LLG zeigt soziale Verantwortung

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23.12.2015
Grafenau

Rekordspende von 4675 Euro für bedürftige Jugendliche

Beim Auszählen der Einnahmen der einzelnen Klassen am traditionellen Weihnachtsbasar des Landgraf-Leuchtenberg-Gymnasiums stockte den Organisatoren fast der Atem. Hatten sie im Vorfeld in Zeiten reduzierter Schülerzahlen noch mit einem Rückgang der Erlöse gerechnet, so stellte das Ergebnis eine umso größere Überraschung dar:  Mit einem Reinerlös von 4675 Euro wurde das Rekordergebnis vom Vorjahr um mehr als 50 Prozent getoppt! Sämtliche Klassen hatten sich mächtig ins Zeug gelegt, um ihren Beitrag an der Spende zu leisten und konnten zu Recht stolz sein. 

1	Die Sparschweinchen aus Swasiland brachten einen Batzen Geld für afrikanische Waisenkinder
Die Sparschweinchen aus Swasiland brachten einen Batzen Geld für afrikanische Waisenkinde

Das Großereignis kündigte sich bereits an, als die SMV zu Beginn der Adventszeit den stattlichen Christbaum in der Aula schmückte, den der Elternbeirat wie jedes Jahr zur Verfügung gestellt hatte. Seitdem wurde in den Klassen beraten, geplant, geprobt und gebastelt. Schon früh am Morgen des Vorweihnachtstags herrschte rege Betriebsamkeit beim Aufbau der vielen Stände in der Pausenhalle und besonders die jüngeren Schüler konnten es kaum erwarten, bis der Schulleiter Günther Kratzer den Startschuss zur Eröffnung des Basars gab. Unterschiedlichste verlockende Düfte zogen durchs Haus, sodass es schwer fiel, sich zwischen Fruchtcocktails, Kinderpunsch,  Sandwiches, Pizza, Hamburger, Schokospießen oder den Plätzchenvaritionen zu entscheiden. Bei dem vielfältigen Angebot an Bastelartikeln von der Handyhülle über hübsche Strohsterne, Kerzenhalter bis zur Weihnachtskrippe fand  jeder noch seine letzten Weihnachtsgeschenke.  Zwischendurch war bei der Gstanzlwerkstatt und beim Weihnachtsquiz Abwechslung geboten und am Glücksrad und am Losstand konnte man sein Glück versuchen.

Die Schülersprecherin Isabelle Albert überreichte symbolische Spendenschecks
Die Schülersprecherin Isabelle Albert überreichte symbolische Spendenschecks

Die Motivation, das Angebot zu nutzen war bei Schülern, Lehrern und auch den zahlreich erschienenen Eltern groß angesichts der Tatsache, dass sich die Schülermitverantwortung (SMV) entschieden hatte, die diesjährige Spende ausschließlich bedürftigen Kindern und Jugendlichen zukommen zu lassen. So hatte das W-Seminar Geographie unter Leitung von Daniela Haas in Zusammenarbeit mit Erwin Scheibenzuber vom Verein „Hunde helfen Kindern“ eine Hilfsaktion zugunsten von Aids-Waisenkindern in Swasiland organisiert, die hauptsächlich durch den Verkauf der in Südafrika von Hand gefertigten kunterbunten Pappmaché-Sparschweinchen gesichert wurden.

Der Erlös der Unter- und Mittelstufe bleibt in der Region und soll die unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge in den Heimen St. Vito und St. Valentin in Schönberg sowie St. Josef in Büchlberg bei ihrem schwierigen Start in ein neues Leben unterstützen. 

Diese Aktion der SMV ist eine konsequente Fortsetzung des stetigen und erfolgreichen Einsatzes für Flüchtlinge am LLG. Dieser begann bereits lange vor der großen Einwanderungswelle im März, als sich die ganze Schule am Tolerance Day mit der Toleranz gegenüber Andersartigem und Fremdem auseinandersetzte. Seitdem fanden vor allem auf Initiative einer engagierten Schülergruppe im Namen des neue erworbenen Status des LLG als „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ ständig kleinere und größere Aktionen zum Abbau von Vorurteilen und Intoleranz an der Schule statt: So wurden Buttons unter dem Motto „Bayern ist bunt – das LLG ist bunt“ verkauft,  groß angelegte Kleidersammlungen für die Neuankömmlinge in der benachbarten Notunterkunft organisiert und seit Wochen halten einige engagierte Lehrer und Schülerinnen der Q12 in ihren Freistunden regelmäßigen Deutschunterricht für die Flüchtlinge ab. Ihrer pädagogischen Verantwortung gegenüber den eigenen Schülern kam das Lehrerkollegium in den letzten Wochen durch verstärkte Aufnahme des Themas „Flucht – ihre Ursachen und Folgen“  in verschiedenen Fächern aller Jahrgangsstufen nach.  In diesem Zusammenhang präsentierte zum Beispiel die angehende Abiturientin Paula Moosbauer die beeindruckend informativen Ergebnisse ihrer Geographie-Seminararbeit über die „Hintergründe der Flüchtlingswellen in Bayern“ fächerübergreifend im Geographie- und Geschichtsunterricht der 10. Klassen. 

3	Eifrige Kontaktaufnahme bei der Begegnungsstunde in Klasse 8a
Eifrige Kontaktaufnahme bei der Begegnungsstunde in Klasse 8

Zudem bot eine Begegnungsstunde mit Flüchtlingen aus Afghanistan Schülern und Lehrern einiger Klassen die Gelegenheit des persönlichen Kontakts. Mit bis zu 10 Besuchern pro Klasse verloren die Beteiligten in kleinen Gruppen sehr schnell ihre Scheu vor dem Fremden. Mit viel Kreativität hatten die Klassenleiter mit ihren Schülern ein Programm vorbereitet, das beim Musizieren, Basteln und  Spielen viel Raum für Kommunikation auch über die Sprachbarrieren hinweg bot. Hier bestätigte sich erneut: Wer sich kennenlernt baut Vorurteile ab! Dankenswerterweise wurde die Aktion von den Verantwortlichen des Landratsamts durch Bereitstellung von Betreuern unterstützt.

Seit wenigen Wochen besuchen zwei aufgeweckte und wissbegierige Buben aus Afghanistan als Gastschüler eine 9. Klasse des Gymnasiums und bringen ihre deutschen Mitschüler durch ihren Lerneifer zum Staunen. „Man kann sich kaum vorstellen, dass die Goethes Faust lesen können, bei dem doch wir schon zu kämpfen haben!“ zweifelte ein Oberstufenschüler anfangs. Die befürchteten Integrationsprobleme waren aber bereits mit Ablauf ihres ersten Schultags vergessen.

Als weiteres Beispiel erfolgreicher Integration durch Aktionen am LLG trat ein afghanischer Asylbewerber als Interviewpartner der SMV im Weihnachtsgottesdienst auf. Er hatte als Gast am Tolerance Day Kontakt zur Volleyballgruppe des Lehrersports gefunden und ist seither gern gesehenes Mitglied der Lehrer-Volleyballer. Durch diese neuen Freundschaften fand er inzwischen Arbeit als Übersetzer für junge Asylbewerber, die seiner Qualifikation gerecht wird. „ Ich habe inzwischen viele Freunde hier in Grafenau!“  freut er sich. Welch ein ermutigendes Beispiel für gelebte Solidarität und für die Verwirklichung der in der Schule propagierten Werte!

Mit Zufriedenheit und Stolz sowie dem festen Willen zum „Weiter so im nächsten Jahr!“ verabschiedete sich die Schulfamilie in die wohl verdienten Weihnachtsferien.


- AB


Landgraf-Leuchtenberg Gymnasium GrafenauGrafenau


Quellenangaben

Bericht: Ellen Kronschnabl
Fotos: Harant

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