Im Rahmen der Jahreshauptversammlung stand auch die Ehrung langjähriger Mitglieder auf dem Programm. Wolfgang Dankesreiter, Walter Kölbl und Hans Weber sollten für 60, Franz „Xandl“ Dankesreiter und Max Rabner gar für 65 Jahre, in denen sie der Bereitschaft angehören, geehrt werden. Als Laudator fungierte Dr. Bodo Strößenreuther, der selbst bereits seit 48 Jahren der Bergwacht und seit 37 Jahren der Bereitschaft Grafenau angehört und so einen Teil dieses langen Zeitraums „live“ erlebt hat.
BM Alexander Mayer, Hans Weber, Max Rabner, Wolfgang Dankesreiter, Dr. Silvia Deigentesch, Walter Kölbl, Franz Dankesreiter, Bereitschaftsleiter Thomas Mixa
Bevor er mit dem Geplanten begann, überraschte er eine völlig ahnungslose Dr. Silvia Deigentesch mit einer Ehrung zum 40-jährigen.
Deigentesch gehört seit 1984 als ausbildende Bergwachtärztin zur Bereitschaft, also seit einer Zeit, als Frauen in der Bergwacht undenkbar waren. Sie übernahm die medizinische Ausbildung und die intensive Ausbildung der „schnellen Einsatztruppe“ ab 1987. Im Jahre 1989 legte sie zusammen mit ihren männlichen Kameraden alle Bergwachtprüfungen mit Erfolg ab, konnte jedoch erst 1992, als das „Frauenverbot“ per Gerichtsurteil gekippt und dieses anschließend vom Landesausschuss umgesetzt worden, offiziell der Bergwacht beitreten. Da sie bereits alle Prüfungen abgelegt hatte, war sie somit die erste und heute „dienstälteste Bergwachtfrau Bayerns“.
Strößenreuther betonte die immer noch aktive Rolle, die Deigentesch in der Bereitschaft innehat. Seit 2016 ist sie für die Presse, seit 2019 zudem für die Finanzen zuständig. „Hier zeichnet sie sich durch ihre Akribie und Zuverlässigkeit aus – und durch ihre sehr ausgeprägte Neigung zur Sparsamkeit – unser Finanzminister Christian Lindner könnte bei Silvia noch einiges lernen“, wie er ironisch anmerkte.
„Ich darf nun Kameraden ehren, die seit mehr als 60 Jahren der Bergwacht angehören – eine unglaublich lange Zeit!“ so Strößenreuther. Er gab einen Überblick über die Entwicklung der Bereitschaft seit ihrer Gründung 1946 bis heute, die diese Kameraden miterlebt und über viele Jahre mitgestaltet haben.
Der Sanitätsdienst und Aufgaben des Naturschutzes im Rachel-Lusen-Gebiet mussten sichergestellt werden, wobei die „Ausrüstung“ in den Anfangsjahren aus einer Armbinde mit dem Edelweiß bestand.
1960 eröffnete der erste Skilift in Langfurth, was die Einsatzanforderungen an die Bereitschaft erhöhte.
Neben Ausbildung und Wochenenddiensten auf Rachel und Lusen sowie im Winter auf den Pisten in Waldhäuser, Grafenau und Langfurth wurden in unzähligen Arbeitsdiensten die Stützpunkte am Rachel und Lusen ausgebaut und renoviert, wobei damals das gesamte Material zu Fuß auf den Rachel getragen werden musste. Walter Kölbl und Max Rabner waren damals langjährige Hüttenwarte, Hans Weber stellte sein Wissen und Equipment als Schreiner und Rektor der Berufsschule zur Verfügung und Franz Dankesreiter, der „Xandl“, war als Schlossermeister unentbehrlich.
Bereits 1966 reiste der damals 17-jährige Wolfgang Dankesreiter mit dem Zug ins Kleinwalsertal, um an einem vierwöchigen „Bergsteiger-Lehrgang“ der Bergwacht Bayern teilzunehmen.
Erst 1975 gab es die ersten vier bereitschaftseigenen Funkgeräte, den ersten Suchscheinwerfer und das erste Geländefahrzeug. 1980 kamen dann die Kletterausrüstung, Sauerstoffgerät mit Ambubeutel und eine Vakuummatratze, 1981 erlebte die Bereitschaft ihren ersten Einsatz mit Hubschrauberunterstützung, 1984 bekam man die erste Gebirgstrage mit Hubschrauber-Aufhängung, 1985 wurden die ersten drei Meldeempfänger in Betrieb genommen, ab 1986 hatte man einen Motorschlitten mit Anhängerwanne zur Verfügung und in den Jahren 1998/99 wurde die damalige Freibank zur jetzigen Bergrettungswache umgebaut.
„All diese Entwicklungen haben die heute zu ehrenden Kameraden mit- und maßgeblich zu deren Gelingen beigetragen; und einig sind sie sich darüber, dass für sie die „Kameradschaft“ von ganz großer Bedeutung war, das Zusammensitzen nach der Dienstversammlung, die „Lumpereien“, die man gemeinsam vollbrachte, die geselligen Runden, der Bergwacht-Chor, die gemeinsamen Feste und der intensive Zusammenhalt, der auch außerhalb der Bergwachtdienste bestand. Noch heute treffen sie sich einmal monatlich zu einem Stammtisch.“ so Strößenreuther weiter. „Ohne derart verdiente Kameraden hätte die die Bergwacht Grafenau nicht den Stellenwert in der Bevölkerung, den sie heute genießt“, meinte der Laudator und bedankte sich für deren Einsatz im Namen der Bereitschaft von Herzen.
Zum Abschluss fasste Strößenreuther jeden Einzelnen kurz zusammen.
Hans Weber war von 1969 bis 1977 Einsatzleiter und erstellte einen funktionieren Einsatzplan, der erst in der Neuzeit durch Handys und Meldeempfänger abgelöst worden ist.
Wolfgang Dankesreiter war insbesondere in den Jahren 1996 bis 2013 als Lusenwirt ein wichtiger Ersthelfer der Bergwacht.
Bis zum Eintreffen der Helfer übernahm er die Betreuung des Patienten und wenn es die Not erforderte, stellte er sogar seine betriebseigenen Fahrzeuge (Jeep oder Motorschlitten) kostenlos zur Verfügung.
Unvergesslich ist ihm - wie Strößenreuther erzählte - ein Einsatz im Jahre 1968, als sich im Winter auf dem Rachel eine Frau am Knöchel verletzt hatte. Dankesreiter nahm diese kurzerhand Huckepack und fuhr mit ihr bis Klingenbrunn-Bahnhof ab. Als „Dank“ pinkelte sie ihm ins Genick.
Walter Kölbl hat trotz seiner beruflichen Abwesenheit unter der Woche keinen Wochenenddienst versäumt, war von 1959-1965 Hüttenwart und am Bau der jetzigen Rettungswache samt Doppelgarage maßgeblich beteiligt.
Max Rabner sorgte als Hüttenwart 23 Jahre mit „manchmal jähzorniger Strenge“ für Ordnung auf den Hütten. Seit 1990 gehörte er 20 Jahre lang der „Schnelleinsatzgruppe“ an, verfügte über sehr gute notfallmedizinische Ausbildung und Ortskenntnisse gepaart mit enormer Einsatzerfahrung. „Gefühlt war in dieser Zeit der Max bei jedem Einsatz dabei“, meinte Strößenreuther.
Franz Dankesreiter, genannt „Xandl“, fungierte von 1969-1977 als Gerätewart und war als Schlossermeister bei allen Arbeiten unentbehrlich. Besonders erwähnenswert ist die Entwicklung seiner Zwei-Ski-Verschraubung, die in den Anfangsjahren enorme Zeit bis zum Abtransport sparte sowie einer Akia-Halterung für den Loipeneinsatz.
Bürgermeister Alexander Mayer und Bereitschaftsleiter Thomas Mixa bedankten sich bei allen für ihren Einsatz, gratulierten und überreichten eine Urkunde und eine Anstecknadel. (kfn)