"Bad" Grafenau: wird wieder gebohrt?

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26.06.2015
Grafenau

Am 07.11.2014 berichtete WAIDLER.COM über die Anstrengungen der Stadt Grafenau auf der Suche nach mineralhaltigen Wasservorkommen in den
Schichten des Bayerischen Pfahles. Ende der 1960er Jahre ließ der damalige
Bürgermeister Ernst Loibl nichts unversucht, um der Bärenstadt auch das
Prädikat ‚Bad‘ zu verschaffen. Ein Wünschelrutengänger und mehrere
Wissenschaftler bestätigten damals, dass im Umkreis des Pfahls mit mineralhaltigem Wasser zu rechnen sei. Schließlich kam es zu einer Versuchsbohrung, die man jedoch bald wieder einstellte. Es stellte sich nämlich heraus, dass der Gesamtgehalt an gelösten und festen Mineralstoffen weit unter dem für Heil- und Mineralquellen geforderten Mindestwert  lagen (den gesamten Bericht vom November 2014 können Sie hier noch einmal nachlesen).

Ganz losgelassen hat die Sehnsucht nach einer eigenen Thermalquelle in der Bärenstadt Verwaltung und Bevölkerung jedoch nie. Zumindest Teile davon nicht, das zeigte auch das erneute Vorsprechen der Stadtverwaltung 1986 beim Geologischen Landesamt in München, das jedoch kein wohlwollendes Gehör fand.

Im Gespräch mit WAIDLER.COM erzählt nun Säumerbader Kurt Stangl von einem Versprechen und seiner Sicht der Dinge.

 

Herr Stangl, Sie sind davon überzeugt, dass sich in den Tiefen des Grafenauer Untergrundes mineralhaltiges Thermalwasser befindet, warum?

Ja, es gibt hier eine Ader, die aus Tschechien kommt. Ich glaube felsenfest daran.

Säumerbader Kurt Stangl

 

Warum hat man dann anlässlich der Bohrung 1969 nichts gefunden?

Man hat ja den Nachweis erbracht, dass gelöste und feste Mineralstoffe vorhanden sind. Aber man hat bei 683 m aufgehört. Man hätte noch etwa 250 m tiefer bohren müssen. Doch dann ging das Geld aus. Der damalige Bürgermeister Ernst Loibl hatte mir gesagt, als er bei mir im Laden zum Haare schneiden war: „Kurt, i woas scho, warum de uns koa Geld mehr gebn. De woin koa Konkurrenz zu Füssing.“ Und als ich 1997 an seinem Sterbebett stand, da hat er mir das Versprechen abgenommen, dass ich die Sache nicht einschlafen lasse, dass ich mich weiter drum kümmere. Und das tue ich, das ist weiterhin ein heißes Eisen oder besser gesagt heißes Wasser.

 

Sie haben ja auch einige Bohrkerne bei sich. Was hat es damit auf sich?

Die habe ich mir damals besorgt. Es sind etwa 10 Stück. Sorgfältig markiert nach Tiefenmetern: 50 m, 150 m, 370 m bis 620 m. Schauen Sie sich die Kerne mal an. Abhängig von der Tiefe kann man auch unterschiedliche Maserungen und Muster erkennen. Und - ich mach diesen hier mal nass - wenn Sie daran lecken, schmecken Sie Schwefel. Ich habe die Kerne dem Bauunternehmer Karl gebracht, der wollte dann ein Gutachten machen lassen. Leider habe ich dann nie mehr was gehört.

 

Kerne der Bohrung von 1969

 

Wie soll es, Ihrer Meinung nach, jetzt weitergehen?

Man müsste jemanden finden, der eine neue Bohrung finanziert. Das geht ja heute viel punktueller, schneller und billiger. Und man müsste bis zu einer Tiefe von 900 bis 1.200 m bohren. Ich werde mich jedenfalls weiter bemühen und dafür werben. Man darf keine Ruhe lassen. Das ist politisch motiviert, von ganz oben, die wollen keine Konkurrenz zu Bad Füssing bei uns im Bayerischen Wald. Ich werde dran bleiben, und wenn es sein muss, dann rufe ich Peter Gauweiler an. Den kenne ich und der sagt immer zu mir: „Lass Dir nichts gefallen!“

 

 

Vielen Dank für das Gespräch.

 


Serie: Zeitreise - Geschichten aus der RegionStädte, Märkte, Gemeinden - von der Entstehung bis zur Neuzeit.

Quellenangaben

Fotos: Stephen Hahn; Kurt Stangl

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