Tafeln fordern soziale Zeitenwende

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06.07.2025
Hannover
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Zum 25. Bundestafeltreffen in Hannover ziehen die Tafeln eine ernüchternde Bilanz: Fünf herausfordernde Jahre liegen hinter ihnen – von der Corona-Pandemie bis hin zu steigenden Kundenzahlen durch Inflation und Krieg. Mit einer Langen Tafel am 5. Juli auf dem Opernplatz setzen sie ein öffentliches Zeichen der Solidarität mit armutsbetroffenen Menschen.

 

„Hinter unseren 75.000 Helferinnen und Helfern liegen fünf kräftezehrende Jahre. Die Corona-Pandemie machte Tafel-Arbeit zeitweise fast unmöglich und zeigte zugleich, wie viele Menschen auf unsere Hilfe angewiesen sind“, erklärt Andreas Steppuhn, Vorsitzender Tafel Deutschland. Die Kundenzahlen stiegen um 50 Prozent, während die Lebensmittelspenden stagnierten oder sanken.

 

Steppuhn fordert eine soziale Zeitenwende von der neuen Bundesregierung: „Armut braucht weniger Scham, sondern mehr Sichtbarkeit und Stimme. Nur so können ihre Ursachen politisch bekämpft werden.“

 

Weiße Fahne mit dem Logo und Schriftzug "TAFEL DEUTSCHLAND" weht im Wind vor blauem Himmel, teilweise von Baumzweigen umrahmt.
Weiße Fahne mit dem Logo und Schriftzug "TAFEL DEUTSCHLAND" weht im Wind vor blauem Himmel, teilweise von Baumzweigen umrahmt.

 

Die aktuelle Lage bleibt angespannt: Jede dritte Tafel kann derzeit keine neuen Kundinnen und Kunden aufnehmen. Vielerorts gibt es Aufnahmestopps oder Wartelisten. Rund 1,5 Millionen Menschen nutzen regelmäßig eine der über 970 Tafeln in Deutschland:

 

  • 48 % beziehen Bürgergeld
  • 30 % sind Kinder und Jugendliche
  • 18 % sind Rentnerinnen und Rentner
  • 18 % erhalten Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz

Die Lebensmittelpreise stiegen seit 2021 um 30 Prozent, während Sozialleistungen und Renten kaum angepasst wurden. Steppuhn mahnt: „Investitionen in Verteidigung und Infrastruktur dürfen nicht zulasten einer starken Sozialpolitik gehen.“

 

Herausforderungen der Tafeln im Überblick:

  • 67 % melden zu wenig gerettete Lebensmittel
  • 45 % sind mit der hohen Zahl an Kundinnen und Kunden überlastet
  • 30 % beklagen einen Mangel an Ehrenamtlichen

Um zukunftsfähig zu bleiben, setzen die Tafeln verstärkt auf Digitalisierung, bessere Logistik und die neue Allianz für Lebensmittelrettung. Ziel ist es, Lebensmittelüberschüsse effizienter zu nutzen – besonders aus der Industrie, wo mehr anfällt als im Handel.

 

Auch die Anforderungen vor Ort steigen. Die Tafel-Akademie bietet Weiterbildungen zu gesunder Ernährung, Vereinsrecht, Lebensmittelsicherheit sowie spezielle Angebote für Kinder und Senioren. „Wir möchten die Ehrenamtlichen bestmöglich unterstützen“, so Marco Koppe, Geschäftsführer Tafel Deutschland.

 

Im Zentrum des Bundestafeltreffens steht das ehrenamtliche Engagement. Neben einer Mitgliederversammlung und einem Festabend bildet die öffentliche Lange Tafel am 5. Juli ab 11 Uhr auf dem Opernplatz den Höhepunkt. Eine sportliche Challenge ermöglicht es Besucherinnen und Besuchern, aktiv zu werden und Lebensmittelspenden für die Tafeln der Region Hannover zu sammeln.

 

Ein buntes Rahmenprogramm setzt ein starkes Zeichen gegen Armut und Lebensmittelverschwendung – und für Solidarität und gesellschaftlichen Zusammenhalt. Erwartet werden rund 1.000 Gäste aus Zivilgesellschaft, Wirtschaft und Politik.


- JS


Tafel Deutschland e.V.Berlin

Quellenangaben

Tafel Deutschland, Philip Wilson

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