Wundersame Gebilde und Kreationen
Dr. Fritz Haselbeck
Die im Foto abgebildeten Eisfiguren sehen wie Glocken aus und hängen an dünnen Strauchzweigen, leicht ins Wildwasser getaucht sind. Sie sind im Landschaftsschutzgebiet der naturromantischen Saußbachklamm nahe Waldkirchen entstanden. Das Bild habe ich am 9. Februar, kurz vor der Mittagszeit, aufgenommen, gerade als die aufsteigende Sonne durch die Baumäste blinzelte und ihre Strahlen fleckenhaft auf die Eisgebilde warf. Wie leuchtende Lampions wirkten diese im Bachbett, das an anderen Stellen noch im Schatten lag. Winterliche Kostbarkeiten wie diese sind als Naturschätze zu sehen, die nicht jedes Jahr zur kalten Jahreszeit anzutreffen sind und keine allzu lange Lebensdauer haben. Gefrorenes Wasser erscheint hier wie eine „klingende Sinfonie“, wie eine kleine Wunderwelt, in der „Väterchen Frost“ bei knackigen Temperaturen deutlich seine Handschrift hinterlassen hat.
Das schöne Naturrelief bildete sich innerhalb einer zweiwöchigen Frostphase, die durch fortlaufende „Eistage“ charakterisiert war. Meteorologisch gesehen sind „Eistage“ solche Tage, an denen sowohl Tages- wie auch die Nachttemperaturen unter dem Gefrierpunkt liegen, also 24 Stunden lang Dauerfrost herrscht. Interessant ist, wie solche Eisformationen zustande kommen. Zunächst entsteht über dem fließenden Wasser feiner Dunst, vor allem, wenn die Lufttemperatur stark absinkt und deutlich kälter ist als die des Baches. Dabei bilden sich winzige Kondenströpfchen, die sich an Zweigen, Wurzeln, Grashalmen und Steinen im Bachbett niederschlagen. Gleichzeitig setzt sich dort aufspritzendes Wasser ab, das der sausenden Gefälleströmung Fels- und Steinklippen überwindet. Im Übergangsbereich vom festen Eis zum fließenden Wasser fallen kugelige Gebilde auf, die halbgefroren in den Bach eintauchen. Normalerweise ziehen sich ja Dinge, wenn sie kälter werden, zusammen. Wasser verhält sich da ganz anders, es dehnt sich aus, wenn es gefriert. Dies liegt an seiner Kristallstruktur, am Verhalten seiner kleinsten Teile, den Molekülverbindungen. Zwischen den Kristallen bilden sich bei Abkühlung luftige Hohlräume, die eine Ausweitung und damit ein größeres Volumen bewirken. Bis zum Einsetzen des Tauwetters nach Mitte Februar gab es in der Saußbachklamm viele Eiskreationen zu entdecken, kreativ aussehend und bestaunenswert. Gerade zur Winterzeit hält die Natur, oft in versteckten Winkeln, traumhaft, märchenhaft erscheinende Überraschungen bereit. Die gezeigten „Eisglocken“ stellten für die Fotoaufnahme besondere Ansprüche, da der passende „Klickort“ wegen Hartschnee
