Geheimtipp: Joes Glasstüberl

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01.09.2018
Grafenau
 

Josef Fischer, von vielen einfach nur Joe genannt, ist leidenschaftlicher Glasgraveur. Mit viel Liebe und Herzblut geht er einem Handwerk nach, das es in unserer Region kaum noch gibt. Ich habe ihn in seinem Geschäft "Joes Glasstüberl" besucht, wo er mir so einiges über sich und seinen Beruf verraten hat.

Josef Fischer erlernte mit 16 Jahren in der Glasfachschule Zwiesel seinen Beruf als Glasgraveur. Zuvor musste er eine ganztägige Aufnahmeprüfung absolvieren. 45 Bewerber waren es damals, nur sieben davon wurden in die Fachschule aufgenommen. „Du gehst aus der Aufnahmeprüfung heraus und denkst dir, die nehmen dich nie.“, erinnert sich Josef Fischer. Und ein paar Tage später kam der Brief, in dem stand, dass er einer der sieben sei. Fischer empfiehlt jedem, der in den Beruf einsteigen möchte, die Glasfachschule zu besuchen. Auch wenn man hier drei Jahre kein Geld bekommt, wird einem dort von jedem Berufszweig – Glasmacher, Kunstglasmacher, Glasmaler, Glasschleifer, … - ein bisschen was gezeigt und man erlernt dort als Graveur alle Schnitttechniken, die man braucht. „So habe ich schon selber Glas gemacht und auch Glasmalerei ausprobiert.“, erzählt mir Fischer.

Auch wenn man im Sprachgebrauch „Glasgraveur“ und „Glasschleifer“ meist als Synonyme verwendet, besteht doch ein großer Unterschied. Glasschleifer machen die größeren Arbeiten, leisten die Vorarbeit, bringen Brillanz und Helligkeit in das Glas. Der Glasgraveur macht filigrane Arbeiten, bildet Tiermotive, Portraits und Schriften ab.

Joe beim GravierenJoe beim Gravieren

 

Joe graviert mit der sogenannten Nass-Technik. Hier wird eine Diamantscheibe in den Gravurbock eingesetzt und durchgehend mit Wasser befeuchtet. Die Größe der Diamantscheibe hängt von den zu gravierenden Teilen ab. Das Wasser transportiert alle abgeschliffenen Glasteile in ein Auffangbecken, so können diese nicht in die Luft gelangen und somit auch keine gesundheitlichen Probleme verursachen.

„Eine Schrift graviere ich in ca. 20 Sekunden. Ich habe, seit ich 16 Jahre alt bin, nie einen anderen Beruf verfolgt. Das ist also hartes Training.“, schmunzelt Joe. Ungefähr acht Jahre brauche man - ohne Unterbrechung - damit man das Handwerk so richtig beherrsche. „Am Anfang zeichnet man sich alles vor, dann macht man sich nur noch Linien und irgendwann stellt man es sich nur noch vor.“, erklärt er mir. Einen Radiergummi für falsch Graviertes gibt es leider nicht, bei einem Fehler kann das Werkstück nicht mehr verwendet werden.

Sein schönstes Stück ist der „Eingesperrte Frieden“. Von der Idee bis zu Fertigung stammt hier alles von ihm. Innen ist eine Glaskugel, auf der friedvolle Motive – ein Neugeborenes, Kinderlächeln, Brotzeit am Berg, … - dargestellt sind. Außen auf dem Stülpgefäß ist der Krieg mit Panzern, gefallenen Soldaten, … eingraviert. Durch Glasstäbe sieht man durch das Außengefäß auf das Innenelement, den Frieden. „Jeder sieht den Frieden, doch beherrschen tut uns der Krieg!“, so Fischer zu seinem aufwendigsten Projekt mit viel Tiefsinn.

Der „Eingesperrte Frieden“Der „Eingesperrte Frieden“


Joe freut sich über seinen großen Kundenstamm, von Vereinen, der Kommune bis hin zu Privatpersonen und natürlich auch Urlaubern, besuchen ihn viele in seiner schmuck eingerichteten Glashütte. „Es sind alles Einzelstücke. Jedoch durch die Wegwerfgesellschaft wird die Glasmanufaktur in Handarbeit leider nicht mehr so geschätzt als früher.“, erklärt er sich den Wegfall der vielen Glasbetriebe.

Er bereut seinen Werdegang jedoch nicht und freut sich immer über kreative Kunden. So hat er für einen Großvater seine Enkel auf Glaskugeln graviert. Diese stehen nun bei ihm am Schreibtisch. Oder eine Gruppe junger Leute mit einem großen Weißbierstuzen, auf den Joe bei jeder Hochzeit eines Mitglieds das Datum graviert. Mit dem Glas werden die Junggesellenabschiede gefeiert.

Joe freut sich über jeden Kunden und bringt viel Zeit mit, die Wünsche eines Jeden zu verwirklichen und das nun schon seit sehr langer Zeit. Zuvor war er in einigen Betrieben angestellt, heuer feiert er sein 20.-jähriges Jubiläum als selbstständiger Glasgraveur.


Sie interessieren sich für diese Glaskunst oder haben Produkte, die Sie gerne gravieren lassen möchten? Dann besuchen sie Joe doch in seinem Glasstüberl am Sachsenring in Grafenau!


- CG


Joes GlasstüberlGrafenau
Serie: Kunst & HandwerkQualität statt Quantität - Kunst und Handwerk aus der Region sind wieder beliebter, denn je!

Quellenangaben

Foto/Bericht: Christina Graf

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