Prävention, Personal und Ambulantisierung als Schlüssel

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29.10.2025
Deggendorf
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Unter dem Titel „Versorgung, Prävention, Perspektiven“ fand am Bezirksklinikum Mainkofen ein Symposium zur Kinder- und Jugendpsychiatrie statt. Der Bezirk Niederbayern reagierte damit auf die deutlich gestiegenen Fallzahlen psychisch belasteter Kinder und Jugendlicher. Eingeladen hatte Dr. Tanja Hochegger, stellvertretende Ärztliche Direktorin und Chefärztin der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik am Bezirkskrankenhaus Landshut. Das Interesse war groß – zahlreiche Fachleute aus Medizin, Justiz, Verwaltung und Polizei nahmen teil.

 

Dr. Hochegger berichtete über umfassende Reformen in ihrer Klinik, die sie seit 2020 gemeinsam mit ihrem Team umgesetzt hat. Ziel sei es, den Akutbereich klar zu strukturieren und eine adäquate Versorgung zu sichern. Durch eine neue Stationsstruktur und tagesklinische Angebote konnten Fixierungen um rund 70 Prozent reduziert werden. Dennoch bleibe die Situation herausfordernd, da sich die Aufnahmen im Notdienst nahezu verdoppelt hätten.

 

Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich bestätigte die angespannte Lage. Die Zahl vollstationärer Aufnahmen sei um 86 Prozent gestiegen. Ursachen seien neben der Corona-Pandemie auch gesellschaftliche Krisen und steigender Leistungsdruck in Schulen. „Achtzig Prozent aller Aufnahmen kommen als Notfälle“, so Heinrich. Er verwies zudem auf die schwierige Personalsituation und den wachsenden Fachkräftemangel.

 

Sieben Fachleute aus Medizin, Wissenschaft und Verwaltung stehen gemeinsam auf einer Bühne. Hinter ihnen ist ein blaues Banner mit dem Logo des Bezirks Niederbayern zu sehen. Die Gruppe lächelt in die Kamera – es handelt sich um die Referenten und Moderatorinnen des Symposiums zur Kinder- und Jugendpsychiatrie.
Diskutierten über Herausforderungen in der Kinder- und Jugendhilfe (v.l.): Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich, Prof. Dr. Jens Pothmann, Dr. Tanja Hochegger, Eva Siebel, Dr. Marcel Romanos, PD Dr. Katharina Bühren und Moderator Prof. Dr. Hermann Spießl.

 

PD Dr. Katharina Bühren, Ärztliche Direktorin des kbo-Heckscher Klinikums, ergänzte, dass 60 Prozent der jungen Menschen bereits psychische Belastungen erlebt hätten. Die Zahl stationärer Behandlungen steige kontinuierlich. Als mögliche Lösung nannte sie die Ambulantisierung der Versorgung, innovative Konzepte und eine sektorenübergreifende Zusammenarbeit. Gleichzeitig müsse die PPP-RL-Personalrichtlinie überdacht werden.

 

Prof. Dr. Marcel Romanos von der Universität Würzburg betonte die Bedeutung der Prävention: „Wir müssen Kinder stark machen und ihre Resilienz fördern. Emotionen dürfen nicht verhindert, sondern verstanden werden.“

 

Prof. Dr. Jens Pothmann vom Deutschen Jugendinstitut verwies auf die steigenden Kosten in der Kinder- und Jugendhilfe – rund 72 Milliarden Euro im Jahr 2023 – und den akuten Fachkräftemangel. Auch er plädierte für mehr Unterstützung und Entlastung der sozialen Systeme.

 

Eva Siebel, stellvertretende Pflegedirektorin der Kinder- und Jugendpsychiatrie in Landshut, stellte ein neues Weiterbildungskonzept für Pflegekräfte vor, das speziell auf die Anforderungen im Bereich der Kinder- und Jugendpsychiatrie zugeschnitten ist.

 

In der abschließenden Podiumsdiskussion, moderiert von Prof. Dr. Hermann Spießl, wurde deutlich: Nur durch eine Kombination aus Prävention, ausreichendem Personal und dem Ausbau ambulanter Strukturen kann die Versorgung langfristig gesichert werden.


- JS


Kulturreferat - Bezirk NiederbayernKulturreferat - Bezirk NiederbayernLandshut

Quellenangaben

Bezirk Niederbayern, Korbinian Huber

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