Schönberg 1945: Vortrag erinnert an zerstörerisches Ende des Nationalsozialismus

zurück zur Übersicht
Gefällt mir
03.05.2025
Schönberg
1184 Klicks

In wenigen Wochen erscheint das neue Schönberger Heimatbuch. Bereits vorab trug Autor Bernd Bachhuber im Rahmen der Wochen des Gedenkens Passagen aus dem 13. Kapitel vor. Thema war die Zeit des Nationalsozialismus und die tragische Zerstörung des Marktes Schönberg zum Kriegsende – ein eindringlicher Appell gegen politischen Fanatismus.

Bernd Bachhuber schilderte eindrucksvoll, wie auch in der bis dahin eher vom Krieg verschonten Region des Bayerischen Waldes bereits früh Mitläufer, Begeisterte und Fanatiker dem NS-Regime folgten. Aus wirtschaftlicher und politischer Unsicherheit heraus sei es den Nationalsozialisten leichtgefallen, Menschen zu instrumentalisieren. Die Gleichschaltung griff schnell um sich, Kritik verstummte – bis nur noch der Abgrund blieb.

 

Bernd Bachhuber während seines Vortrags zur Zerstörung Schönbergs am Ende des Zweiten Weltkriegs.
Bernd Bachhuber berichtete als Heimatbuchautor schonungslos über die NS-Zeit in Schönberg und die tragische Zerstörung des Marktes nach blindem Fanatismus.

 

Der Vortrag erinnerte an zahlreiche Opfer und Begebenheiten, etwa den Spiegelauer Arzt Dr. Alois Geiger, der wegen kritischer Äußerungen hingerichtet wurde. Im April 1945 wurde es auch in Schönberg düster. Zwar zeigten manche Bürger Mitgefühl gegenüber SS-Häftlingen, doch kurz darauf überzog die Endzeitstimmung die Region. In Tittling formierte die SS den letzten Widerstand, Jugendliche des Reichsarbeitsdienstes wurden zu sinnlosen Einsätzen gezwungen.

Die alliierten Streitkräfte waren militärisch weit überlegen. Tiefflieger griffen alles an, was sich bewegte. Wer fliehen oder kapitulieren wollte, riskierte die sofortige Erschießung. Als die Amerikaner am 25. April 1945 vorrückten, versuchte Bürgermeister Reinsberger vergeblich, den Ort kampflos zu übergeben. Sein Vorschlag wurde unter Waffengewalt abgelehnt.

Der folgende Artilleriebeschuss ließ Schönberg in Flammen aufgehen. Über 370 Granaten trafen den Ort, zerstörten Kirche, Häuser und Ställe. Zeitzeugen berichteten von einer riesigen Rauchsäule, die bis Röhrnbach zu sehen war. Zehn Zivilisten verloren ihr Leben – durch Beschuss oder einstürzende Gebäude. Viele Überlebende verloren ihr Zuhause, persönliche Erinnerungen und Dokumente.

Bernd Bachhuber zitierte berührende Augenzeugenberichte: Ein kleines Mädchen, das regungslos neben seiner toten Mutter sitzt, während um sie herum Kugeln einschlagen. Ein RAD-Jugendlicher, der sich das Leben nahm, um der Gefangennahme zu entgehen. Diese Erzählungen, ergänzt durch QR-Codes im Buch, lassen das Unvorstellbare greifbar werden – achtzig Jahre später.

 

Pfarrer i.R. Johann Pöppel im Gespräch mit Zuhörern am Rande des Vortrags.
Am Rande kam es zu Gesprächen wie mit Pfarrer i.R. Johann Pöppel, der den im Buch erwähnten Kooperator Eichinger noch persönlich kannte.

 

Mit diesem Vortrag endeten die Gedenkwochen in Schönberg. Sie verdeutlichten: Der politische Fanatismus jener Zeit hatte nicht nur unzählige Verfolgte in den Tod geführt, sondern auch sich selbst in einem Akt der Zerstörung vernichtet – mit Schuldigen und Unschuldigen gleichermaßen als Opfer.

Das 13. Kapitel des neuen Heimatbuchs trägt nicht zufällig die Zahl, die in vielen Kulturen als Symbol für Unheil gilt. Bürgermeister Martin Pichler erinnerte in seiner Einführung an die Verantwortung, sich mit allen Facetten der Heimatgeschichte auseinanderzusetzen. In Anlehnung an Dietrich Bonhoeffer formulierte er: Aus dem schwarzen Tag für Schönberg sei dennoch ein Anfang geworden – und ein bleibender Auftrag für die Zukunft.


- AB


Markt SchönbergMarkt SchönbergFirmenpartner-BronzeWAIDLER Partner BronzeSchönberg

Quellenangaben

Bernd Bachhuber

Sie möchten Ihren Bericht regional bewerben?

Alle Informationen und Ihren Ansprechpartner finden Sie HIER.



Kommentare

Bitte registrieren Sie sich um hier Kommentare eintragen zu können!
» Jetzt kostenlos Registrieren oder haben Sie Loginprobleme?


Ähnliche Berichte