Sorge um Sicherheit der tschechischen Reaktoren überwiegt – Negative Auswirkungen hinsichtlich der Standortfrage zur Atommüllendlagerung befürchtet
Jüngsten Berichten zufolge hat die tschechische Regierung ihre Pläne zum Ausbau der Atomkraft in unserem Nachbarland deutlich erweitert: So soll anders als bisher geplant nicht nur ein einzelner, sondern gleich vier neue Kernreaktoren entstehen. Zwei davon im Atomkraftwerk Temelin nahe der bayerischen Grenze, zwei weitere im südmährischen Dukovany unweit der österreichischen Grenze. Der Stimmkreisabgeordnete für den niederbayerischen Grenzraum zur Tschechischen Republik, Dr. Stefan Ebner, sieht die Pläne kritisch und hat Bedenken, was die Sicherheit der Reaktoren, aber auch die weiter offene Frage der Atommüllendlagerung betrifft:
"Die Pläne der tschechischen Regierung zum Ausbau der Atomkraft im Grenzraum betrachte ich mit Sorge. Ganz besonders, weil die Sicherheitsstandards nicht dieselben sind wie bei den bisherigen deutschen AKWs. Es ist verrückt: Wir schließen in Deutschland sichere Kernkraftwerke und müssen jetzt zusehen, wie im Nachbarland Kernkraftwerke mit deutlich niedrigeren Sicherheitsstandards entstehen", macht der Landtagsabgeordnete deutlich.
Das Thema würde uns fortlaufend jedes Jahr beschäftigen. Deshalb solle nach Auffassung Ebners von europäischer Seite auf diese Entwicklungen reagiert werden: "Wir brauchen in Europa einheitliche Sicherheitsstandards für Atomstrom. Denn wenn es europäisch einheitliche Regelungen für die Produktsicherheit von Kinderbetten gibt, sollte es diese auch für Kernkraftwerke geben, und zwar auf höchstem Niveau." Demnach müssten für die Sicherheit der Kernkraftwerke die höchsten europäischen Standards einheitlich gelten. "Außerdem brauchen wir ein europaweit einheitliches System, welche Störfälle meldepflichtig sind", ist Dr. Ebner überzeugt. Schließlich sind bei Störfallen auch die Nachbarregionen betroffen.
Sorge bereitet dem Abgeordneten der CSU auch die räumliche Fokussierung der jüngsten Debatten rund um den Ausbau von Kernkraftwerken und die Endlagerung von Atommüll: "Wir müssen als Grenzregion davon ausgehen, dass die neuen AKWs grenznah entstehen. Das sorgt uns natürlich. Hinzu kommt, dass die Suche für sowohl ein tschechisches Endlager als auch für ein deutsches Endlager im Gange ist und für beide Lager die Grenzgebiete im Fokus stehen. Dies hätte für die Regionen und Nationalparke beiderseits der Grenze negative Folgen, sowohl touristisch als auch für den Wert der Regionen im Allgemeinen." Es könne nicht angehen, dass diese Fragen alle nur in der Grenzregion gelöst werden sollen, so Dr. Ebner weiter.