Broschüre des Nationalparks beleuchtet Spannungsfeld zwischen Prozess- und Naturschutz
Im Nationalpark Bayerischer Wald hat die Natur Vorrang. Schließlich ist seit über 50 Jahren „Natur Natur sein lassen“ das Motto in den Wäldern des Schutzgebiets. Ein „Urwald für unsere Kinder und Kindeskinder“ soll von ganz allein entstehen, wie schon der einstige bayerische Forstminister Hans Eisenmann sagte. „Naturschutz durch Nichtstun als Konzept“, erklärt Nationalparkleiter Dr. Franz Leibl. Doch funktioniert das? Diese Frage beantwortet eine neue Broschüre der Nationalparkverwaltung. „Naturschutz im Nationalpark“ ist ab sofort unter anderem über die Internetseite des Schutzgebiets, www.nationalpark-bayerischer-wald.de, abrufbar.
Die Publikation wirft einen Blick auf das Spannungsfeld zwischen natürlichem Prozess- und aktivem Naturschutz. Denn ja, nicht immer sind die Ziele dieselben. Schon in der Nationalparkverordnung ist zum Beispiel festgehalten, dass „Lebensräume wie Moore (…) wiederherzustellen“ seien. Das Erlauben natürlicher Prozesse ist an den meisten Stellen im Nationalpark zwar die beste Alternative, um wilde Natur zurückzuholen. Doch: Nicht überall würde das tatsächlich von selbst gelingen – oder aber es würde Jahrhunderte dauern.
Nationalparkleiter Dr. Franz Leibl mit der neuen Naturschutz-Broschüre.
Deswegen greift der Mensch in einigen Fällen immer noch ein. Etwa, wenn es darum geht, Arten zurückzubringen, die das von selbst nicht schaffen würden. Oder aber, wenn einst von Menschen veränderte Lebensräume in ihre ursprünglichen Zustände zurückgeführt werden sollen. Aber auch das Gegenteil, das Bewahren menschengemachter Sonderstandorte, kann naturschutzfachlich wünschenswert und gesetzlich vorgeschrieben sein – etwa auf den Schachten mit ihren seltenen Natura-2000-Lebensräumen.
„Wie so oft im Leben: Jede Entscheidung ist eine Abwägungssache“, so Nationalparkleiter Leibl. „Verschiedene Interessen und Schutzgüter müssen auf die Waagschale gelegt werden.“ Wie diese Entscheidungen das Erscheinungsbild des Nationalparks sowie seine Artausstattung prägen, das verrät die neue Broschüre.