"Haareis" oder "Eiswolle"

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30.12.2022 19:40 Uhr

"Zwergenhaar"

Dr. Fritz Haselbeck

„Haareis“ oder „Eiswolle“ heißt dieses bizarre Gebilde, das auf dem Foto zu sehen ist, im Volksmund wird es mancherorts auch „Zwergenhaar“ genannt. Dr. Fritz Haselbeck hat dieses kleine Naturwunder letzten Mittwoch an einem dürren, halbbemoosten Ast am Osthang des Oberfrauenwalds entdeckt. Etwa 4 bis 5 Zentimeter quollen die dünnen weißbläulichen Fäden an schattiger Stelle in die Höhe.

Dabei handelt es sich um keinen Pilz, wie man meinen möchte, sondern um dünne Eisfäden, die aus altem Holz „sprießen“. Es ist also gefrorenes Wasser, das durch Poren aus dem Astinneren heraustritt, in kalter Luft sofort gefriert und dichte seidenartige Büschel bildet. Der Ast lag in schneelosem Waldgebiet an einem Bachrinnsal, an dem sich über Nacht frostig feuchte Luft abgesetzt hatte. Auf diese Weise entstanden an den Rändern mancher Fasern auch kleine Eiskristalle. Tagszuvor hatte es noch ausgiebig geregnet, so dass sich das vermodernde Holz noch mit Wasser ansaugen konnte.

Der Schweizer Physiker Christian Mätzler hat herausgefunden, dass ein winteraktiver Pilz in solchem Bodengeäst als Stoffwechselprodukt Treibgas produziert, die das vorhandene Wasser an die Oberfläche und dann in die Luft drückt. Die Umgebungstemperatur muss knapp unter null Grad liegen, und es muss Windstille herrschen. Wichtig ist auch, dass sich die Rinde gerade ablöst oder schon abgefallen ist, um für den Wasserdruck wenig Widerstand zu bieten. Haareis „wächst“ nur an abgestorbenen Ästen von Laubgehölzen. Es ist sehr kurzlebig, tagsdarauf war die lockige „Eiswolle vom Frauenwald“ völlig weggetaut.

 


- DH



Quellenangaben


Bildupload: Dr. Fritz Haselbeck

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