Freyung
Nahwärme mit Holzhackgut bleibt sinnvoll – und sollte weiter gefördert werden
Der Freyunger Bürgermeister und Aufsichtsratsvorsitzende der Stadt Freyung Service GmbH, Dr. Olaf Heinrich, sieht in der aktuellen Bundesförderung für effiziente Wärmenetze des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz einen „herben Rückschlag und eine inhaltliche Geisterfahrt“ für kommunale Nahwärmenetze. Die geplante Erweiterung der Nahwärmeanlage in Freyung steht angesichts der nun aktuellen Förderbedingungen vor „neuen und großen“ Herausforderungen. Diese Sorgen hat Heinrich in einem Brandbrief den niederbayerischen Bundestagsabgeordneten mitgeteilt.
Gemäß den seit September 2022 veröffentlichten Förderrichtlinien des Ministeriums von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck werden Anlagen mit einer Feuerungswärmeleistung von über 1 Megawatt nur dann gefördert, wenn sie auf bestimmte Brennstoffe komplett verzichten. Unter die zulässigen Brennstoffe fallen Landschaftspflegereste, Straßenbegleitgrün, Treibgut aus Gewässerpflege und Sägeresthölzer wie Späne, Schwarten und Spreisel. Nicht mehr zulässig sind Gipfel- und Astholz, die in Freyung bisher in großer Menge zum Einsatz kommen.
„Bedauerlicherweise sind regionale, zukunftsorientierte Nahwärmeanlagen wie die in Freyung künftig von der Förderung ausgeschlossen. Grund ist, dass Hackschnitzel aus Wipfel- oder Restholz nicht in der Liste der zugelassenen Brennstoffe für Feuerungsanlagen über 1 MW aufgeführt sind. Sie dürfen somit nicht verfeuert werden, wenn neue Heizanlagen gefördert werden sollen,“ moniert Baptist Resch, langjähriger Betreiber der Nahwärmeanlage in Freyung.
Gerade dieses Holz wird von regionalen Waldbesitzern angeboten, da es nicht als Bauholz oder anderes Wertholz verwendet werden kann. „Das Holz bleibt übrig, wenn man einen Baum fällt um daraus zum Beispiel Bauholz zu machen. Niemand fällt im Bayerischen Wald einen anders zu verwertenden Baum um ihn komplett zu hacken und zu verheizen“, so Bürgermeister Heinrich. Umso unverständlicher sei es, dass die neuen Förderrichtlinien das Verbrennen des Restholzes nur erlauben, wenn es aus einem Sägewerk und nicht aus dem Wald direkt kommt. „Die Entscheidung der Bundesregierung stellt einen herben Schlag für alle Waldbesitzer dar, da künftig der einzige Weg zur Vermarktung und Verarbeitung des anfallenden Restholzes über Sägewerke führt, die das Holz dann als Sägerestholz weiterverkaufen können und auch dürfen. Diese Situation ist ein Affront gegenüber den 700.000 bayerischen und 2 Millionen deutschen Waldeigentümern, die auf eine nachhaltige Nutzung ihres Holzes setzen und zum Betrieb regionaler Wärmenetze beitragen möchten“, so Heinrich. Er hat im Jahr 2013 den Bau der Freyunger Nahwärme initiiert, die heute rund 2.000.000 Liter Heizöl im Jahr durch Wärme aus nachwachsendem Holz ersetzt.
Baptist Resch, Wir wärmen KG, Betreiber der Nahwärme Freyung, Waldbürgermeister Josef Seidl, Kreuzberg, Bürgermeister Dr. Olaf Heinrich, Geschäftsführer Michael Pradl vor dem mit einem großen Teil mit Kreuzberger Hackschnitzel gefüllten Hackgutlager der Nahwärmeanlage in Freyung.
"Die Förderpolitik des Bundesministeriums ist ein Rückschlag für die Entwicklung kommunaler Nahwärmenetze, die man eigentlich massiv ausbauen möchte", erklärt Dr. Olaf Heinrich, Aufsichtsratsvorsitzender der Service GmbH. "Es ist bedauerlich, dass innovative und zukunftsfähige Nahwärmeanlagen wie die in Freyung aufgrund der Einschränkungen bei den zugelassenen Brennstoffen von der Förderung ausgeschlossen werden. Hier wird ganz offensichtlich nur aus der Großstädtischen Perspektive gedacht. Sollten wir dann für den Fall, dass wir das Wipfel- oder Restholz nicht mehr verkaufen können Gift gegen den, dann nicht mehr aufhaltbaren Borkenkäfer einsetzen? Wir fordern eine Überarbeitung der Förderrichtlinien, um die vielfältigen Möglichkeiten der Nahwärmeversorgung besser zu berücksichtigen und die lokalen Waldbesitzer zu unterstützen", ergänzt „Waldbürgermeister“ Josef Seidl aus Kreuzberg, der seit vielen Jahren für die Waldgemeinde Kreuzberg mit 560 Hektar Wald verantwortlich ist. Die Waldgemeinde liefert seit dem Bau des Nahwärmenetzes in Freyung Hackgut – aus eine Entfernung von weniger als zehn Kilometern.
Die Freyunger Stadt Freyung Service GmbH steht für eine nachhaltige Energieversorgung und betreibt ein regionales Nahwärmenetz mit rund 6 Kilometer Länge und 100 angeschlossenen Häusern. Wie Michael Pradl, Geschäftsführer der Stadt Freyung Service GmbH, betont, sei die Nachfrage nach Erweiterungen des Leitungsnetzes hoch. Deshalb habe der Aufsichtsrat beschlossen, die Kapazität des Heizwerkes auszubauen, was durch die aktuellen Förderbeschränkungen erheblich erschwert werde.