Führung mit Nationalparkleiterin Ursula Schuster zur Waldentwicklung am Falkenstein
Ein Wald kann viele Gesichter haben. Dies zeigte Nationalparkleiterin Ursula Schuster den Teilnehmern der Führung „Nationalpark Exklusiv“ in Zwieslerwaldhaus. Unter dem Motto „Waldentwicklung rund um den Großen Falkenstein“ führte die Wanderung zu jungen, alten und sterbenden Wäldern und öffnete den Blick dafür, dass auch ein Wald mit vielen toten Bäumen voller Leben sein kann.
Ursula Schuster nahm die Teilnehmer letztendlich mit auf eine Zeitreise. Los ging es mit einem Blick auf den Großen Falkenstein, dessen Fichtenwälder derzeit durch Borkenkäferbefall großflächig absterben. „Vor über 100 Jahren war Holz für die Bewohner des Bayerwaldes eine wichtige Ressource“, erklärte Ursula Schuster. Die damals gepflanzten Fichtenmonokulturen bieten dem Borkenkäfer heute einen reichlich gedeckten Tisch. „Dies sowie die Zunahme an trockenen Sommern sind die Gründe für die aktuelle Massenvermehrung.“
Dass auch in solchen Wäldern schnell wieder neues Leben einziehen kann, war auf einer ehemaligen Borkenkäferfläche mit üppiger Tannenverjüngung zu sehen. „Hier erkennt man, wie wertvoll Störungsflächen sind, auf die Licht fällt.“ Nicht nur Nadelbäume, sondern auch Esche, Vogelbeere und Ahorn haben hier die Chance, zu wachsen. Wenn Totholzstämme oder aufgeklappte Wurzelteller im Wald verbleiben dürfen, fördere dies die Artenvielfalt, erklärte Ursula Schuster und führte die Teilnehmer weiter in das Urwaldgebiet Mittelsteighütte, wo solche besonderen Lebensräume in großer Zahl zu sehen sind.
Der 38 Hektar große Bergmischwald wurde bereits vor gut 250 Jahren zum Bannwald erklärt und ist seit 1997 Teil des Nationalparks. „Hier sehen wir, wie ein Wald aussieht, der seit langer Zeit vom Menschen weitestgehend unbeeinflusst belassen wurde.“ Der Bereich sei ein wichtiger Rückzugsort für Urwaldreliktarten, beispielsweise für den Rindenschröter oder den Duftenden Feuerschwamm, ein Pilz, den es in Deutschland nur im Nationalpark gibt. Nur durch die unterschiedlichen Arten von Totholz, die wertvolle Lebensräume bieten, sei diese Vielfalt möglich. „Diese Fläche ist ein Schatz, für den wir eine besondere Verantwortung haben.“
Nationalparkleiterin Ursula Schuster gab den Teilnehmern der Führung nicht nur Einblicke in verschiedene Stadien der Waldentwicklung, sie stand bei Fragen auch Rede und Antwort, beispielweise zum Borkenkäfer- oder Wildtiermanagement.
Und noch eine Rarität hatte Ursula Schuster am letzten Halt der Wanderung für die Teilnehmer parat. Inmitten einer Fläche, auf der nur noch durch den Buchdrucker abgestorbene Fichten zu sehen sind, steht eine gut 200 Jahre alte, mächtige Linde. „Dieser Baum ist ein Zeitzeuge dafür, dass es hier früher keine reinen Fichtenwälder gab, sondern einen Mischwald.“ Wie sich die Wälder rund um den Großen Falkenstein künftig entwickeln werden, könne niemand konkret sagen, so Ursula Schuster. Eine Rolle spiele auch der Einfluss von milderen Wintern und trockeneren Sommern. „Aber wir wollen dies im Nationalpark weiter erforschen und hoffen, dass die Ergebnisse auch für den Wirtschaftswald von Wert sein können. “
Nach drei Stunden und zahlreichen interessanten Diskussionen und Gesprächen zur Waldentwicklung, aber auch zu Themen wie Wildtiermanagement, endete die Veranstaltung aus der Reihe „Nationalpark Exklusiv“.
Am Samstag, 18. November, findet die Führung mit Nationalparkleiterin Ursula Schuster erneut statt. Treffpunkt für die zirka dreistündige Wanderung ist um 10 Uhr beim Parkplatz Zollhausstraße in Zwieslerwaldhaus (Navi: Waldhausstraße 53; 94227 Lindberg), Endpunkt der Führung ist der Parkplatz Zwieslerwaldhaus am Ortseingang. Aus organisatorischen Gründen ist eine Anmeldung beim Nationalpark-Führungsservice (0800 0776650) möglichst frühzeitig, spätestens jedoch einen Tag vorher bis 13 Uhr erforderlich.