Lebensmittel, Getränke, Drogerieartikel – solche Waren des täglichen Bedarfs zählen zur so genannten „Nahversorgung“. Durch ein verändertes Einkaufs- und Konsumverhalten sind die entsprechenden Strukturen vor Ort in Bewegung – auch im Landkreis Freyung-Grafenau. Anschaulich zeigt das der jetzt erschienene „Nahversorgungsatlas“ der IHK Niederbayern. Zentrales Ergebnis: Ein Konzentrationsprozess ist spürbar, dennoch ist das Einkaufen auf relativ kurzen Wegen weiterhin möglich. Mit 68 Prozent verfügen gut zwei Drittel der Gemeinden im Landkreis über eine gute oder sehr gute Nahversorgung. In Niederbayern insgesamt liegt der Wert bei rund 70 Prozent.
Grundlage des Nahversorgungsatlas ist eine Umfrage unter den Bürgermeistern der 228 Gemeinden im IHK-Bezirk Niederbayern – mit Ausnahme von kreisfreien Städten und Oberzentren, deren Versorgung ohnehin als gut eingeschätzt werden kann. Erfasst wurde jeweils die Verfügbarkeit der unterschiedlichen Geschäftskategorien vor Ort, von Supermärkten und Discountern über mobile Verkaufswägen, Metzger und Bäcker bis hin zu Drogeriemärkten oder Tankstellenshops. Im Landkreis Freyung-Grafenau sieht das Ergebnis so aus: Von den insgesamt 25 Gemeinden liegen fünf Gemeinden im „dunkelgrünen Bereich“, der in der Karte entsprechend gekennzeichnet ist – das bedeutet dank einer Vielfalt an unterschiedlichen Geschäftskategorien eine breite und damit sehr gute Nahversorgungsstruktur. Zwölf Gemeinden haben vier bis sechs Kategorien. Bei sieben Kommunen liegt eine enge bis sehr enge Versorgungsstruktur vor. Weiter aufgeschlüsselt wird dieses Ergebnis durch den Blick auf die einzelnen Nahversorgungskategorien. Beispielsweise verfügt im Landkreis Freyung-Grafenau annähernd jede Gemeinde (92 Prozent) über einen zumindest kleinen Supermarkt beziehungsweise Dorfladen, dagegen sind im Vergleich zu anderen Landkreisen Niederbayerns hier Discounter und Drogeriemärkte deutlich dünner gesät.
Der IHK-Nahversorgungsatlas zeigt die Verteilung von bis zu neun Geschäftskategorien.
Nicht nur die aktuelle Situation wurde abgefragt, sondern ebenso die Entwicklung über die vergangenen zehn Jahre hinweg. Im Landkreis Freyung-Grafenau beurteilt gut die Hälfte der Bürgermeister die Entwicklung der Nahversorgung als gleichbleibend, für 16 Prozent hat sie sich verbessert und 28 Prozent sehen eine Verschlechterung. Die Erwartungen für die nächsten zehn Jahre stehen auf Stabilisierung. 72 Prozent erwarten eine gleichbleibende Nahversorgung, acht Prozent eine Verbesserung. 20 Prozent sind hingegen pessimistisch.
„Die Realität der Nahversorgung ist komplexer, als es die vorliegende Untersuchung darstellen kann. Aber der Nahversorgungsatlas schafft ein objektiveres Bild und erlaubt, langfristige Tendenzen zu erkennen. Er ist damit ein wertvolles Instrument für die Entscheidungsträger vor Ort, wenn es beispielsweise um Geschäftserweiterungen oder Neuansiedlungen geht“, ist sich Elisabeth Hintermann sicher, die Vorsitzende des IHK-Gremiums Freyung-Grafenau. Auch die IHK selbst nutze die erhobenen Daten, beispielsweise für ihre Stellungnahmen zu geplanten Einzelhandels-Großprojekten. Eine wichtige Erkenntnis aus der Untersuchung ist für die Gremiumsvorsitzende, die Nahversorgung noch stärker zu fördern und die Vielfalt vor Ort zu bewahren: „Wenn die verbrauchernahen Versorgungsstrukturen ausgedünnt werden, sinkt nicht nur die Lebensqualität für die Bewohner, sondern auch die Attraktivität von Städten und Gemeinden“, meint Hintermann.