Holetschek: Potenzialanalyse des Bundes zur Krankenhausreform ist unausgegoren – Bayerns Gesundheitsminister: Vorwand für Schließung kleiner Krankenhäuser

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22.06.2023 14:30 Uhr
München

Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek hat die jüngste Studie des Bundesgesundheitsministeriums zur Krankenhausreform als unausgegoren und einseitig kritisiert. Er betonte am Donnerstag in München: „Die vorgestellten Ergebnisse der Potenzialanalyse halte ich für fragwürdig und ungeachtet dessen nur in Teilen auf Bayern übertragbar. Die Bayerische Staatsregierung setzt sich schon längst dafür ein, die Qualität und Sicherheit in der Gesundheitsversorgung zu verbessern – im Freistaat ist sie flächendeckend auf einem hohen Niveau gewährleistet. Viele Aussagen in der Analyse sind zu pauschal, als dass sie ohne Weiteres auf die Realität übertragen werden können – oder schlicht falsch.“

Der Minister ergänzte: „Nichtsdestotrotz befürchte ich, dass diese Analyse als Vorwand dafür genutzt wird, im Zuge der Krankenhausreform kleinere Krankenhäuser über einen Kamm zu scheren und auf die Reduzierung ihres Leistungsspektrums oder gar ihre Schließung hinzuwirken. Doch solche ungesteuerten und unter Qualitätsaspekten keineswegs erforderlichen Konzentrationsprozesse können die Versorgung gerade in der Fläche gefährden. Es ist eben nicht so, – anders als der Bundesgesundheitsminister behauptet – dass durch Schließungen die Erreichbarkeit nicht gefährdet würde. Klar ist: Gegen pauschale Abqualifizierungen der Qualität kleiner Krankenhäuser wehre ich mich vehement! Wir brauchen passgenaue Lösungen vor Ort für eine gute Versorgung. Klar ist auch: der Bund läuft mit seinen Aussagen Gefahr, das Personal in kleineren Krankenhäusern zu diskreditieren, das sich jeden Tag aufopferungsvoll um die kranken Menschen kümmert und sich sehr wohl für Qualität einsetzt.“

Holetschek unterstrich: „Die oft vom Bundesgesundheitsminister vorgebrachte These, dass gerade kleine Krankenhäuser reihenweise Behandlungen anbieten würden, für die sie nicht qualifiziert sind, trifft für Bayern nicht zu. Die Analyse selbst stellt ganz allgemein fest, dass gerade bei Krebsbehandlungen schon längst konzentriert und spezialisiert wird. Und was die Schlaganfall-Versorgung angeht – der Freistaat hat mit seinen seit Jahren etablierten telemedizinischen Netzwerken völlig andere Erfahrungen gemacht als in der Analyse propagiert wird. Gerade auf dem Land ist die Schlaganfallbehandlung in diesen Netzwerken sehr erfolgreich, wie auch die wissenschaftliche Evaluation des TEMPiS-Netzwerks zeigt. Für mich nicht nachvollziehbar ist zudem die Behauptung, bei einer Reduzierung der Schlaganfälle behandelnden Kliniken um deutschlandweit drei Viertel, würde sich die Fahrzeit im Durchschnitt nur um zwei Minuten verlängern. Für Flächenländer wie Bayern ist dies jedenfalls kaum vorstellbar.“

Der Minister fügte hinzu: „Die Krankenhaus-Reform ist notwendig. Aber wir dürfen nicht aufgrund einer solchen Zahlen-Analyse aus Berlin ohne jede Not unsere qualitativ hochwertigen gewachsenen Strukturen über den Haufen werfen. Das trägt nichts zur Verbesserung der Patientenversorgung bei, sondern verunsichert vielmehr die Bevölkerung und sorgt auch unter dem Arzt- und Pflegepersonal in den Krankenhäusern nachvollziehbarerweise für Verärgerung. Klar ist: Die Ärztinnen und Ärzte, Pflegerinnen und Pfleger machen tagtäglich einen großartigen Job in den Krankenhäusern. Ihre Arbeit kann nicht hoch genug wertgeschätzt werden! Sie jetzt in nicht unerheblichen Teilen aufgrund einer solchen Datenanalyse so zu verunglimpfen, halte ich für unwürdig.“

Holetschek sagte: „Man darf auch nicht vergessen, dass die Nähe zu einer Klinik gerade in Flächenländern wie Bayern in vielerlei Hinsicht für die Gesundheit entscheidend ist. Einerseits brauchen wir eine Notfallversorgung, die rasch zu erreichen ist. Wer in akuter Not ist, der braucht rasch Hilfe! Diese Sicherheit muss eine solide Krankenhausstruktur vermitteln. Und andererseits gehört zu einer ganzheitlichen Versorgung auch die menschliche Nähe. Das hat nichts mit Abstrichen an der erforderlichen Qualität der Versorgung zu tun. Zum Gesundwerden trägt aber eben sehr wohl auch bei, dass man Besuch von Angehörigen bekommen und dass man in eine vertraute Klinik gehen kann. Bei der Gesundheit muss doch der Mensch im Mittelpunkt stehen – doch genau der wird bei den Beratungen am grünen Tisch in Berlin oft vergessen!“

Holetschek fügte hinzu: „Bayern ist und bleibt ein starker Partner der Krankenhäuser in Bayern. Jährlich investiert der Freistaat gemeinsam mit seinen kommunalen Partnern  643 Millionen Euro in die Krankenhäuser. Perspektivisch soll die Investitionskostenförderung für bayerische Kliniken in den kommenden Jahren auf eine Milliarde Euro steigen, dafür setze ich mich ein. Mit der Klinik-Milliarde wollen wir die Krankenhausinvestitionen somit um mehr als 50 Prozent pro Jahr erhöhen. Damit schaffen wir die Grundlage für die auch langfristige Sicherung einer leistungsfähigen Krankenhausversorgung in Bayern.“

Der Beitrag Holetschek: Potenzialanalyse des Bundes zur Krankenhausreform ist unausgegoren – Bayerns Gesundheitsminister: Vorwand für Schließung kleiner Krankenhäuser erschien zuerst auf Bayerisches Staatsministerium für Gesundheit und Pflege.


Bayerisches Staatsministerium für Gesundheit und PflegeMünchen

Quellenangaben

www.stmgp.bayern.de/

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