Ästiger Stachelbart zeigt erste Fruchtkörper im Nationalpark Bayerischer Wald

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10.08.2025
Bayerisch Eisenstein
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Es ist ein seltener und bedeutender Anblick: Frische, cremeweiße Fruchtkörper des Ästigen Stachelbarts sprießen auf einem Buchenstamm im Nationalpark Bayerischer Wald. Möglich macht das ein deutschlandweit einmaliges Artenhilfsprogramm für bedrohte Pilzarten, das erste sichtbare Erfolge zeigt.

Im Juli 2024 begannen der Lehrstuhl für Pilzökologie der Universität Bayreuth und der Nationalpark Bayerischer Wald mit der Beimpfung von rund 320 Baumstämmen auf mehreren Versuchsflächen. Gefördert durch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) mit rund 350.000 Euro, wurden zehn seltene Pilzarten auf Holzdübel in Buchen-, Fichten- und Tannenholz eingebracht.

Nach einem Jahr zeigen sich nun erste Fruchtkörper – und zwar vom Ästigen Stachelbart (Hericium coralloides), einer in Deutschland seltenen Rote-Liste-Art, die typischerweise auf Buchen-Totholz wächst. Die weiteren Arten des Projekts stammen ebenfalls aus dem Bayerischen Wald, konnten sich jedoch aufgrund intensiver forstlicher Nutzung vielerorts nicht mehr halten.

„Im Gegensatz zu Tieren und Pflanzen gibt es bislang kaum Erfahrungen darin, wie man Pilzpopulationen bei uns schützen kann“, erklärt Projektleiter Professor Claus Bässler von der Universität Bayreuth. „Umso erfreulicher ist es, dass unsere pilotartigen Versuche nun erste Ergebnisse liefern.“

Auch der zuständige DBU-Referent Dr. Hans-Christian Schaefer sieht im Projekt großes Potenzial: „Pilze spielen eine zentrale Rolle im Ökosystem, wurden aber bisher im Naturschutz stark vernachlässigt. Dieses Projekt zeigt Wege auf, wie besonders spezialisierte und wenig mobile Arten gestärkt werden können.“

Bevor die Pilze in die Natur entlassen werden können, ist umfangreiche Laborarbeit notwendig, betont Dr. Franziska Zahn vom Bayreuther Lehrstuhl: „Wir kultivieren die Pilze zunächst auf Nährböden, was oft eine Herausforderung ist.“

 

Ein weißer, korallenartiger Pilz mit zahlreichen filigranen Verzweigungen wächst auf einem feuchten Baumstamm im Wald.
Fruchtkörper des Ästigen Stachelbarts (Hericium coralloides), gewachsen auf einem geimpften Buchenstamm im Nationalpark Bayerischer Wald.

 

Auch wenn bisher nur Fruchtkörper des Ästigen Stachelbarts sichtbar sind, könnten sich im Holz bereits weitere Arten angesiedelt haben. Um das herauszufinden, entnehmen die Forschenden derzeit Bohrproben von allen Stämmen. Diese werden im Labor analysiert, um die tatsächliche Verbreitung der Arten zu ermitteln.

Peter Karasch, Mykologe des Nationalparks, zeigt sich optimistisch: „Ich bin überzeugt, dass im Laufe der Saison weitere Arten folgen werden – besonders hoffe ich auf den Duftenden Feuerschwamm, dessen Fruchtkörper nach Rosen duften und der deutschlandweit bislang nur hier im Urwaldgebiet nachgewiesen wurde.“

Die Projektflächen rund um Bayerisch Eisenstein und Spiegelau werden in den nächsten Jahren regelmäßig überwacht, um die langfristige Entwicklung zu dokumentieren.

„Schon jetzt ist das Projekt ein großer Erfolg“, sagt Nationalparkleiterin Ursula Schuster. „Es beweist, wie wertvoll internationale Kooperationen in der Forschung sein können – und liefert neue Impulse für den Pilzschutz im Naturschutz.“

Hintergrund zum Ästigen Stachelbart:
Der Ästige Stachelbart (Hericium coralloides) ist in Bayern als gefährdet eingestuft. Er bildet auffällig verzweigte, an Korallen erinnernde Fruchtkörper, die bis zu 20 Zentimeter groß werden können. Als Naturnähezeiger ist er auf alte Laubwälder mit Buchen-Totholz angewiesen – Lebensräume, die in Wirtschaftswäldern durch den Entzug alter Bäume weitgehend verschwunden sind. Durch moderne Naturschutzkonzepte, wie das Belassen sogenannter Methusalembäume, entstehen nun wieder Chancen für diese Art.


- KM


Nationalpark Bayerischer WaldNationalpark Bayerischer WaldGrafenau

Quellenangaben

Nationalpark Bayerischer Wald, Peter Karasch

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