Fraunhofer Berlin im Ilzer Land am

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14.09.2018
16 Bilder
10904 Klicks [?]seit dem 18.09.2018
Ort
94157 Perlesreut
Marktplatz 11

„Nicht an Minderjährige und Hausroboter ausliefern“, stand auf dem Aufkleber und daneben ein Barcode. Der Text klebte an einer unscheinbaren grauen Schachtel und stand am Donnerstagnachmittag im Innenhof der Perlesreuter Bauhütte. Die Teilnehmer des Fraunhofer Zukunftsworkshops schmunzelten, als sie den kleinen Hinweis entdeckten. So wie dort gab es an insgesamt zwölf Stationen in und um die Bauhütte Ilzer Land etwas zum Thema Zukunft zu entdecken. Die Boxen sollen etwa dazu anregen, über Verpackungsmüll, neue Transportformen und regionale Lieferketten nachzudenken.

 

Wie sieht die Zukunft ländlicher Räume aus? Dazu kommen zwei Fraunhofer Institute ins Ilzer Land - das Center for Responsible Research and Inovation des Fraunhofer IAO und das Fraunhofer INT. Im Rahmen des BMBF-Forschungsvorhabens »Horizonte erweitern – Perspektiven ändern« entwickeln Bürger und Bürgerinnen im Workshop „Auf zu neuen Horizonten! Ilzer Land 2034+“ Zukunftslösungen und –bilder für ihre Region.

 

Die Zukunft bietet ländlichen Räumen große Chancen. Neue Technologien können helfen, die Lebensqualität in ländlichen Räumen weiter zu steigern, wirtschaftliches Handeln zu fördern und die lokale Gemeinschaft zu stärken. Doch wie können Zukunftslösungen aussehen, die die individuellen Bedarfe der ländlichen Räume in allen Bereichen aufnehmen? Das wollten an den beiden Tagen Ilzer Land und Fraunhofer von ihren Bürgerinnen und Bürgern wissen. „Die Teilnehmer kommen alle aus ganz unterschiedlichen Bereichen. Wir haben Männer und Frauen, Senioren und Studenten, Lehrer, Selbstständige, Kreativarbeiter, Mütter und Väter, Umweltschützer, alleinstehende und Ehrenämtler, Jugendbeauftragte, Bürgermeister, Gemeinderäte, Sportvereinsbegeisterte und vieles mehr dabei“, erklärt Carolin Pecho, die Geschäftsführerin Ilzer Land e.V. Das Ilzer Land hat sich um den Zukunftsworkshop beworben und wurde als eine von drei Regionen in Deutschland dafür ausgewählt. Die Teilnehmer sollten einen möglichst guten Durchschnitt der lokalen Bevölkerung abbilden. Das Fraunhofer Team war mit einem Filmteam angereist, das den Zukunftsworkshop dokumentiert und im nächsten Jahr einen kleinen Filmbeitrag dazu veröffentlichen wird, außerdem wird es eine Broschüre geben, in der die Ergebnisse und Bedarfe dokumentiert werden. Am ersten Tag ging es durch einen Zukunftsparcour. In der lokalen Seniorentagesbetreuung ging es zum Beispiel anhand von fiktiven Bewerbungsgesprächen darum, dass das Arbeitsfeld Pflege in Zukunft vielen zur Verfügung stehen wird. Im Rathaus gab es eine Station zum Thema moderne Verwaltung und im lokalen Landmarkt eine Station zu regionaler Wertschöpfung. Überall gab es etwas zum Anfassen: Designartefakte nennt das Fraunhofer Institut diese Objekte. Denn anhand dieser spekulativen Artefakte sollen Ideen darüber in den Köpfen der Teilnehmer entstehen, wie Zukunft aussehen kann.

Um die Einzelprojekte auch in einen größeren Zusammenhang einzubetten, waren schon im Vorfeld mit einigen Personen aus der Region lange Telefoninterviews geführt worden. Die dort getroffenen Aussagen waren in Zukunftsbilder überführt worden: Etwa die Idee einer Symbiose von Stadt und Land oder einer „digital verwurzelten Region“, die sehr viele kleine lokale Zentren aufweist.

Am zweiten Tag wurden die Stationen des Vortags in einem Spielszenario von den unterschiedlichen Gruppen weiter betrachtet, nämlich dahingehend welche Strategie diese Idee zum Erfolg führen kann. In kurzen Abschlusssketchen wurden dann Zukunftssituationen szenisch dargestellt: Da kam etwa ein vollautomatischer Notarzt- und Operationswagen zum Einsatz, die App „Ilzi“, die Urlauber und Einheimische mit Mobilitätsangeboten und Waren versorgt und die Idee von mitwachsenden Wohnformen und neuen Gemeinschaftsorten wie einer gemeinsamen Hausbank mit WLAN Anschluss und vegane Lederhosen wurden präsentiert. Die Bürgermeister der Ilzer Land Gemeinden, die stellvertretende Landrätin Freyung-Grafenau Helga Weinberger und Roland Spiller, Leiter des Amts für Ländliche Entwicklung Landau informierten sich interessiert über die Befunde.

Die Ergebnisse des Workshops werden in die Entwicklung neuer Strategien für den Technologietransfer integriert, um wünschenswerte Zukunftslösungen für ländliche Räume zu entwickeln. Denn Zukunft passiert nicht einfach so. Vielmehr dienen Zukunftsbilder als „Wegweiser“ und schaffen Orientierung. Sie unterstützen Kommunen und ihre Bürgerinnen und Bürger in ländlichen Räumen, vorausschauende Strategien und Maßnahmen in ihrer Region zu initiieren, die von Vielen gewünscht und getragen sind. Und sie unterstützen die Wissenschaft, neue Innovationen zu entwickeln oder passende existierende Lösungen zu identifizieren, die die Menschen in der Gestaltung Ihrer Zukunft unterstützen.