Unternehmerparlament betont Chancen der Zuwanderung

zurück zur Übersicht
31.07.2015
Passau

Die Diskussion um die Zuwanderung von ausländischen Fachkräften war einer der zentralen Punkte bei der gestrigen Sitzung der IHK-Vollversammlung in Passau. Die gewählten Unternehmensvertreter aus der niederbayerischen Wirtschaft beschlossen dazu einstimmig ein gemeinsames Positionspapier der bayerischen IHKs. „Der Zustrom von Asylbewerbern und Flüchtlingen in die Region stellt viele Kommunen vor große Herausforderungen, bietet aber – unter bestimmten Voraussetzungen – Chancen für den heimischen Ausbildungs- und Arbeitsmarkt“, sagte IHK-Präsident Dr. Josef Dachs.

Eine wichtige Forderung des Positionspapiers ist daher das so genannte „3+2“-Modell. Damit ist gemeint, dass junge Asylbewerber während der drei Jahre einer Berufsausbildung und für weitere zwei Jahre des Berufseinstiegs nicht abgeschoben werden dürfen. „Die duale Berufsausbildung ist eine der besten Formen zur Integration von jugendlichen Flüchtlingen. Humanitäre Unterstützung und Chance zur Fachkräftesicherung treffen sich“, ist dazu in dem Positionspapier zu lesen. Gleichwertig steht daneben aber auch die Forderung, solche Nachwuchskräfte möglichst früh in eine passende Sprachförderung zu bringen. Viele Asylsuchende verfügten bereits über Qualifikationen, die in deutschen Betrieben gefragt sind – aber nur mit einer Sprachförderung könnten diese Potenziale genutzt und die Menschen in den Arbeitsmarkt integriert werden. Weitere Punkte des Positionspapiers sind unter anderem eine erleichterte Zuwanderung für Auszubildende und Fachkräfte in so genannten „Mangelberufen“, die den tatsächlichen Erfordernissen vor Ort entspricht oder die stärkere Berücksichtigung von Qualifikation und Berufserfahrung in den Regelungen zur Zuwanderung.
Das Nachbarland Tschechien und die Entwicklung der wirtschaftlichen Beziehungen seit der Grenzöffnung vor 25 Jahren nahm bei der Sitzung IHK-Vizepräsident Jürgen Wallstabe in den Blick. Er berichtete von den ersten Erfahrungen, beispielsweise bei einer im Frühjahr 1990 von der IHK organisierten Unternehmerreise mit insgesamt 300 Teilnehmern aus Niederbayern und Südböhmen oder von der Einrichtung eines Delegiertenbüros der Deutschen Wirtschaft in Prag, aus dem 1993 die Deutsch-Tschechische Industrie- und Handelskammer hervorgegangen ist. Heute, so Wallstabe, sei die wirtschaftliche Zusammenarbeit mit dem Nachbarland von hochwertigen Produktionsprozessen auf Augenhöhe bestimmt. Das Zusammenwachsen könne noch verbessert werden, beispielsweise durch den Ausbau der Verkehrswege in den Grenzregionen oder einen vereinfachten Zugang zu den jeweiligen Märkten. Dennoch lautete das klare Fazit des IHK-Vizepräsidenten: „Insgesamt haben die Wirtschaft und die Menschen gewonnen.“


Weitere Themen der Sitzung waren unter anderem Änderungen im Wettbewerbsrecht, Erfahrungen mit dem Mindestlohn und die Neugestaltung der Erbschaftsteuer. Angeschlossen an die Sitzung war eine öffentliche Veranstaltung mit Professor Martin Selmayr, Kabinettschef des EU-Kommissionspräsidenten Jean-Claude Juncker, zum Thema „Die neue Europäische Kommission und ihre Herausforderungen“.


- AB


IHK für Niederbayern in PassauPassau

Quellenangaben

IHK Niederbayern

Sie möchten Ihren Bericht regional bewerben?

Alle Informationen und Ihren Ansprechpartner finden Sie HIER.



Kommentare

Bitte registrieren Sie sich um hier Kommentare eintragen zu können!
» Jetzt kostenlos Registrieren oder haben Sie Loginprobleme?


Ähnliche Berichte

In der Wirtschaft dringend gesucht: Fachkräfte aus Freyung-Grafenau verabschiedetErgolding Sie sind die neuen Betriebs- und Fachwirte, Meister, Projektleiter oder Fremdsprachenkorrespondenten: Rund 270 junge Fachkräfte aus ganz Niederbayern haben bei einer IHK-Veranstaltung am vergangenen Mittwoch im Bürgersaal Ergolding ihre Zeugnisse, Urkunden und Meisterbriefe erhalten – unter ihnen 27 aus dem Landkreis Freyung-Grafenau.Mehr Anzeigen 02.08.2023Diese Fachkräfte haben es durchgezogenPassau Allerorten ist vom Fachkräftemangel die Rede – dem stellen sich die rund 300 Nachwuchsfachkräfte entgegen, die bei einer Feier in der Stadthalle Dingolfing am vergangenen Montag ihre Zeugnisse erhalten haben.Mehr Anzeigen 01.05.2018160 neue Fachkräfte und ein neuer WeiterbildungsabschlussPassau Premiere in Straubing: Bei einer Abschlussfeier der IHK-Weiterbildung am vergangenen Donnerstag in Straubing haben erstmals auch die Industrietechniker ihre Zeugnisse erhalten.Mehr Anzeigen 19.10.2017„Solche Menschen können wir gebrauchen!“„Lindenwirt“-Inhaber Christian Geiger nahm sich viel Zeit und beantwortete geduldig jede Frage der Männer. Er stellte zwar Wochenend- und Feiertagsarbeit in Aussicht, wusste jedoch: „Wenn Sie die drei Jahre in dualer Ausbildung - mit allen praktischen und theoretischen Feinheiten - absolviert haben, können Sie überall anfangen, weltweit.Mehr Anzeigen 17.10.2016Flüchtlingsintegrationsmaßnahmen – ein neues Instrument zur Integration von AsylbewerbernFür diese neue, bis 2020 laufende bundesweite Arbeitsmarktinitiative stehen in Passau jährlich mindestens 1,2 Millionen Euro zur Verfügung. Für eine Vielzahl von geflüchteten Menschen mit Bleibeperspektive können damit im Agenturbezirk sinnstiftende Arbeitsgelegenheiten zeitnah eingerichtet werden.Mehr Anzeigen 06.10.2016Fachkräfte werden weniger und älterPassau Die Fachkräftelücke im IHK-Bezirk Niederbayern reißt weiter auf: In nur fünf Jahren werden auf dem Arbeitsmarkt bereits 16.000 weniger Fachkräfte zur Verfügung stehen als heute. Diese Entwicklung wird sich bis 2030 weiter verschärfen.Mehr Anzeigen 17.03.2015