Deutsche Spieler wandern ins Ausland ab: Was die Politik jetzt machen muss

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23.10.2025
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Nach Jahren des Booms hat die Glücksspielbranche in Deutschland einen Dämpfer einstecken müssen. Erstmals seit einem Jahrzehnt sind nämlich die Steuereinnahmen zurückgegangen. Das wohl klarste Zeichen dafür, dass die Regulierung und die Marktbedingungen aus dem Gleichgewicht geraten sind. Besonders Online Casinos und Sportwetten leiden unter strengen Vorgaben, während hingegen die Lotterien als einzige Säule des Marktes stabil geblieben sind. Dass nun der Druck auf die Politik größer wird, ist nicht überraschend. Die Stimmen, die fordern, dass der Glücksspielstaatsvertrag reformiert werden soll, werden nicht mehr, sie werden auch immer lauter.

 

Rückgang nach Jahren des Wachstums

Noch vor wenigen Jahren schien die Entwicklung unaufhaltsam: Zwischen 2013 und 2022 sind die Einnahmen durch die Glücksspielsteuer von 1,64 Milliarden Euro auf über 2,5 Milliarden Euro gestiegen. Doch 2023 folgte die Trendwende. Laut Statistischem Bundesamt sind die Einnahmen um 3,6 Prozent auf 2,48 Milliarden Euro zurückgegangen. Somit wurde der erste Rückgang seit über zehn Jahren registriert.

 

Immer mehr Spieler weichen nämlich auf ausländische Plattformen aus und entscheiden sich für Online Casinos mit einer Lizenz aus Malta, Gibraltar oder Curacao. Diese internationalen Anbieter dürfen in Deutschland offiziell keine Werbung schalten und auch ihr Angebot ist eher im rechtlichen Graubereich angesiedelt, doch sie ziehen dank breiterem Spielangebot und attraktiver Boni eine wachsende Zahl deutscher Nutzer an.

 

Laut einer Studie der Universität Hohenheim fließen inzwischen um die 20 Prozent der Online Umsätze in diesen „grauen Markt“. Der Bundesverband der deutschen Glücksspielwirtschaft (BDGW) warnt daher völlig zurecht, dass zu strenge Regulierungen legale Anbieter benachteiligen und die Steuereinnahmen ins Ausland gehen. Der Glücksspielstaatsvertrags von 2021, der eigentlich bundesweit für Sicherheit und Klarheit sorgen sollte, scheint das Gegenteil bewirkt zu haben.

 

Online Casinos und Sportwetten befinden sich im Sinkflug

Besonders deutlich zeigen sich die Verluste bei digitalen Spielautomaten und den Sportwetten. Die Einnahmen aus der sogenannten virtuellen Automatensteuer sind im Jahr 2023 um fast 40 Prozent auf gerade noch 264 Millionen Euro gefallen. Auch der Sportwettenmarkt hat nachgelassen. Hier ist das Steueraufkommen um gut 5 Prozent in Richtung 409 Millionen Euro gesunken.

 

Branchenvertreter sprechen hier vom „perfekten Sturm“, der sich aus Werbebeschränkungen, hohen Betriebskosten und schwindender Attraktivität zusammengebraut hat. Während internationale Anbieter mit modernem Design, vielen Spielen und auch flexiblen Quoten werben, müssen deutsche Betreiber strikte Einsatzlimits, Einzahlungsschranken und technische Überwachungssysteme wie LUGAS und OASIS umsetzen. Bei internationalen Anbietern ist das Melderegister LUGAS nicht aktiv. Hier handelt es sich tatsächlich um eine deutsche Eigenheit.

 

Natürlich hat sich auch das Nutzerverhalten verändert. Nach dem durch die Pandemie entstandenen Online Boom zieht es viele Menschen wieder zu Freizeitaktivitäten außerhalb des Internets. Besonders junge Erwachsene entscheiden sich vermehrt gegen virtuelle Spielautomaten: Nur noch 37 Prozent der 18- bis 29-Jährigen spielen regelmäßig in Online Casinos, das ist ein Rückgang um fast 20 Prozent gegenüber der Zahl der Spieler vor drei Jahren.

 

Lotterien als stabiles Rückgrat

Während Online Angebote also unter Druck stehen, haben sich die Lotterien weiterhin als zuverlässige Einnahmequelle erwiesen. Mit 1,77 Milliarden Euro an Steueraufkommen stellten sie im Jahr 2023 mehr als 70 Prozent aller Glücksspielsteuern und konnten im Gegensatz zu anderen Sparten sogar ein Plus von knapp 6 Prozent erzielen.

 

Der Erfolg liegt hier vor allem in der Kombination aus Tradition und Digitalisierung. Klassiker wie „6 aus 49“ oder „Eurojackpot“ genießen extrem hohes Vertrauen und werden zunehmend online gespielt. Laut Goldmedia-Studie tippen 68 Prozent der deutschen Lottospieler digital - doppelt so viele wie noch im Jahr 2019.

 

Da die staatlichen Lotterien über klare Lizenzstrukturen verfügen, bleiben die Einnahmen übrigens im Land und unterliegen keiner Steuerflucht. In Zeiten zunehmender Skepsis gegenüber Online Casinos profitieren die Lotterien vor allem in Sachen Seriosität und langjährigem Vertrauen.

 

Auch regional zeigt sich ein doch gemischtes Bild: Nordrhein-Westfalen bleibt mit 535 Millionen Euro der Spitzenreiter, gefolgt von Bayern mit 350 Millionen und Baden-Württemberg mit 300 Millionen. Schleswig-Holstein hat hingegen stärker auf digitale Lizenzen gesetzt und konnte seine Steuereinnahmen seit dem Jahr 2022 nahezu verdoppeln.

 

Reformdruck wächst: 2028 als Chance für den Neustart

Der Glücksspielstaatsvertrag sieht eine Überprüfung nach sieben Jahren vor. Das heißt, das Jahr 2028 könnte einen Wendepunkt markieren. Bereits jetzt fordern einige Fachleute tiefgreifende Reformen. Besonders das starre Einzahlungslimit gilt als unzeitgemäß. Experten würden hier etwa ein flexibles Modell bevorzugen, das die finanzielle Situation und das Spielverhalten berücksichtigt. Wer über stabile Einkünfte verfügt, der könnte höhere Limits freischalten, während gefährdete Spieler stärker begrenzt werden.

 

Auch die zentralen Datensysteme stehen in der Kritik. Datenschützer halten die zentralisierte Speicherung sensibler Informationen nämlich für unverhältnismäßig. Eine dezentrale Verwaltung direkt auf den Plattformen könnte den Schutz der Spieler hingegen problemlos gewährleisten, ohne dass die Privatsphäre übermäßig eingeschränkt werden müsste.

 

Des Weiteren drängen Branchenvertreter auch auf eine Modernisierung der Werberichtlinien. Derzeit dürfen legale Anbieter kaum Werbung schalten, während internationale Konkurrenten durch Influencer, Streaming-Partnerschaften oder E-Sport-Sponsoring Millionen Nutzer erreichen. Und dann gibt es noch die Sache mit dem Live Casino. Auch hier müsste die deutsche Politik gegenlenken und bereit sein, dass die Live Casino Spiele wieder angeboten werden dürfen. Denn heutzutage ist das Live Spiel eine der beliebtesten Sparten im Online Casino.




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