Regionale Kunst und Handwerk: Pia Gerber, Wolfenhaus

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03.06.2015
Grafenau, Hörmannsberg

Schon als kleines Mädchen spielte Pia Gerber nach eigener Aussage am liebsten mit Erde und mit Holz. Ob eine kreative Ader und / oder die Ausbildung auf einer Waldorfschule der Startschuss für ihre heutige Tätigkeit als freischaffende Künstlerin war, ist im Nachhinein nicht mehr zu ergründen. Ton und Holz sind jedenfalls heute immer noch die Hauptmaterialien, mit denen
sich Pia Gerber in ihrem künstlerischen Schaffen beschäftigt.

 

Wichteln bevölkern Ihren Garten, Frau Gerber, warum? Sind sie angenehme Mitbewohner?

Mit den Wichteln begann meine Keramikkunst, als ich vor vielen Jahren für meine kleine Tochter Wichteln kreierte. Und seitdem gehören sie zu mir, zu meiner Kunst im Bereich Keramik und Objekte. Meine Kunden fragen auch immer wieder Wichteln nach. Aber ich fertige heute vor allem Plastiken und Skulpturen, gerne in Kombination aus den Werkstoffen Holz und Ton.

 

Wichteln und weitere Keramikstücke.

 

Und im Bereich Schmuck sind Ihre handgewickelten Glasperlen Unikate?

Ja, jede einzelne Perle ist ein Unikat. Ich wickele sie per Hand aus bunten oder klaren Glasstangen am Brenner um einen Edelstahldorn. Daraus entstehen dann Ketten, Ringe, Ohrringe. Großen gefallen habe ich an rauen, matten Materialien gefunden. Was viele nicht wissen: In manchen Bächen unserer Region kann man noch Glasabfälle aus den Glashütten finden. Diese Glasbrocken sammele ich und fertige daraus beispielsweise Windlichter in einer Ton-Glas-Kombination.

Pia Gerber beim Handwickeln von Glasperlen in ihrer Außen-Werkstatt.

 

Frau Gerber, der Name Ihres Hauses, Ateliers, Lebensmittelpunktes 'Wolfenhaus' hat etwas durchaus Mythisches!
Ja, das passt schon zu meiner Kunst, zu der Stimmung hier oder besser gesagt zu
der Art von Leben, das wir uns vorstellen. Ein denkmalgeschütztes Waidlerhaus aus dem 18. Jahrhundert auf fast 700 m Höhe, in einem kleinen Dorf im Bayerischen
Wald. Das hat schon was und macht auch was mit einem Menschen. Dabei ist der
Ursprung des Namens ganz banal: Ein früherer Besitzer des Hauses hieß schlicht
und einfach Wolf. Und so bürgerte sich im Dorf der Name 'Wolfenhaus' ein.

 

Das 'Wolfenhaus', der Permagarten, Pia Gerber und Russ Wolf (Musiker).

 

Was ist Ihre Art zu leben, Ihre Philosophie?
Mehr tauschen und teilen beispielsweise. Wir haben hier einen wunderbaren Obstgarten mit alten Sorten. Und er wurde so angelegt, dass die Ernte nacheinander erfolgen kann, also sehr durchdacht, den natürlichen Bedürfnissen und Abläufen entsprechend. Rund um das denkmalgeschützte Haus und den Schuppen ist mittlerweile ein Permagarten entstanden, d. h. die Pflanzen und Kräuter sind so verteilt, dass sie sich gegenseitig unterstützen. Da Veilchen und Bärlauch andere Standorte wünschen als Sonnenhut oder Salbei, macht es wenig Sinn, sie nebeneinander anzusiedeln. Wir bemühen uns, für die Pflanzen, gemäß ihren Ansprüchen, in unserem Garten einen Platz zu finden. Auch für die, die landläufig als “Unkräuter” bezeichnet werden. Gerade diese besitzen oft Heilkräfte oder sind zubereitet äußerst schmackhaft. Und das alles beeinflusst natürlich auch meine Kunst, den Umgang mit Formen und Materialien wie Holz, Glas und Stein. Das Heimische, das für die Region Typische, das Angestammte ... das ist meine kleine, große Welt.

 

Herzlichen Dank Pia Gerber.

 


Serie: Kunst & HandwerkQualität statt Quantität - Kunst und Handwerk aus der Region sind wieder beliebter, denn je!

Quellenangaben

Fotos: Stephen Hahn

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