Nationalpark hilft Kröten und Molchen über die Straße

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26.04.2018
Spiegelau

Ludwigsthal/Spiegelau. Frühlingszeit ist auch im Nationalpark Bayerischer Wald Krötenwanderzeit. Die Amphibien ziehen derzeit zu ihren Laichgebieten und müssen dabei auch Straßen überqueren. Um die Erdkröten, Grasfrösche und Bergmolche davor zu schützen, überfahren zu werden, hat die Nationalparkverwaltung an beliebten Wanderrouten der Amphibien insgesamt drei Fangzäune errichtet.

Manfred Schwarz ist einer der Ranger, die sich um den Straßenabschnitt Richtung Zwieslerwaldhaus kümmern. Hier liegt eine der gefährlichen Hauptwanderrouten der Erdkröten. Ein zirka 200 Meter langer und etwa 40 Zentimeter hoher Fangzaun hindert die Amphibien daran, die Straße zu überqueren. Zweimal täglich kontrollieren die Ranger die Eimer, welche entlang des Zauns in regelmäßigen Abständen ebenerdig eingegraben wurden und in die die hier überwiegend vorkommenden Erdkröten fallen. In der vergangenen Woche hatte Manfred Schwarz bei einem Kontrollgang 38 Erdkröten im Eimer, die er sicher auf die gegenüberliegende Straßenseite gebracht hat. „Das war heuer bis jetzt der Rekord“, erzählt er.

Weitere Zäune gibt es auch bei Spiegelau/Neuhütte und bei der Bergerbrücke zwischen St. Oswald und Altschönau. Bei letzterem Brennpunkt wandern an manchen Tagen neben den Erdkröten und Grasfröschen auch ganz gehäuft Bergmolche über die Straße. „An einem Tag konnten wir 100 Bergmolche einsammeln und ihnen helfen, sicher zu ihren Laichgewässern zu kommen“, erklärt Jochen Linner, der bei der Nationalparkverwaltung für Natur-, Arten- und Biotopschutz zuständig ist. Für ihn sind die Aktionen zum Schutz der Amphibien von großer Bedeutung. „Wir verzeichnen weltweit einen starken Rückgang von Amphibien.“

Ranger Manfred Schwarz sammelt auf der Straße nach Zwieslerwaldhaus Erdkröten ein, die mittels des Zaunes vor dem Überqueren der Straße gehindert werden. Ausgesetzt werden sie dann auf der gegenüberliegenden Seite, wo sich der Tümpel befindet, in dem die Kröten ablaichen.Ranger Manfred Schwarz sammelt auf der Straße nach Zwieslerwaldhaus Erdkröten ein, die mittels des Zaunes vor dem Überqueren der Straße gehindert werden. Ausgesetzt werden sie dann auf der gegenüberliegenden Seite, wo sich der Tümpel befindet, in dem die Kröten ablaichen.

Faktoren für diese Entwicklung gebe es mehrere, wie den Klimawandel, die Zerstörung von Landschaften oder den Einsatz von Umweltgiften. Eine Ursache sei auch die Zerschneidung von Lebensräumen, zum Beispiel durch Straßen. „Hier können wir durch die Fangzäune relativ einfach helfen“, sagt Linner und lobt in diesem Zusammenhang alle Beteiligten, die mithelfen, die Zäune zweimal täglich zu kontrollieren. „Im vergangenen Jahr konnten wir insgesamt 430 Erdkröten, 55 Grasfrösche und 312 Bergmolche bei ihrer Wanderung helfen.“ Und dies oft sozusagen doppelt. „An manchen Bereichen müssen wir die Tiere nicht nur zu ihren Laichplätzen bringen, sondern auch wieder zurück“, erklärt Linner. „Gerade bei der Bergerbrücke treten die Erdkröten, Grasfrösche und Bergmolche auch wieder den Rückweg an.“ Deshalb werden die Zäune oft auch erst Anfang Mai abgebaut.

Bis dahin kontrollieren die Helfer des Nationalparks die Zäune. Dies sind neben den Rangern auch der Servicetrupp Naturschutz, Teilnehmer am freiwilligen ökologischen Jahr, Praktikanten und die Mitarbeiter vom Parkplatzservice. „Im Bereich Bergerbrücke unterstützen uns weiterhin auch die Kollegen vom Betriebshof Altschönau sowie von der Nationalparkdienststelle Neuschönau.“

Neben den Fangzäunen weist Linner noch auf eine weitere Maßnahme hin, und zwar die grünweißen Krötenwarnschilder, die entlang der Nationalparkbasisstraße im Bereich Waldhäuser und Mauth aufgestellt wurden. „Wir wollen die Autofahrer dafür sensibilisieren, in diesen Bereichen langsamer zu fahren.“ In der Einmündung zu Waldhäuser gibt es das Warnschild schon seit einigen Jahren. „Hier finden wir nur noch wenige überfahrene Tiere“, erklärt Linner, der sich über den Erfolg der Maßnahme freut. Noch nicht so erfolgreich laufe es im Bereich Mauth auf Höhe des Reschbachs. „In den vergangenen Jahren wurden hier sehr viele Kröten überfahren, daher haben wir heuer zum ersten Mal Schilder aufgestellt“, sagt Jochen Linner und appelliert nochmal an die Autofahrer: „Bitte hier runter vom Gas.“


- SB


Nationalparkverwaltung Bayerischer WaldGrafenau

Quellenangaben

Nationalparkverwaltung Bayerischer Wald

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