Die Region Freyung-Grafenau ist Teil eines europäischen Fördergebiets, das gezielt in Digitalisierung, Bildung und Umweltprojekte investiert. Über verschiedene Interreg-Programme wurden 2025 zahlreiche Vorhaben genehmigt, von denen auch Akteure aus dem Landkreis profitieren können.
Die geografische Lage im Dreiländereck zwischen Bayern, Tschechien und Österreich prägt nicht nur die Landschaft rund um Grafenau, sondern eröffnet auch konkrete Förderchancen für Kommunen, Vereine, Schulen und Unternehmen. Möglich machen das unter anderem die EU-Programme „Interreg Bayern–Tschechien“ und „Interreg Bayern–Österreich“, die beide im Zeitraum 2021 bis 2027 aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung finanziert werden.

Digitalisierung kennt keine Grenzen
Ob Online-Banking, Videokonferenzen oder digitale Behördengänge – die Digitalisierung ist längst Teil des Alltags geworden. Auch im ländlichen Raum wachsen die Ansprüche an schnelles Internet, vernetzte Dienste und digitale Bildung und das grenzübergreifend in ganz Europa. Hinzu kommt der zunehmende Bedarf an stabiler digitaler Infrastruktur für die Freizeitgestaltung: Streaming-Plattformen, Online-Gaming und auch iGaming-Angebote gehören für viele Menschen heute selbstverständlich dazu – unabhängig davon, ob sie in der Stadt oder auf dem Land leben. Dabei sind auch moderne Zahlungswege, wie etwa digital ausgelöste Banküberweisungen, wie sich beispielhaft zeigt, wenn Online Casinos getestet werden, häufig im Gebrauch; neue EU-Regeln zur Sofortüberweisung sorgen dabei zusätzlich für reibungslosere Zahlvorgänge im digitalen Alltag.
Diese Entwicklungen machen deutlich, dass digitale Teilhabe mehr ist als reiner Netzzugang. Sie umfasst Bildungsangebote, wirtschaftliche Chancen und kulturelle Beteiligung – über Regionen und Landesgrenzen hinweg. Gerade in Grenzregionen wie dem Bayerischen Wald zeigt sich, wie wichtig europäische Zusammenarbeit für die digitale Entwicklung vor Ort ist. Hier setzen die Interreg-Programme an: Sie fördern gezielt gemeinsame Projekte zwischen Bayern, Tschechien und Österreich – mit dem Ziel, Digitalisierung, Innovation und Austausch konkret vor Ort zu stärken.
Eine Region mit doppeltem Zugang
Das Interreg-Programm Bayern–Tschechien stellt rund 99 Millionen Euro zur Verfügung und fördert die grenzüberschreitende Zusammenarbeit in Bereichen wie Forschung, Digitalisierung, Bildung, Tourismus und Umwelt. Der Landkreis Freyung-Grafenau gehört vollständig zum Fördergebiet, ebenso wie die Landkreise Passau, Deggendorf und Regen auf bayerischer Seite sowie die Regionen Pilsen, Karlsbad und Südböhmen auf tschechischer Seite.
Ergänzt wird diese Kooperation durch das Interreg-Programm Bayern–Österreich mit einem Volumen von rund 61,5 Millionen Euro. Es unterstützt Projekte in Feldern wie Innovation, Umwelt, Regionalentwicklung und bürgerschaftliche Kooperation – insbesondere im Austausch mit den angrenzenden oberösterreichischen Bezirken wie Schärding, Rohrbach oder Ried im Innkreis. Lokale Akteure profitieren von speziellen Förderinstrumenten für Klein- und Mikroprojekte, darunter auch das „People2People“-Programm für Vereine und zivilgesellschaftliche Initiativen.
Was wird konkret gefördert – und wie?
Die Interreg-Förderung erfolgt im Rahmen thematischer Prioritäten, die je nach Programm variieren. Besonders relevant für den Landkreis Freyung-Grafenau sind die Bereiche „Forschung und Innovation“, „Bildung und lebenslanges Lernen“ sowie „Governance und grenzüberschreitende Zusammenarbeit“. Projekte können als Großprojekte (ab ca. 100.000 Euro) oder Kleinprojekte eingereicht werden. Für letztere existieren eigene Fonds – mit Beträgen bis zu 25.000 Euro für niedrigschwellige Initiativen und bis zu 5.000 Euro für Mikroprojekte, etwa im Bereich lokaler Begegnungen oder Schulkooperationen. Die Förderquote liegt in der Regel bei 80 Prozent der förderfähigen Ausgaben. Die Auswahl erfolgt durch binational besetzte Begleitausschüsse, die 2025 turnusgemäß zweimal pro Jahr tagen – zuletzt im Juni, weitere Entscheidungen sind für den Herbst geplant.
Bedeutung für Grafenau und Umgebung
Der Landkreis Freyung-Grafenau liegt im bayerisch-böhmischen wie auch im bayerisch-oberösterreichischen Grenzraum und zählt somit zu den strukturell besonders förderfähigen Regionen. In Kombination mit der Präsenz der Technischen Hochschule Deggendorf (mit Standorten in Freyung und Grafenau) sowie Innovationszentren wie dem Digitalen Gründerzentrum INN.KUBATOR in Passau bestehen vielfältige Möglichkeiten, um grenzüberschreitende Digital-, Bildungs- oder Innovationsprojekte umzusetzen.
Auch für kleinere Gemeinden ergeben sich Chancen: Kindergärten, Grundschulen oder Kulturvereine können gemeinsam mit Partnern aus Tschechien oder Oberösterreich Projekte im Bereich Medienbildung, nachhaltiger Regionalentwicklung oder Jugendarbeit realisieren. In der Praxis entstehen daraus regelmäßig Schulpartnerschaften, Begegnungsprojekte oder kleinere Bildungsformate.
Perspektive bis 2027
Die derzeit laufende Interreg-Förderperiode endet im Jahr 2027 – bis dahin stehen weiterhin umfangreiche EU-Mittel zur Verfügung. Davon können Kommunen, Vereine, Bildungseinrichtungen und Unternehmen beiderseits der Grenze profitieren – etwa im niederbayerischen Freyung-Grafenau oder im österreichischen Mühlviertel.
Informationen zur Antragstellung und zu den konkreten Förderbedingungen finden sich auf den offiziellen Programmwebsites. Unterstützt wird der gesamte Prozess durch regionale Koordinierungsstellen – etwa das Landratsamt Freyung-Grafenau, die Euregio Bayerischer Wald – Böhmerwald – Unterer Inn, das Regionalmanagement Oberösterreich oder das Amt der Oö. Landesregierung.
