Mit deutlichen Worten sprach sich Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich beim Besuch des denkmalgeschützten Anwesens von Kreisheimatpfleger Dr. Leonhard Bürger für eine neue Umbaukultur aus. „Das Abreißen muss ein Ende haben“, betonte er und verwies auf die Bedeutung, in Stoffkreisläufen zu denken, graue Energie zu binden und die heimische Bausubstanz zu erhalten. Dass dies nicht nur ein theoretisches Ziel bleibt, zeigt Dr. Bürger mit seinem Engagement an einem über 200 Jahre alten Bauernhaus in Appmannsberg (Stadt Waldkirchen) – ein Projekt, das Dr. Heinrich als „vorbildlich im Sinne der Regionalentwicklung“ bezeichnete und dessen Denkweise er uneingeschränkt teilt.
Das Wohnstallhaus, dessen Erdgeschoss aus Bruchstein im 17. Jahrhundert errichtet wurde und dessen Obergeschoss in Holz-Blockbauweise auf das Jahr 1782 datiert wird, stand über 50 Jahre leer und weist in seiner Substanz und Atmosphäre eine bemerkenswerte Ursprünglichkeit auf. „Das Gebäude ist bauhistorisch und architektonisch außergewöhnlich. Etwa sind hier alle Gewölbearten vorhanden: Kreuz-, Tonnen- und Kappengewölbe. Das ist in unserer Region eine absolute Besonderheit“, schildert Dr. Bürger. Besonders beeindruckend ist der 2,80 Meter lange, ins Mauerwerk integrierte Backofen, mit dem einst das gesamte Umfeld versorgt wurde. Dieser soll nicht nur erhalten bleiben, sondern künftig auch wieder genutzt werden.
Auch weitere Details verleihen dem Anwesen Einzigartigkeit: Das zweieinhalbstöckige, nicht unterkellerte Wohnhaus, einst Hauptgebäude eines Vierseithofs, wird vom Innenhof aus über einen gewölbten Flez betreten. Von dort führt eine einläufige, vermutlich aus der Bauzeit stammende Holztreppe ins erste Obergeschoss, wo sich ein ehemaliger Getreidespeicher befindet. Dieser verfügt über eine Raumhöhe von nur 1,80 Metern und soll im Zuge der Sanierung nach oben hin geöffnet werden. Durch eine Aufstockung im 20. Jahrhundert entstehen im Dachgeschoss großzügige Räume mit hoher Decke.

Kreisheimatpfleger Dr. Leonhard Bürger (re.) informiert Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich (li.) über die denkmalgerechte Instandsetzung seines Anwesens in Appmannsberg.
Vom Denkmal zur Heimat
Als neuer Kreisheimatpfleger war es Dr. Bürger ein Anliegen, sich nach seiner Ernennung zunächst einen Überblick über die Baudenkmäler im Landkreis zu verschaffen. Dabei stieß er auch auf das Anwesen in Appmannsberg. Was zunächst als Scherz des damaligen Eigentümers begann („Kaufen Sie es doch!“), wurde schließlich Realität. „Ohne die Unterstützung von Staat, Bezirk Niederbayern und der Deutschen Stiftung Denkmalschutz wäre das Projekt jedoch nicht finanzierbar gewesen“, erklärt Dr. Bürger. Die Förderung ermögliche es ihm, die Sanierung in Etappen umzusetzen – parallel zu seinem Praxisneubau und dem Alltag als Familienvater. Auch der Voreigentümer, dessen Familie seit Jahrhunderten in Appmannsberg ansässig ist, unterstützt das Vorhaben tatkräftig.
Umbaukultur als Zukunftsaufgabe
Für Bezirkstagspräsident Dr. Heinrich ist das Projekt von Dr. Bürger ein wertvoller Leuchtturm für die gesamte Region: „Wir müssen in Zukunft deutlich mehr umbauen statt neu bauen. Der Umgang mit unserer gewachsenen Bausubstanz ist entscheidend für Identität, Ressourcenschonung und Lebensqualität in der Region.“ Dr. Bürger sei hier ein „äußerst positives Beispiel“, das Mut mache. Auch der Kreisheimatpfleger selbst ist überzeugt, dass sich die Mühen lohnen: „Die Wohnqualität in einem alten Haus ist etwas ganz Besonderes.“ Mit der Sanierung möchte er nicht nur ein Denkmal bewahren, sondern auch zeigen, dass nachhaltiges Wohnen mit Respekt vor der Geschichte möglich ist.

Kulturreferat - Bezirk Niederbayern