BRK-Bereitschaft Grafenau bringt Schönberger Chefarzt „heim“
Mit Ernst im Blick und großer Entschlossenheit sitzt Dr. Josef Ammer dem Künstler Gerhard Steppes-Michel Modell, als der ihn für die Nachwelt festhält. Das ist weit über 50 Jahre her. Heute erinnert noch eine Straße in Schönberg, die nach ihm benannt ist, an den Mann. Mit einem Gemälde tauchte nun auch die Frage auf, wer er war.
Marcel Derix und Michael Schröter von der BRK-Bereitschaft Grafenau hatten Inventur gemacht und die Lager durchgeräumt. Lange unbeachtet war ihnen das Gemälde in die Hände geraten, und der Schriftzug Schönberg auf der Rückseite schuf die Verbindung ins Rathaus. Michaels Oma hatte den Arzt noch gekannt. Bürgermeister Martin Pichler nur noch indirekt, weil der so auch in etwas kleinerem Format in der Galerie des Rathauses hängt; dort, wo sich vor allem Bürgermeister und Ehrenbürger gerahmt die Ehre geben. Da das hochqualitative Gemälde aber nur für denjenigen einen Wert darstellt, der auch einen Bezug dazu hat, war die Entscheidung schnell gefällt, dass Schönberg neben großem Dank dafür eine Spende in Höhe von 300 Euro an die BRK-Bereitschaft leistet. Die kann dort wiederum für Bedarf verwendet werden, der nicht durch die reguläre Leistungsvergütung abgedeckt ist. Bei einer Übergabe mit Handschlag war es nun so weit, dass Dr. Josef Ammer zurück kehrte.
Die Rückkehr eines Gemäldes war Anlass, an eine Person zu erinnern, die mit Engagement und Haltung nachhaltig aufgefallen war. Marcel Derix (l.) und Michael Schröter brachten Dr. Josef Ammer zu Bürgermeister Martin Pichler so auch „ans Licht“ der Gegenwart.
Aber wer war er? In Straubing 1895 geboren war er später in Schönberg praktizierender Arzt. Zudem war er, als es hier noch ein Krankenhaus gab, Mitarbeiter und auch Leiter. Nach dem zweiten Weltkrieg war er Mitglied in verschiedenen Vereinen, was vermutlich auch den Bezug zum BRK herstellte. So war er auch Vorstand beim 1953 frisch gegründeten Fremdenverkehrsverein oder Stellvertreter beim im gleichen Jahr gegründeten Trachtenverein. Als Marktrat war er von 1952 bis 1960 tätig. Im Jahr 1955 wurde er zum Ehrenbürger ernannt und erhielt in dem Jahr zugleich das Bundesverdienstkreuz. 1966 war er verstorben. Eine besondere Erinnerung und Beachtung hat er vielleicht dafür verdient, dass er zu nationalsozialistischen Zeiten nach ärztlichem Selbstverständnis polnische, russische und ukrainische „Fremdarbeiter“ ebenso behandelte wie Deutsche. Er holte sie notfalls sogar mit eigenem Auto ab, da ihnen die Fahrt mit dem „Postauto“ verboten war. Nicht ohne eigenes persönliches Risiko machte er sich auch für den Spiegelauer Freund und Kollegen Dr. Alois Geiger stark, der wegen privat geäußerter Zweifel am deutschen Sieg und aus Angst vor den Folgen der Niederlage mit dem Vorwurf der „Wehrkraftzersetzung“ angeklagt und 1943 hingerichtet wurde. Vielleicht blickt ja der Ernst eines Zeitzeugen aus dem Gemälde und mahnt so weiter zu Überzeugung und Aufrichtigkeit?