Verkehrssicherheitskreis des Landkreises stellt Zahlen vor

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17.03.2024
Straubing

Mehr Unfälle und mehr Verletzte, über 36.000 Vorgänge in der Zulassungsstelle und über 7.000 Vorgänge in der Führerscheinstelle, dreifache Anzahl an Kontrollen in Bussen ohne jegliche Beanstandung

 

Nachdenkliche Entwicklungen hatte der Verkehrssicherheitskreis des Landkreises bei der Vorstellung der jährlichen Zahlen am Dienstag im Landratsamt zu präsentieren: Mehr Verkehrsunfälle, mehr Verletzte, mehr Unfälle unter Alkohol- und Drogeneinfluss. Lediglich die Zahl der Toten (vier) war die zweitgeringste seit Beginn der Datenerhebung. „Allerdings ist jeder Todesfall einer zu viel und hinterlässt tragische menschliche Schicksale“, so Polizeihauptkommissar Jürgen Mißlbeck, der in seiner Funktion als Sachbearbeiter Verkehr gemeinsam mit der Sachgebietsleiterin Verkehrswesen am Landratsamt, Rita Kienberger, die Zahlen vorstellte.

Die Mitglieder des Verkehrssicherheitskreises nach der Vorstellung des Jahresberichts 2023

Die Mitglieder des Verkehrssicherheitskreises nach der Vorstellung des Jahresberichts 2023

 

„Die Gesamtunfallzahlen sind deutlich gestiegen und erreichen den zweithöchsten Wert in den letzten zehn Jahren. Die alkoholbedingten Unfälle sind um 62 Prozent höher als im Vorjahr. Die Verletztenzahlen sind insgesamt deutlich angestiegen, wobei die Zahl der Verkehrstoten gesunken ist. Hauptunfallursache bei Unfällen mit Toten und Schwerverletzten ist nach wie vor die nicht angepasste Geschwindigkeit. Während es mehr Unfallbeteiligung bei jungen Erwachsenen gibt, sind bei Senioren die Verletzungsfolgen deutlich höher“ – so lautete das Resümee von Jürgen Mißlbeck.

 

Im Vergleich zum letzten Jahr gingen die Unfallzahlen im Landkreis um rund sechs Prozent nach oben (2019: 3.447 Unfälle, 2022: 3.201, 2023: 3.395 – nur 2019 war die Zahl in den letzten zehn Jahren höher). Die Zahl der Verletzten stieg um mehr als zehn Prozent (2019: 507, 2022: 465, 2023: 517). Auch die Zahl der Schwerverletzten stieg von 99 auf 109. Immerhin: Rekordwerte von vor einem Jahrzehnt mit teils über 600 Verletzten und über 120 Schwerverletzten wurden nicht erreicht.

 

Durch den Landkreis führen knapp 2.800 Straßenkilometer, wobei 2/3 davon Gemeindestraßen sind. Den Rest teilen sich Kreisstraßen (mit 544 Kilometer das zweitgrößte Kreisstraßennetz Bayerns), Staatsstraßen, Bundesstraßen und Autobahnen. Hauptunfallursache bei schweren Verletzungen bzw. Todesfolgen bleibt nicht-angepasste Geschwindigkeit (in knapp 40 Prozent solcher Fälle). Insgesamt bei allen Unfällen ist die Hauptursache die Nichtbeachtung der Vorfahrt. Vier Todesfälle waren im Jahr 2023 auf den Straßen im Landkreis zu beklagen. Weniger waren es seit Datenerhebung (abgesehen vom Coronajahr 2021 mit drei) noch nie. Während der Corona-Zeit 2020 und 2021 sind die Zahlen aufgrund der Beschränkungen und des damit einhergehenden geringeren Verkehrsaufkommens kaum repräsentativ.

 

Geradezu explosionsartig sind die Unfälle unter Alkoholeinfluss gestiegen: Ein sattes Plus von 62 Prozent gibt es in dieser Kategorie zu verzeichnen – der höchste Wert in den letzten zehn Jahren. Fast unverändert (2022: 5, 2023: 6) ist die Anzahl der Unfälle unter Drogeneinfluss – auch hier gab es allerdings in den letzten zehn Jahren keine höheren Werte. Hier befürchtet der Verkehrssicherheitskreis durch die geplanten neuen Cannabis-Gesetze weitere Probleme.

 

Anzahl der Wildunfälle bleibt hoch

Hoch bleibt die Anzahl der Wildunfälle: Die Anzahl von 1.806 Wildunfällen im Jahr 2023 wurde nur in zwei Jahren seit Beginn der Aufzeichnungen übertroffen. Rund 85 Prozent dieser Zusammenstöße betrafen einen Unfall mit Rehen (Rot-, Damwild), zehn Prozent mit Hasen. Die Dunkelziffer in diesem Bereich liegt aber noch höher. Wünschenswert im Sinne der Bekämpfung von Wildunfällen wäre deren konsequente Meldung bei der Polizei durch die betroffenen Jagdpächter oder durch den Unfallbeteiligten selbst.

 

Rückläufig waren die Unfälle mit Beteiligung von Radfahrern (2022: 75, 2023: 66) und auch die verletzten Radfahrer (2022: 74, 2023: 60). Bei drei Schulwegunfällen wurden insgesamt 19 Kinder verletzt. „Wir haben auf entsprechende Bitten von Eltern insgesamt rund dreimal so viele Kontrollen in Bussen wie normalerweise üblich durchgeführt“, betonte Jürgen Mißlbeck. „Dabei wurden keinerlei Verstöße, egal ob es um Überfüllung oder den Zustand der Busse geht, festgestellt.“

 

Anteil an neuzugelassenen E-Autos nahm 2023 wieder ab

Vor besonderen Herausforderungen standen im Jahr 2023 auch erneut die Zulassungsstelle aufgrund der Baustelle im unmittelbaren Umfeld und die Führerscheinstelle am Landratsamt. So traf die Führerscheinumtauschpflicht im vergangenen Jahr die Jahrgänge 1965 bis 1970. Aktuell sind noch bis 19.01.2025 die Jahrgänge 1971 und jünger an der Reihe, sofern sie noch einen bis einschließlich 31.12.1998 ausgestellten Papierführerschein besitzen. Sollte jemand bei einer Polizeikontrolle mit dem alten Führerschein erwischt werden, so ist ein Bußgeld fällig. Bisher haben nicht einmal die Hälfte der Jahrgänge 1953 bis 1970 ihren Führerschein umgetauscht.

 

Insgesamt 7.284 Führerscheine wurden 2023 von der Führerscheinstelle ausgehändigt, allen voran Umtausche, Ersterteilungen und Internationale Führerscheine, aber auch Neuerteilungen nach Entzug oder Verzicht schlugen aufgrund des dabei aufwendigeren Verfahrens zu Buche. 2022 waren es noch 6.951 Vorgänge insgesamt gewesen. In der Zulassungsstelle waren im Jahr 2023 insgesamt 36.535 Vorgänge angefallen. Dazu zählen unter anderem Neuzulassungen, Erstzulassungen von Gebrauchtfahrzeugen, Umschreibungen, Wiederzulassungen, Außerbetriebsetzungen, Halterdaten-Änderungen, technische Änderungen und Umkennzeichnungen (2022: 35.741). Trotz dieser enormen Zahlen gibt es momentan keine Einschränkung des Parteiverkehrs, obwohl die Belegschaft aufgrund einer Systemumstellung in den vergangenen Wochen erst mit dem neuen Programm vertraut werden muss. Rita Kienberger sprach deshalb sowohl den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Anerkennung für ihren hervorragenden Einsatz, den Bürgerinnen und Bürgern Dank für ihr Verständnis für die in den betroffenen Tagen längeren Wartezeiten und eingeschränkten Möglichkeiten aus.

 

Auffällig bei den Neuzulassungen: Prozentual ging der Anteil an Neuzulassungen von E- und Hybridautos zurück. Waren im Vorjahr 2022 noch mehr als 50 Prozent der Neuzulassungen von Personenkraftwagen E- und Hybridautos (657 E- und Hybrid, 602 fossile Kraftstoffe), so haben im Jahr 2023 Verbrenner- und Diesel-Fahrzeuge wieder eine klare Mehrheit (1.031 Neuzulassungen gegenüber 650 E- und Hybrid-Autos). Die ausgelaufenen Förderungen wurden dabei im Verkehrssicherheitskreis als einer der Hauptgründe angesehen. Im Bestand nahm der Betrieb von E-Autos und Hybrid-PKW 2023 aber weiter zu, so gab es insgesamt 2.115 reine E-Autos im Landkreis (2022: 1.548) und zusätzlich 3.075 Hybrid-PKW (2022: 2.356) – am Gesamtanteil von insgesamt 73.223 aktiven PKW.

 

In ihrer Funktion als Verkehrssicherheitsbeauftragte des Landkreises stellte Rita Kienberger auch die Verkehrsschauen der Unfallkommission und verkehrsrechtlichen Anordnungen sowie speziell auch die Schulwegsicherheit vor. „Das Projekt Busaufsichten am Schulzentrum Bogen läuft weiterhin gut“, betonte Kienberger. Im Frühjahr 2023 konnte wieder eine zweite Aufsichtsperson gefunden und eingestellt werden. Nach Corona liefen 2023 auch die Busschulungen am Schulzentrum Bogen wieder an, sogar ein Teil der wegen der Pandemie in den Vorjahren ausgefallenen Schulungen konnte nachgeholt werden.

 

Tiefbauamtsleiter Markus Fischer stellte die wichtigsten Baumaßnahmen an Kreisstraßen im Jahr 2023 sowie die geplanten Maßnahmen für 2024 vor. Als technisch anspruchsvoll und durchaus kostspielig erwies sich die Schaffung eines Geh- und Radweges über die Franz-Xaver-Hafner-Brücke, womit jedoch ein von vielen Radfahrern an den Landkreis herangetragener Wunsch in Erfüllung ging. Im Hinblick auf die Verkehrssicherheit ist insbesondere die Planung einer Ampelanlage an der Kreisstraße SR8 bei Steinach am unfallauffälligen Knotenpunkt mit der Helmbergstraße zu erwähnen.

 

„Die Zusammenarbeit aller Beteiligten funktioniert hervorragend“, resümierte Landrat Josef Laumer am Ende und verblieb mit der Hoffnung „auf ein Jahr 2024, das möglichst wenige Unfälle bringt.“


- MG


Landratsamt Straubing-BogenStraubing

Quellenangaben

Landratsamt Straubing-Bogen
Bildupload: Marco Garhammer

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