Die Bewältigung des Fachkräftemangels ist wohlstandsentscheidend

zurück zur Übersicht
18.01.2022
Passau

Trotz der Auswirkungen der Corona-Pandemie auf den Arbeitsmarkt bleiben zahlreiche Fachkräftestellen in vielen Branchen der bayerischen Wirtschaft weiterhin unbesetzt. Verstärkt durch die demographische Entwicklung werden in Bayern bis zum Jahr 2030 über 1,3 Millionen Menschen im Arbeitsmarkt fehlen. – Ein Problem, das auch den Rudertinger Architekten und Bauunternehmer Markus Krenn umtreibt. Neben der Demographie sieht Krenn in der zunehmenden Akademisierung der Gesellschaft einen zentralen Faktor des sich verstärkenden Mangels an Fachkräften. Hierzu tauschte sich der Unternehmer im Rahmen eines Fachgespräches unlängst mit dem CSU-Landtagsabgeordneten Walter Taubeneder aus, der in seiner Funktion als Vorsitzender des Berufsschulverbandes Passau selbst seit vielen Jahren eine sinkende Schülerzahl im Bereich der beruflichen Bildung beobachtet.
„Die Bewältigung des Fachkräftemangels ist eine der zentralen Herausforderungen unserer Zeit und mit Blick auf den Erhalt unseres Wohlstandes zugleich eine existenzielle Frage“, veranschaulicht MdL Walter Taubeneder die Dramatik der immer geringer werdenden Zahl an Fachkräften, allen voran im Handwerk und Bausektor. Dabei bestehe in Bayern und Deutschland eines der besten Systeme beruflicher Bildung weltweit. Die deutsche Berufsausbildung werde quer über den Globus geschätzt und anerkannt und biete zudem beste Verdienstmöglichkeiten, ist Taubeneder überzeugt. Dass hierzulande dennoch ein eklatanter Mangel an Fachkräften und Auszubildenden herrscht, ist für Unternehmer Markus Krenn auch unweigerlich auf die zunehmende Akademisierung der Gesellschaft zurückzuführen und gefährdet in letzter Konsequenz die Versorgungssicherheit und den Wohlstand des gesamten Landes.

Der Anteil der Abiturienten in einem Jahrgang liegt heute bereits über 50 %. Der Anteil derjenigen, die sich für einen akademischen Werdegang entscheiden ist nur unwesentlich geringer. Weil dies aber nicht die wirtschaftlichen Bedarfe widerspiegelt, treten zwei gleichermaßen problematische Effekte auf: Einerseits mangle es in immer mehr akademischen Fachrichtungen an einer ausreichenden Zahl an qualifizierten Arbeitsplätzen für die zahlreichen Absolventen, andererseits mangle es in den meisten klassischen Ausbildungsberufen an qualifizierten Fach- und Arbeitskräften. Ein weiteres Problem, so zeigt es Krenns Erfahrung, ist zudem der mangelnde Praxisbezug der akademischen Ausbildung in technischen Studiengängen. Nur die wenigsten Studenten absolvieren im Vorfeld ihres Bautechniker-, Ingenieurs- oder Architekturstudiums eine Berufsausbildung oder erwerben im Studienverlauf vergleichbare praktische Kompetenzen.

„Der sich zuspitzende Fachkräftemangel ist besorgniserregend und wohlstandsgefährdend!“ MdL Walter Taubeneder (links) und der Rudertinger Architekt und Bauunternehmer Matthias Krenn (rechts) wünschen sich mehr Absolventen aller Schularten für die klassische Berufsausbildung.
„Der sich zuspitzende Fachkräftemangel ist besorgniserregend und wohlstandsgefährdend!“
MdL Walter Taubeneder (links) und der Rudertinger Architekt und Bauunternehmer Markus Krenn (rechts) wünschen sich mehr Absolventen aller Schularten für die klassische Berufsausbildung.


„Als ich am Oskar-von-Miller-Polytechnikum mein Studium aufnahm, war eine abgeschlossene Berufsausbildung – neben der Mittleren Reife bzw. später der Fachhochschulreife – Studienvoraussetzung“, erinnert sich Markus Krenn. „Mit diesem praktischen Erfahrungsschatz fiel es mir im Anschluss wesentlich leichter, mein Studium zu absolvieren und in das Berufsleben einzusteigen.“ Dieses Verständnis und der Bezug zur Praxis auf den Baustellen fehlen den meisten Hochschulabsolventen nicht nur im Bereich der technischen Berufe heute, wie Krenn mit Bedauern feststellt. Er fordert daher mehr praktische Ausbildung vor dem oder während des Studiums und empfiehlt – wo immer möglich – eine (verkürzte) Berufsausbildung im Vorfeld der akademischen Ausbildung. Auch MdL Walter Taubeneder will mehr Absolventen aller Schularten für die Berufsausbildung gewinnen: „Die berufliche Bildung bietet alle Chancen und ist keinesfalls weniger wert als eine akademische Laufbahn. Das gilt auch für Abiturienten.“
Würden mehr junge Menschen sich nach ihrem Schulabschluss für eine Berufsausbildung entscheiden, gäbe es mehr dringend benötigte qualifizierte Fachkräfte im Handwerk und in der Baubranche, weniger arbeitssuchende oder für ihre Arbeitsstellen überqualifizierte Akademiker und womöglich auch eine geringere Abbruchquote im Studienbereich, ist Markus Krenn überzeugt. Zudem sei eine berufliche Ausbildung für verschiedenste Lebenswege ein großer Gewinn: „Ein Gesellen- oder Meisterbrief eröffnet heute alle Möglichkeiten: Ein auskömmliches Anstellungsverhältnis, den Weg in die Selbstständigkeit oder auch den Zugang zu einem ergänzendem Studium“, wie MdL Walter Taubeneder darstellt.


- SB



Quellenangaben

Abgeordnetenbüro MdL Walter Taubeneder
Christoph Weishäupl

Sie möchten Ihren Bericht regional bewerben?

Alle Informationen und Ihren Ansprechpartner finden Sie HIER.



Kommentare

Bitte registrieren Sie sich um hier Kommentare eintragen zu können!
» Jetzt kostenlos Registrieren oder haben Sie Loginprobleme?


Ähnliche Berichte

Breite Allianz für Ausbildung dringend benötigter FachkräftePocking Vorstellung des Projektes "Azubis für Bayern" bei der ebiz GmbH. In Zeiten eines zunehmenden Fachkräftemangels wird die Suche nach qualifizierten Arbeitskräften zu einer dringenden Priorität für Unternehmen in ganz Bayern. Eines der vielversprechendsten Projekte, das auf die Erschließung ausländischer Talente abzielt, ist "Azubis für Bayern".Mehr Anzeigen 21.09.202311. Passauer AusbildungsmessePassau (Zentrum) Sowohl seitens Unternehmen als auch der Jugendlichen war das Interesse an der Messe groß. 112 Aussteller waren vor Ort und rund 9500 Personen besuchten die Ausbildungsmesse in der Dreiländerhalle.Mehr Anzeigen 25.02.2018Jahrzehntelanger Einsatz für die Berufsbildung gewürdigtPassau Dass sich die Prüfung an der Wirklichkeit in den Betrieben orientiert und den Anforderungen der Wirtschaft an den Fachkräftenachwuchs entspricht, dafür sorgen die rund 3.000 ehrenamtlichen Prüfer der IHK Niederbayern im Bereich der Berufsbildung.Mehr Anzeigen 31.10.2017Agentur für Arbeit Passau begrüßt neue AzubisZwei Auszubildende starten in diesen Tagen in der Agentur für Arbeit Passau ins Arbeitsleben. Der Ausbildungsberuf Fachangestellte/r für Arbeitsmarktdienstleistungen beschäftigt sich mit allen Fragen rund um das Thema Arbeit.Mehr Anzeigen 17.10.2016Voller Einsatz in TeilzeitPassau Sie möchten einen Ausbildungsplatz besetzen? Haben Sie schon einmal über eine Ausbildung in Teilzeit nachgedacht? Erschließen Sie für Ihr Unterneh-men junge, motivierte und qualifizierte Fachkräfte!Mehr Anzeigen 30.07.2015IHK-Auszeichnung für die Besten der AusbildungPassau Rund 1.780 Auszubildende aus Niederbayern haben zuletzt bei der IHK ihre Abschlussprüfung abgelegt – 101 von ihnen, das entspricht sechs Prozent der Absolventen, haben die Traumnote 1 erreicht.Mehr Anzeigen 24.03.2015