Wärmere Winter - trockenere Sommer
Dr. Fritz Haselbeck
Auch im Bayerischen Wald hat sich in den letzten Jahren und Jahrzehnten die allgemeine Wetterlage einschneidend verändert. Die Winter sind milder geworden, die kalte Jahreszeit schiebt sich zeitlich verengt in den Januar/Februar hinaus, er bringt insgesamt geringere Schneemengen mit sich. Die Sommermonate der jüngsten Zeit sind durch zwei auffallende Merkmale gekennzeichnet: Zum einen entstehen häufiger kleinräumige Höhentiefs, die bei warm aufsteigender Luft dampfendes „Waschküchenwetter“ mit heftigen Platzregen und Windböen auslösen. Zum anderen gibt es ausgedehnte Blöcke von stabilen Hochdruckzonen, die durch Nordostluft gespeist werden und längere niederschlagsfreie Phasen zur Folge haben. Entscheidend für den Wettereinfluss bei uns ist zunächst die Verlaufsrichtung des Waldgebirges von Nordwest nach Südost, womit es südwestlichen Lufttriften besonders ausgesetzt ist. Der Höhenkamm zwischen Arber und Bayerischem Plöckenstein weist eine deutlich höhere "Relief-Energie" und intensiveres Wettergeschehen auf als das hüglige Vorland. Der klimatisch begünstigte Ort im Landstrich von Freyung-Grafenau liegt bei knapp 400 Metern Seehöhe am mittleren Ilzlauf bei Fürsteneck. Die intensivste Niederschlagstätigkeit markieren mit kühlen Temperaturen die bekannten Erhebungen des Großen Rachels (1453), Lusens (1373), Dreisessel-Hochsteins (1333 m) und Bayerischen Plöckensteins (1365).
Für das Waldland charakteristisch sind an heißen Sommertagen wuchtige Haufenwolken, "Cumulonimbus-Wolken", die bis in eine Höhe von zehn bis elf Kilometern emporsteigen können. Das sind blumenkohlartig aussehende Quellwolken, die an ihren Untergrenzen Gewitter mit heftigen Regenfällen ausbilden. Sie sind in besonderen Thermiklagen inzwischen zum „Standardsymptom“ eines veränderten Sommerwetters geworden. Dabei ist die Luft enorm labil geschichtet, sie erhitzt sich rasch und erhebt sich, stark angefeuchtet, dynamisch bis in hohe Luftschichten hinauf.
Ein Zonengürtel im südlichsten Teil des Bayerwalds, von der Erlau bis in die unteren Ohetäler ist geprägt von wärmeren Wetter und weniger Niederschlägen. Geologisch auffallend sind hier eingeschnittene weite Talböden und breite Kessellagen, beispielsweise die Ringelaier Niederungen an der Wolfsteiner Ohe, die Röhrnbacher oder die Schönberger Senke. wetterbegünstigte geothermische Faktoren lassen dort zu allen Jahreszeiten gemäßigtere klimatische Bedingungen erkennen.
