Farbenprächtig leuchten sie aus den Vitrinen. Es gibt kleine, große, runde, geigenförmige. Manche sind geschliffen, umsponnen, graviert, bemalt und mit Mascherl verarbeitet. Der Fantasie sind hier keine Grenzen gesetzt. Alles ist erlaubt und je ausgefallener, desto besser.
Die Rede ist von Schnupftabakgläsern, auch bekannt als „Bixl“.
Diese finden sich vor allem im bayerischen Wald zwischen Riedlhütte und Lindberg und auch im Böhmerwald. Erste Nachweise der Fertigung von Bixln, war bereits im 17. Jahrhundert. Nach dem Krieg, gehörte das Tragen eines Schnupftabakglases zum guten Umgangston. Die Waidler bewahrten darin ihren Schnupftabak auf. Doch dies ist lange vorbei, da der Schnupftabak nun in Plastikdöschen verstaut wird. Aus dem damaligen Gebrauchsgegenstand wurde ein Sammlerobjekt.
Die Glasmacher, die damals in den Pausen „Schinden“ durften, das heißt für den Privatgebrauch Gegenstände herstellten, fertigten oft den Grundkörper der Bixl. Hierzu gibt es die verschiedensten Techniken wie z.B. Überfanggläser, Mascherl usw. Danach wurden die Gefäße meist noch veredelt. Dies machen weitere Glaskünstler, die das Glas schleifen, gravieren oder bemalen. Franz Straub, Glaskünstler aus Zwiesel erklärt: „Für die Designs gibt es keine Grenzen. Alles was man auf Vasen, Teller oder ähnliches malen, gravieren oder schleifen kann, kann man auch auf Bixl übertragen. Jedoch ist dies um einiges schwieriger, da es so viel kleiner ist.“ Jedes davon ist ein Unikat, da keines dem anderen gleicht. Es ist schließlich Handarbeit.
Da die Glasmanufakturen in den Orten leider immer mehr aussterben, wird es immer schwieriger die Handwerkskunst zu finden. Aus diesem Grund hat sich 1997 der Verein „Gläserner Winkel Bayerischer Wald e.V.“ gegründet. Sie haben sich zur Aufgabe gemacht, die traditionell heimische Glaskunst zu bewahren und weiterzuentwickeln. Der Glaskünstler Straub erzählt mir: „Im Verein gibt es keinen Neid. Wir helfen hier zusammen und jeder bringt sein Talent mit ein.“ So können dann auch Großprojekte, wie für die luxemburgerische Adelsfamilie filigrane Wappen auf Gläser zu schleifen realisiert werden. „Jeder übernimmt hier einen kleinen Teil der Arbeit. Sonst werden die Gläser nicht gleich.“, erklärt mir Straub.
Seit 2001 richtet der Verein auch immer im Frühling eine Glaskunstausstellung der besonderen Art aus. In der Galerie der Zwieseler-Kristallglas-Arkaden zeigen viele Glasschaffende ihre „Bixl“. Eine bunte Variation, die für Sammler, aber auch für alle anderen schön anzuschauen ist. Die Künstler schaffen extravagantes, buntes und neues, um die Besucher zu überzeugen. Seit 1998 wird der Gletscherpreis-Glaspreis der Firma Schnupftabakfabrik Pöschl in Landshut verliehen. Seit dem übertreffen sich die Künstler jährlich aufs Neue.
Michael Schreiner, Glasgraveur und Glasdesigner, beschreibt mir folgendes: „Die Bixl sind ein Kulturgut. Durch die Schließungen der vielen Glashütten könnten Sie so schnell in Vergessenheit geraten. Dies sollte nicht passieren. Deshalb sollten auch junge Glaskünstler aus der Glasfachschule Zwiesel einen Bezug zu den Bixln aufbauen, um es so immer weiterzugeben.“ Die Söhne von Franz Straub sind beide in der Glasfachschule in Zwiesel im 1. Lehrjahr und stellten selbst in der Ausstellung 2019 aus.
Heiner Schaefer, ist ein sehr engagierter Sammler in der Branche. Er schreibt auch viele Bücher zu den Tabakgläsern. Des erste 1978 im Morsak Verlag in Grafenau „Brasilflaschl und Tabakbüchsl“. Er hat eine riesige Sammlung, die er teilweise im Glasmuseum Frauenau ausstellt. Durch seine Bücher, bekam das Sammeln der Bixl wieder einen neuen Anstoß. „Bei manchen Sammlern stehen über 500 Schnupftabakgläser in der Vitrine.“, so Straub.
Die Tradition des flachen Flacons sollte nicht in Vergessenheit geraten. Durch die Ausstellung des Vereins kann dies teilweise gesichert werden.
Falls auch Sie Interesse haben, merken Sie sich schon jetzt die Ausstellung 2020 vor und besuchen Sie doch die kleine Ausstellung des Vereins in Zwiesel.
Nähere Infos erhalten Sie auch im Internet unter www.glaeserner-winkel.de.