Eigenheiten im Bayerwaldwetter
Dr. Fritz Haselbeck
An bestimmten Tagen, vorwegs in den Herbst- und Wintermonaten, wirkt der Alpenföhn bis zum Grenzkamm des Bayerwalds. Das bedeutet warmes Wetter und Sonnenschein, vor allem auf den Höhen. Bei Inversionslagen - hauptsächlich im Spätherbst - tritt ein Effekt ein, der bei frostigen Temperaturen Bachniederungen und Täler in eine dicke Nebeldecke taucht, während die höheren Regionen von der Sonne überstrahlt werden.
Ein eigenes "Kleinklima" bildet sich am Rand des "Graineter Kessels" aus: Es steht in Zusammenhang mit dem "Waldwind", der in kälteren Monaten über den Haidelhang ins Tal fällt und Sturm- bis Orkanstärke erreichen kann. Er umfasst einen Radius von nur etwa zwei Kilometern, nimmt von Obergrainet (1050 m) her heftige Fahrt auf und klingt gegen Ohmühle (590 m) als „Nordostföhn“ im Tal wieder aus. Eine besondere Wetterlage erfährt die Talsenke um den Klingenbrunner Bahnhof Richtung Rachel. Hier fließt kalte Luft vom Berg hinab ins Tal. Die Luft durchmischt sich nicht, sondern bleibt unten als breiter „Kaltluftsee“ liegen. Die Temperaturen liegen deutlich unter den Umgebungswerten.
Eine Sonderstellung in unserem Klimabereich nimmt die Gegend um Haidmühle ein. Es ist dasjenige Gebiet, das jenseits der Kammhöhen im Moldautal Richtung Böhmen liegt. Der mehr kontinental geprägte Klimaeinfluss mit kühlen Temperaturen, häufiger Nebelbildung und tiefem Frost im Winter kommt dort viel deutlicher zur Geltung. Dabei gibt es bei Hochdruckwetter kalten Luftnachschub aus nordöstlicher Richtung vom böhmischen Becken her. Bezogen auf die letzten Jahrzehnte waren im Bayerischen Wald die Monate Juni und Juli die niederschlagsreichsten, Februar und Oktober dagegen die niederschlagsärmsten.
Werfen wir einen Blick in die entferntere Geschichte, etwa 1000 bis 10 000 Jahre und weiter zurück, so lässt sich erkennen, dass das Wetter in wiederkehrenden Zyklen ausgeprägten Kälte- und Wärmeepochen, mit heftigen landschafts- und menschenbedrohenden Unwetterphänomenen, unterworfen war. Historische Fakten zeigen, dass der menschliche Einfluss auf das globale, erdumfassende Klima vermutlich nicht so groß ist, wie im Sog der derzeitigen Klimadiskussion angenommen wird. Die augenblickliche Klimabewertung liegt schwerlastig darin begründet, dass den letzten Jahrzehnten physikalisch-meteorologische Fakten eine enorme ideologische wie politisch-ökologische Dimension zugestellt wurde. Aus wissenschaftlicher Sicht haben nach wie vor wechselnde Sonnenaktivitäten, großräumige Luft- und Meereszirkulationen, Vulkanaktivitäten, Erdachsenverschiebungen und Magnetfeldänderungen übergeordneten Einfluss auf unser Klima - unabhängig vom Zutun des Menschen. Es sind häufig Medienberichte, die in Bezug auf Wetterphänomene überdimensional, plakativ und angstmachend „auftrumpfen“ und diesen eine Menge an Objektivität und sachgemäßer Zuordnung entziehen.
