Regelbetrieb Ilztalbahn „wirtschaftlich nicht realistisch“

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13.11.2015
Passau
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Die Wirtschaft im Landkreis Freyung-Grafenau sieht einen möglichen Regelbetrieb der Ilztalbahn kritisch – das wurde in einer Sitzung des IHK-Gremiums bei der Firma Bachl in Röhrnbach deutlich. „Ein Regelbetrieb ist wirtschaftlich nicht realistisch“, sagte der Vorsitzende des Gremiums, Alois Atzinger, und fasste damit die Stimmung unter den Unternehmern zusammen. „Das Rückgrat des öffentlichen Personennahverkehrs in unserer Region ist der Bus“, betonte Atzinger und erläuterte die Situation im Landkreis: Im Einzugsbereich der Ilztalbahn verlaufen insgesamt sieben Buslinien, von etablierten Unternehmen eigenwirtschaftlich betrieben. Die Bahn verkehrt auf der Strecke zwischen Freyung und Passau mit lediglich sechs Zwischenhalten, die zudem teilweise weit abseits der Siedlungsschwerpunkte liegen, während der Bus auf derselben Strecke bis zu 50 Haltestellen bedient und bis in die Dörfer hinein fährt.
Das Fahrgast-Aufkommen im öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) dürfte mit einem Regelbetrieb der Ilztalbahn nicht wesentlich steigen. „Damit wäre absehbar, dass die Buslinien ausgedünnt würden und die Erschließung und die Bedienungsqualität in der Fläche abnimmt – deswegen ist die Ilztalbahn zwar durchaus ein attraktives touristisches Projekt, aber keine echte Alternative für den ÖPNV“, meinte Atzinger. Gleichzeitig stellte er klar: Auch wenn der Freistaat den größten Anteil bei der Finanzierung eines Regelbetriebs der Bahn übernehmen würde, handelt es sich doch um Steuergelder, die auch von den Menschen und Unternehmen in der Region erwirtschaftet werden müssen.

Tauschten sich im Gremium aus: der Vorsitzende Alois Atzinger, Ministerialdirigent Dr. Gert Bruckner und die stellvertretende Vorsitzende des Gremiums, Elisabeth Hintermann (von rechts)
Tauschten sich im Gremium aus: der Vorsitzende Alois Atzinger, Ministerialdirigent Dr. Gert Bruckner und die stellvertretende Vorsitzende des Gremiums, Elisabeth Hintermann (von rechts) 

Ein zweiter Schwerpunkt der Sitzung waren die Themen Zuwanderung und Flüchtlinge. Dazu tauschten sich die Unternehmer des Gremiums mit Dr. Gert Bruckner aus, der als Ministerialdirigent im Bayerischen Wirtschaftsministerium die Mittelstandsabteilung leitet. Bruckner stellte deutlich klar: „Die Flüchtlinge regeln nicht die Probleme bei den Fachkräften.“ Die Wirtschaft könne und wolle ihren Beitrag zur Integration durch Ausbildung und Beschäftigung leisten, doch man stehe hier vor einer langfristigen Aufgabe. Auf der anderen Seite forderten die Unternehmer Rechtssicherheit und praktikable Verfahren, wenn sie sich entschließen, einen Flüchtling im Betrieb zu beschäftigen. „Wer integrationsfähig und -willig ist, dem müssen wir auch eine Perspektive eröffnen“, meinte dazu IHK-Hauptgeschäftsführer Walter Keilbart. Weitere Punkte, die die Unternehmer beim Ministerialdirigenten platzierten, waren die Erbschaftsteuerreform und der Stellenwert der dualen Berufsausbildung.
Angeschlossen an die Gremiumssitzung war ein öffentliches Unternehmergespräch mit einem Rundgang durch das Dämmstoffwerk der Bachl Unternehmensgruppe in Röhrnbach. Karl Bachl sowie der Geschäftsbereichsleiter Betonwerke, Norbert Peter, stellten die fast 90-jährige Geschichte der heute international aufgestellten Firmengruppe vor und gaben einen Einblick in deren Leistungsspektrum von Hoch- und Tiefbau über Baustoffe bis hin zu den Autohäusern.


- AB


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