„Es gab nie ein ‚Nein‘, nichts war ihm zu schwierig oder zu gefährlich“
Kreisheimatpfleger Rupert Berndl für ein Leben im Dienst der Heimatpflege geehrt – 46 Jahre im Einsatz für Tradition, Kultur und Brauchtum
Sage und schreibe 46 Jahre, mehr als ein halbes Menschenleben lang, hat Rupert Berndl sich als
Kreisheimatpfleger für die Tradition, für das Brauchtum sowie für den Erhalt von Kulturdenkmälern und –
landschaften im Landkreis eingesetzt. Dafür gab es bei seiner offiziellen Verabschiedung im kleinen Rahmen im Landratsamt viele lobende Worte und ein paar kleine Geschenke von Landrat Sebastian Gruber.
Aber nicht nur Gruber würdigte Berndls Arbeit, auch Berndls Kreisheimatpflegerkollegen Karl-Heinz
Reimeier und Gerhard Ruhland, die teilweise Jahrzehnte lang zusammen mit ihm Tradition, Kultur und
Brauchtum im Landkreis hochgehalten haben, waren gekommen, um ihn zu verabschieden, ebenso wie aus
dem Landratsamt Reinhard Meisl, Berndls Kontaktmann in der Unteren Denkmalschutzbehörde,
Kulturreferentin Marina Reitmaier-Ranzinger sowie Sachgebietsleiter Karl Matschiner. „Es gab nie ein
‚Nein‘, nichts war ihm zu schwierig, zu anstrengend oder zu gefährlich. Ich habe sehr gut und sehr gerne mit
ihm zusammengearbeitet“, so lautete etwa Reinhard Meisls Einschätzung zu Rupert Berndl.
Landrat Sebastian Gruber ging in seiner Laudatio auf die vielen Verdienste Berndls als Kreisheimatpfleger
ein, exemplarisch hob er dabei den Erhalt der Triftkanäle im Dreisesselgebiet oder des Waldkirchner
Pfarrhofes sowie das Anstoßen und Begleiten der Sanierung des Emerenz-Meier-Hauses heraus. Berndl sei
es zu großen Teilen zu verdanken, dass das Haus noch stehe und mit Gastwirtschaft und Museum einer
nachhaltigen Nutzung zugeführt worden sei. Eine nicht ganz einfache Angelegenheit, an die sich Berndl
noch recht detailliert erinnerte.
Der Landrat würdigte aber auch Berndls Einsatz als Kreisrat (1996 bis 2002), als Stadtrat in Waldkirchen
(1971 bis 1978 sowie 1990 bis 2008) sowie sein Wirken als Lehrer, Bildhauer, Maler, Grafiker und Autor.
Gruber erinnerte an die vielen Auszeichnungen, die Berndl erhielt, darunter den ersten Preis der Akademie
der Bildenden Künste München, die Bayerische Verfassungsmedaille oder jüngst 2017 den Kulturpreis des
Bayerischen Waldvereins. Von hintergründigem Humor seien Berndls Gedichte, Kurzgeschichten und
Theaterstücke geprägt, einem Blick für die eigenen Schwächen und die seiner Mitmenschen. Mit seinen
beiden Kochbüchern, „Kartoffelsterz und Hollerkoch“ sowie „Brennsuppn und Erdäpfel“ habe er einen
wichtigen Beitrag zum Erhalt der traditionellen regionalen Küche geleistet und für zusätzliche Abwechslung
auch in der Küche des Landrats gesorgt, wie dieser schmunzelnd bemerkte.
Der damalige Landtagsabgeordnete Heinrich Schmidhuber war es, der 1972 zu Rupert Berndl meinte:
„Kreisheimatpfleger, das wäre doch was für Dich!“ Berndl sah das auch so und begann damals als 32-
Jähriger zunächst als stellvertretender Heimatpfleger, bevor er ab 1974 das Amt übernahm. Unter fünf
Landräten habe er gedient. Jetzt sei es aber Zeit gewesen aufzuhören, um eine geordnete Übergabe zu
ermöglichen. Berndl betonte, dass er seinem Nachfolger Dr. Leonhard Bürger jederzeit mit Rat und Tat zur
Seite stehen werde, aber nur dann, wenn dieser das wünsche.
In seinen Ausführungen hatte sich Berndl ganz bewusst nur schlaglichtartig drei Geschichten aus seiner Zeit
als Kreisheimatpfleger ausgesucht, aber man merkte gerade dadurch, in 46 Jahren sammelt sich einiges an
Geschichten an. Berndl berichtete von drei Begebenheiten, bei denen es ihm zweimal beinahe richtig ans
Geld und einmal fast ans Leben ging. Mit einer Klage oder hohen Geldstrafen hatte man ihm in zwei
Denkmalschutzfällen gedroht. Am nachdrücklichsten aber hatte ein Unfall während der Begehung eines so
genannten Schrazlgangs sich bei Berndl eingebrannt, wie er eindrucksvoll schilderte. Als er den schmalen
unterirdischen Gang untersuchte, brach dieser hinter ihm zusammen. Berndl war der Rückweg versperrt,
er war verschüttet. Zum Glück war der Heimatpfleger mit einem Seil gesichert, das den Helfern den Weg
wies, die ihn wieder ausgruben. Die Zeit bis zur Rettung hinterließ aber ihre Spuren. Es habe einige Nächte
und Träume gebraucht, so Berndl, um das Ganze zu verarbeiten. Dennoch sei er bei nächsten Gelegenheit
wieder in einen solchen Erdstall gestiegen, die Neugier auf mögliche Entdeckungen in dem rätselhaften
Erdloch war dann doch größer als eine Angst.
Berndl bedankte sich zum Abschluss bei allen Anwesenden für die gute und kollegiale Zusammenarbeit. Aus den Händen von Landrat Sebastian Gruber erhielt er als kleines Dankeschön für seinen jahrzehntelangen Einsatz ein Werk von Herbert Muckenschnabl aus einer limitierten Auflage.