und Bodendenkmälern sind die historischen Landschaften Bayerns bedeutende Geschichtszeugnisse. Tragen wir Sorge dafür, dass die historischen Strukturen und das damit verbundene Wissen auch für nachfolgende Generationen bewahrt werden.“

Die Geschichte von der sogenannten „Dicken Ev“ am Weg nach Spiesheim (Gemeinde Sulzheim, Lkr. Schweinfurt), rankt sich um einen Bildstock, einen ehemaligen Leichweg und verloren gegangene Särge. Zur „Dicken Ev“ gibt es einen Eintrag in der Datenbank.
Die Geschichte von der sogenannten „Dicken Ev“ am Weg nach Spiesheim (Gemeinde Sulzheim, Lkr. Schweinfurt), rankt sich um einen Bildstock, einen ehemaligen Leichweg und verloren gegangene Särge. Zur „Dicken Ev“ gibt es einen Eintrag in der Datenbank.


Daher wurde bereits 2017 das LEADER-Kooperationsprojekt „Erfassung (historischer) Kulturlandschaft“ ins Leben gerufen. Nach dessen Ende im Dezember 2020 übernahm der Landesverein die Verantwortung für die im Zuge des Projekts entwickelte Datenbank, die nun schrittweise bayernweit geöffnet werden soll.

Zu diesem Zweck wurde beim Landesverein in Kooperation mit dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege eine halbe Stelle eingerichtet. Sie konnte mit einem ausgewiesenen Experten, dem Landschaftsplaner Dr.-Ing. Thomas Büttner, besetzt werden, zu dessen beruflichen Schwerpunkten die Erstellung von Kulturlandschaftsinventaren und denkmalpflegerischen Fachbeiträgen gehören.

Die Datenbank ist unter www.erfassung.historische-kulturlandschaft.net abrufbar. Darin finden sich mittlerweile über 1200 Einträge, viele weitere sind in Bearbeitung.

Die Einträge in der Datenbank stammen durchweg von Ehrenamtlichen und werden vor der Freigabe im Web formal und inhaltlich geprüft. Auch die fachliche Begleitung der Erfasser wird Thomas Büttner fortführen können. Geplant ist weiterhin, wieder Seminare zur Ausbildung von Kulturlandschaftsbeauftragten anzubieten.

Denn die Umgestaltung von Landschaften und Siedlungen, insbesondere im Zuge wirtschaftlicher Aktivitäten, erfordert Gespür für das Vorhandene und Rücksicht auf Natur und Menschen.

Nördlich von Diebach (Lkr. Ansbach) führt eine steinerne Bogenbrücke über die Tauber. Sie wird „Heubrücke“ genannt, da über diese Brücke das geerntete Heu aus den Tauberwiesen ins Dorf gefahren wurde. Zur „Heubrücke bei Diebach“ gibt es einen Eintrag in der Datenbank.Nördlich von Diebach (Lkr. Ansbach) führt eine steinerne Bogenbrücke über die Tauber. Sie wird „Heubrücke“ genannt, da über diese Brücke das geerntete Heu aus den Tauberwiesen ins Dorf gefahren wurde. Zur „Heubrücke bei Diebach“ gibt es einen Eintrag in der Datenbank.


In diesem Sinne befürwortet der Landesverein Instrumente der politischen Mitbestimmung wie beispielsweise den Bürgerentscheid in der Stadt Weiden in der Oberpfalz zum Gewerbegebiet Weiden West IV. Für die Bebauung müsste ein Teil des Waldes im Weidener Westen, der auch ein wichtiges Naherholungsgebiet ist, abgeholzt werden.

„Schließlich haben die Bewohner einer Region das Recht auf eine halbwegs unversehrte Landschaft und auf gemeinschaftsverträgliche Lösungen,“ heißt es im Landesverein.


- SB


Bayerischer Landesverein für Heimatpflege e.V.München

Quellenangaben

Bayerischer Landesverein für Heimatpflege e.V.
Bild 1: Thomas Büttner
Bild 2: Friedrich Köhler

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