Im Deggendorfer Kapuzinerstadl ist momentan alles anders als sonst. Normalerweise herrscht hier eine ausgelassene Stimmung. Menschen tanzen im Herzen des Kulturviertels Tango, lassen sich von kreativen Kunststücken begeistern oder genießen atemberaubende Konzerte. Vom 01. bis einschließlich 10. Juli 2025 findet im Kapuziner jedoch die Ausstellung „Was ich anhatte“ statt. Und diese Ausstellung macht die Herzen schwer: 12 Frauen schildern darin ihre Erfahrungen mit sexualisierter Gewalt. Die Kleidungsstücke, die sie am Tag der Gewalttat trugen, sind neben polizeilichen Beweismitteln und den ungeschönten Erfahrungsberichten aufgebaut. Es sind Exponate, die von grausamen Erlebnissen berichten.
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Die Ausstellung
Bei den Ausstellungsstücken handelt es sich größtenteils um Originalkleidung der Frauen. Zu sehen sind im Kapuzinerstadl zum Beispiel das himmelblaue Nachthemd einer Seniorin, ein paar rote Kinder-Turnschuhe oder der Business-Blazer in zeitlosem Schwarz. Die Kleidung, die nicht mehr vorhanden ist, wurde vom Frauennotruf und dem Gesundheitsamt nach Vorgaben der Frauen in Second-Hand-Läden nachgekauft. Auch hier zeigt sich wieder, dass es sich dabei um ganz alltägliche Mode handelt. Wir alle könnten den Pullover oder Jeansrock selbst im Kleiderschrank haben. Vielleicht auch unsere beste Freundin aus Kindertagen, die Lieblingsnachbarin oder unsere Mutter. Wer die Kleidung ohne Kontext betrachten würde, sähe also nichts Ungewöhnliches. Es sind Stücke, die Frauen altersunabhängig durch ihren Alltag begleiten. Bei der Ausstellung „Was ich anhatte“ geht es aber nicht nur um Mode, die von Unvorstellbarem berichtet. Jede der 12 Frauen teilt ihre persönliche Geschichte in schriftlicher Form. Dabei wird nichts beschönigt. Die Szenen, die sich beim Lesen vor dem inneren Auge zeigen, sind schwer zu ertragen.

Von links: Waltraud Kraus und Mariam Ulrich stehen als Ansprechpartnerinnen zur Seite
„Es sind immer wieder Gäste dabei, die die Ausstellung abbrechen müssen“, erklärt Miriam Ulrich vom Frauennotruf Deggendorf e. V. Gemeinsam mit Waltraud Kraus beantwortet sie Fragen und hat als Ansprechpartnerin bei der Ausstellung ein offenes Ohr. Sicher werden sie das auch beim Fachtag „Was ich anhatte“ anbieten. Er findet am Dienstag, 08. Juli 2025 von 12:00 bis 17:00 Uhr im Kapuzinerstadl statt. Ab 12:00 Uhr wird die Ausstellung gemeinsam besichtigt. Ab 13:30 Uhr informieren dann Fachvorträge zu sexualisierter Gewalt und Unterstützungsstrukturen. Dass es sich hierbei um keine leichte Kost handelt, versteht sich von selbst. Dennoch schaffen es die Betroffenen, anderen Frauen Mut zu machen. Sie haben ihr Trauma überlebt, sind stärker geworden. Schweigen wollen sie nicht mehr und auch kein Opfer sein. Die Ausstellung „Was ich anhatte“ trägt einen unschätzbar wichtigen Teil dazu bei, das Thema sexuelle Gewalt aus der Tabuzone zu holen. Denn auch, wenn man nicht selbst betroffen ist: Sie findet überall um uns herum statt. Es gilt, die Augen offen zu halten, darüber zu reden und Lösungen zu suchen.
Wer die Ausstellung "Was ich anhatte" selbst besuchen möchte, kann das täglich von 12:00 bis 18:00 Uhr machen. Am Donnerstag, 10.07.2025, ist der letzte Ausstellungstag. Hier gelten verlängerte Öffnungszeiten bis 22:00 Uhr.
