Mehrtägiges IHK-Seminar für Berufsintegrationsklasse in Waldkirchen
Für junge Flüchtlinge, die in Deutschland bleiben können, ist eine Berufsausbildung und die Zusammenarbeit mit deutschen Kollegen eine der besten Arten der Integration. Der Start in eine Ausbildung muss aber sorgfältig vorbereitet werden. Dazu zählt zuerst – aber nicht allein – der Spracherwerb. Aus diesem Grund hat die IHK Niederbayern mit den Schülern der „Berufsintegrationsklasse“ an der Berufsschule Waldkirchen das mehrtägige Seminar „Leichter in die Berufswelt“ durchgeführt. Die 15 jungen Flüchtlinge aus Ländern wie Syrien, Afghanistan oder Eritrea haben an zwei Tagen die Voraussetzungen und den Ablauf einer Berufsausbildung in Deutschland kennengelernt und bekamen in einem interkulturellen Training vermittelt, wie sie sich im Betrieb und in der Zusammenarbeit mit Kollegen und Vorgesetzten richtig verhalten. Ein dritter Seminartag ist in Planung, dabei können sich die Teilnehmer auf die Bewerbung für ein Praktikum oder einen Ausbildungsplatz vorbereiten.
„Es ist euer Seminar. Es ist wichtig, dass ihr viele Fragen stellt“, ermunterte Trainerin Andrea von Gleichenstein von Training Development Consulting die Teilnehmer zu Beginn der Seminartage. Sie vermittelte den Jugendlichen die grundlegenden Verhaltensweisen und Werte, die in Deutschland gelten – vom festen Händedruck zur Begrüßung bis zur Gleichberechtigung von Mann und Frau. Veronika Nagler, die bei der IHK Niederbayern für das Thema Integration und Flüchtlinge zuständig ist, verdeutlichte den Teilnehmern den Wert einer dualen Ausbildung in Deutschland, die für alle Seiten langfristig mehr biete als ungelernte Hilfstätigkeiten. Florian Walter von der IHK stellte gleichzeitig klar, dass eine Ausbildung Verantwortung bedeutet: „Als Auszubildender hat man Pflichten. Ihr müsst in die Berufsschule gehen, ein Berichtsheft schreiben, auf den Chef hören und anrufen, wenn ihr krank seid.“ Einen Blick in die Praxis der Ausbildung im Unternehmen gab Werner Kühberger, Geschäftsführer von Kühberger Metalltechnik in Waldkirchen. Der Unternehmer beschäftigt 34 Mitarbeiter, davon sieben Auszubildende – unter ihnen ist Hassan, ein Flüchtling aus Afghanistan, der zuvor als Praktikant im Unternehmen gewesen war. Hassan habe sich hervorragend in den Betrieb integriert, berichtete Kühberger. Er könne damit ein Vorbild für die jungen Flüchtlinge sein: „Zuverlässigkeit ist wichtig“, meinte Kühberger. „Wenn ich zu Hassan sage, ‚wir treffen uns um 07:10 am Parkplatz‘, dann steht er bereits da wenn ich komme.“
Die Berufsintegrationsklasse der Berufsschule Waldkirchen erhielt von Unternehmer Werner Kühberger, Trainerin Andrea von Gleichenstein (hinten 5. und 6. von links) sowie Florian Walter und Veronika Nagler von der IHK (vorne von rechts) Tipps und Hilfen zum Einstieg in die Berufswelt.
In den sogenannten „Berufsintegrationsklassen“ werden Flüchtlinge an Berufsschulen in ganz Bayern auf Arbeit und Ausbildung vorbereitet. Die Jugendlichen erhalten hier über zwei Jahre einen intensiven Sprachunterricht, aber auch gezielten Unterricht zur Berufsorientierung. Im IHK-Bezirk Niederbayern sind derzeit an 14 Berufsschulen Berufsintegrationsklassen eingerichtet.