Niederbayern: Anerkennung für couragierte Bürgerinnen – Polizeipräsidium Niederbayern überreicht Dankschreiben des Innenministers

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13.09.2023 08:29 Uhr
Straubing
Anerkennung für couragierte Bürgerinnen – Polizeipräsidium Niederbayern überreicht Dankschreiben des Innenministers

STRAUBING. Ende August dieses Jahres konnte Polizeivizepräsident Manfred Gigler drei couragierte Bürgerinnen aus Niederbayern ins Präsidiumsgebäude nach Straubing einladen, um ihnen im Namen von Staatsminister Joachim Herrmann zu danken. Zwei der Frauen trugen entscheidend zur Festnahme sogenannter Abholer in Zusammenhang mit Enkeltrickbetrügereien bei. Das couragierte Verhalten einer weiteren Frau war entscheidend zur Festnahme eines Diebes im Haus ihres Nachbarn.

Nicht mit mir! – Gelebte Zivilcourage

„Ihre Tochter hat einen schweren Verkehrsunfall verursacht. Es ist ein Mensch gestorben. Sie muss dafür ins Gefängnis oder Sie bezahlen eine Kaution in Höhe von 100.000 Euro!“. So oder so ähnlich konfrontierte am 26.10.2022 eine vermeintlich echte Polizistin eine heute 62-jährige Frau aus Kirchroth an ihrem Festnetzanschluss. Da die 62-Jährige diese Betrugsmasche aber kannte und vor allem auch erkannte, entschied sie: Nicht mit mir! Sie ging zum Schein auf die Forderungen der Trickbetrüger, die mit diesem sogenannten Schockanruf versuchten, an Bargeld und Wertgegenständen zu kommen, ein. Über Stunden musste sie den Kontakt übers Telefon halten, wurde dabei mit einer weinenden und leidenden vermeintlichen Tochter im Hintergrund massiv unter Druck gesetzt und teilweise mit Drohungen eingeschüchtert. Dennoch spielte die Frau aus Kirchroth mit. Durch ihr überlegtes Handeln und ihre couragierte Zusammenarbeit mit den zwischenzeitlich informierten echten Polizeibeamten gelang es, einen 61-jährigen Abholer der geforderten Kaution festzunehmen. Dieser wurde, da er nicht nur an dem Betrug am 26.10.2022 in Kirchroth beteiligt war, bereits rechtskräftig zu einer Freiheitsstrafe in Höhe von 5 Jahren und 6 Monate verurteilt. Zwischenzeitlich wurde die 62-Jährige ein zweites Mal Opfer eines Schockanrufes mti der gleichen Masche. Auch hier erkannte sie den Betrug und der Abholer konnte in Zusammenarbeit mit der Polizei festgenommen werden. 

Die 62-Jährige freute sich, dass sie zu dieser Festnahme etwas beitragen konnte. „Ich ärgerte mich immer wieder, wenn ich von solchen Betrügereien gehört hatte, wenn überwiegend ältere Menschen dadurch viel Bargeld verlieren. Ich wollte einfach mal mithelfen, derartige Betrüger dingfest zu machen!“, so die Frau aus Kirchroth.

Genauso erging es einer heute 79-jährigen Frau aus Hausen. Sie erhielt innerhalb von vier Wochen sogar zwei Anrufe sogenannter Trickbetrüger. Sowohl am 19.12.2022 als auch am 12.01.2023 versuchten ebenfalls falsche Polizisten die 79-Jährige mit einer erfundenen Geschichte über einen tödlichen Verkehrsunfall ihrer vermeintlichen Tochter zu schocken, damit unter Druck zu setzen, um an Bargeld und Wertgegenstände zu gelangen. Doch auch bei der Frau aus Hausen rechneten die Betrüger nicht mit einem derart mutigen Handeln. In Zusammenspiel mit der Polizei konnten beide Abholer festgenommen werden. Im Betrugsfall am 12.01.2023 kam es ebenfalls bereits zur Verurteilung des Abholers. Ein jetzt 18-Jähriger wurde rechtskräftig zu einer Haftstrafe von 18 Monaten auf Bewährung verurteilt.

„Ich bin glücklich darüber, dass ich dabei helfen konnte, dass wenigstens einer aus dieser Betrügerbande festgenommen werden konnte. Das ist schon ein gutes Gefühl.“, resümiert die 79-Jähige. Dennoch hoffe sie aber auch, dass sie nun nicht mehr angerufen werde.

Nicht weniger couragiert verhielt sich eine 36-Jährige aus Plattling, aber in anderem Zusammenhang. Am 18.01.2023 konnte die Frau aus dem Haus ihrer Mutter in Plattling einen Mann auf der Straße beobachten, der für sie den Anschein machte, als würde er die Gegend auskundschaften. Die 36-Jährige war sofort misstrauisch und ließ den Unbekannten nicht mehr aus den Augen. Dieser blieb schließlich am Nachbarhaus stehen und ging zur Eingangstür. Dort drängte er sich am heute 94-jährigen, körperlich stark eingeschränkten Hausbewohner vorbei und betrat, offenbar unbefugt, dessen Haus. Die Frau war alarmiert und hörte den 94-Jährigen nun auch um Hilfe rufen. Sie rief die 110 und verständigte einen weiteren Nachbarn. Der Mann konnte schließlich noch im Haus des 94-Jährigen festgenommen werden. Er hatte bereits diverse Schmuckstücke an sich genommen. Zu diesem Fall gibt es zum jetzigen Zeitpunkt noch kein rechtskräftiges Urteil.

Polizeivizepräsident Manfred Gigler händigt Dankschreiben des Innenministers aus

Ende August dieses Jahres konnte Polizeivizepräsident Manfred Gigler die drei Frauen ins Präsidiumsgebäude nach Straubing einladen. Er durfte dabei den couragierten Bürgerinnen im Namen von Innenminister Joachim Herrmann danken und ihnen ein entsprechendes Anerkennungsschreiben aushändigen. Denn diese drei Fälle stehen beispielhaft für gelebte und vorbildliche Zivilcourage. Alle drei Frauen brachten den Mut auf, hinzuschauen, wenn andere Menschen Hilfe brauchten oder die innere Sicherheit durch das Handeln von Straftätern gefährdet war. Sie setzten sich über ein zu erwartendes Maß hinaus für die Gesellschaft ein und stellten sich in dem Moment in den Hintergrund. „Sie verdienen meinen Respekt für dieses beherzte und mutige Einschreiten.“, schloss sich auch Polizeivizepräsident Gigler dem Dank des Innenministers an. Alle drei Frauen erhielten, neben dem Anerkennungsschreiben des Staatsministers, bereits im Vorfeld Dankschreiben von Polizeipräsident Manfred Jahn und auch eine Geldzuwendung für ihre geleistete Zivilcourage.

Enkeltrickbetrug – Schockanruf – So funktioniert die Masche der Betrüger

In den ersten Minuten des Gespräches zielen die Betrüger darauf ab, Stress auszulösen. Mit der Aussage, dass zum Beispiel der vermeintlichen Tochter etwas ganz Schlimmes passiert sei, erzeugen sie bei ihren potentiellen Opfern Emotionen und eine persönliche Relevanz. Zeitgleich setzen sie die Angerufenen unter Handlungs- und Zeitdruck. Dadurch kann rationales Denken zum größten Teil deaktiviert und selbstverständliche Verhaltensweisen sind nicht mehr verfügbar. Man schaltet sozusagen in einen sogenannten Notfallmodus bei dem das Ziel ist, diese vermeintliche Bedrohung schnellstmöglich zu beseitigen. Hinzu kommt eine ständige Beschäftigung durch die Täter, damit ihre potentiellen Opfer keine Zeit finden, nachzudenken. In Verbindung mit der Verwendung von Wörtern wie „Polizei“, „Staatsanwaltschaft“ oder auch „Richter“ suggerieren die Betrüger eine vertrauliche Situation und treten autoritär auf.

Die Polizei wird niemals telefonisch die Herausgabe von Geldern oder Wertgegenständen fordern

Das Polizeipräsidium Niederbayern wird nicht müde, weiterhin vor dieser Betrugsmasche zu warnen! Wir bitten darum, vor allem ältere Angehörige oder auch Nachbarn und nahe Bekannte über folgende Hinweise aufzuklären:



Polizeipräsidium NiederbayernStraubing

Quellenangaben

Polizeipräsidium Niederbayern

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