Kleine Geschichte des Maibaumaufstellens

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24.04.2015
Grafenau, Haus i. Wald

Am Freitag, den 1. Mai, ist es wieder soweit: In vielen Orten findet das traditionelle Aufstellen des Maibaumes statt. Nachdem er mit vereinten Kräften gefällt, bewacht, geschmückt und schließlich aufgestellt wird, folgt nicht selten ein geselliges Beisammensein bei Bier, Brotzeit und Musik. Aber was hat es mit der Tradition des Maibaumaufstellens eigentlich auf sich?

 

Nach diversen Quellen geht die Tradition nachweisbar bereits bis ins 16. Jahrhundert zurück. Ein Bild des Malers Donauer zeigt schon 1585 einen Figurenmaibaum. Unter dem mächtigen bayerischen Außen-, Finanz- und Innenminister Maximilian von Montgelas - quasi ein Vor-Vor-Vorgänger von Markus Söder - wurde der Maibaum in Bayern zu einem Symbol des Staatsbewusstseins der Gemeinden. Montgelas‘ Ansbacher Mémoire von 1796 stellt ein Grundsatzprogramm für den Umbau des Kurfürstentums Bayern in ein modernes Staatswesen dar. Mit dem Maibaum kommunizierten die Gemeinden für jedermann sichtbar den Zusammenhalt und den Wohlstand nach Außen. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges wurde der Maibaum zu einem festen Bestandteil des bayerischen Brauchtums, zu einem Kulturgut in vielen Gemeinden und Städten.

Maibaum Maibaumaufstellen in Eberhardsreuth

 

Ursprünglich wurde der Maibaum erst in der Walpurgisnacht geschlagen. Diese Tradition ist heute nur mehr schwer durchführbar, denn in vielen Kommunen hat sich das Maibaumaufstellen zu einer Festivität mit umfangreichem Rahmenprogramm vor und nach dem eigentlichen Aufstellen entwickelt. So findet heute zwischen „rivalisierenden“ Gruppen eine Art Wettkampf statt, wer es schafft, den Baum der anderen Gemeinde zu entwenden. Bereits bis zu zwei Wochen vor dem 1. Mai beginnen die Scharmützel, Auslöse-Verhandlungen und gemeinsame Feiern nach Rückgabe. Traditionell durfte der Maibaum früher nur in der Walpurgisnacht geraubt werden und nur, wenn er sich bereits in dem Ort befand, in dem er am 1. Mai aufgestellt werden sollte. Der Sportsgeist, das Kräftemessen zwischen den Wächtern und Räubern hat über die Tradition gesiegt.

 

Wurde ein Maibaum von einer Partei erfolgreich entwendet, treten die beiden Gruppen in Auslöse-Verhandlungen ein. Selbstverständlich einigt man sich nach einigem Hin und Her meistens gerne, schließlich wollen Bestohlene und Diebe die Rückgabe des Baumes bei Brotzeit und Bier gemeinsam feiern – natürlich auf Kosten und zum Spott der unaufmerksamen Gruppe der Beraubten. Falls die Verhandlungen jedoch scheitern, verbleibt der Maibaum bei den Dieben. Viele stellen ihn dann als zusätzlichen Segensbringer für den eigenen Ort und als Schandmal für das beraubte Dorf auf.

 

 


Serie: Brauch & TraditionHier findest Du regionale Bräuche und Traditionen und wie sie entstanden sind...


Quellenangaben

Fotos: Stephen Hahn | www.maibaum-verein.de
zuletzt aufgerufen am 24.04.2015;

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