Wo die Biker-Blosn de Blodan druckt

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09.03.2020
Grafenau, Großarmschlag

Von 2018 auf 19 müssen die Großarmschläger erstaunlich brav gewesen sein, weil eine Fastenpredigt ausfallen konnte. Aber jetzt war das Maß wieder übervoll und Bruder Markus wurde, wie sogar ein Videobeweis belegte, aus seiner nicht ganz so stillen Klause geholt und über die jüngsten Verfehlungen aufgeklärt. Der verlegte die Kanzel dann extra ins Feuerwehrhaus, damit alle Sünder Platz fänden und das Starkbier seine Anziehungskraft voll entfalten könne.

Weil der Bürgermax zuhause Geburtstag feierte durfte stellvertretende Oberzapfer Wolfgang Kunz ran und meisterte den Zugang zum starken Gurgeldesinfektor gekonnt mit einem Schlag.
Weil der Bürgermax zuhause Geburtstag feierte durfte stellvertretende Oberzapfer Wolfgang Kunz ran und meisterte den Zugang zum starken Gurgeldesinfektor gekonnt mit einem Schlag.

 

Vor das sündige Geschehen im Dorf selbst setzte der gerechte Bruder aber eine ahnungsschwere Vision: Wenn die Qual der Wahl bevorsteht, dann scheint die Welt in Lug und Trug zu versinken. So fürsorglich, wie sich plötzlich alle Mandatsaspiranten um ihr Volk zu kümmern scheinen, müsste sonst anschließend zwangsläufig der Himmel auf Erden anbrechen. Nun konnte Bruder Markus zwar nicht die Buße vor die zu erwartende Verfehlung setzen. Aber bei dem mächtigen Gerangel auf den Grafenauer Regierungssitz, da lohnt sich schon das Hinschauen, ob alles gesittet zugeht. Immerhin habe ja schon der Mayer Alexander den Robin(der) Hood vom Bayerwald politisch erlegt gehabt. Ganzjähriges Mittelalter-Strumpfhosengebot sei immerhin so schon mal vom Tisch, lobte der Bruder. Das hätte wahrlich keiner sehen wollen. Dem Alex seinen quietschorangen Müllabfuhr-Pullover aber auch nicht. Dafür drohe ihm aber andererseits sogar selbst eine Brexit-Abschiebung, wenn er denn seiner treu verehelichten „Insel-Gattin“ notfalls heim zum Boris folgen müsste. Lohnt da überhaupt noch die Wahl? Eine Druckerei scheint hingegen das nötige Format in quer statt hoch verwechselt zu haben, weil sie den Bauer Josef noch breiter als lang in Erinnerung hatte. Und der vielköpfige Kreis seiner Mitstreiter im entsprechenden Miniformat wirke trotz Großleinwand daneben wie die Gesuchten auf einem Fahndungsplakat. Außerdem bestünde die Gefahr, dass am Thron von einem Sepp I. ohnehin schneller als ihm lieb wäre die Röcklin von Eibn`schlag sägen würde, jetzt, wo sie ihre stets proklamierte Neutralität schon mal gegen dessen rotes Parteibuch getauscht hat. Also bleibe noch der „romantische Adonis vom Klärwerk“ als Herausforderer. Der Muhanad Al Halak biete mit einer halb-meter breiten Zahnreihe und Modelqualitäten wenigstens Anreiz für die Zielgruppe 18 bis 25 weiblich. Aber einen anständigen Namen bräuchte er erst noch; so wie Huawa Sepp. Also doch eine One-Man-Show vom Max? Zumindest am Kollektivplakat der innen und außen Schwarzen hätten die ebenso Ton in Ton gekleideten ausgeschaut, als kämen sie gerade frisch von einer politischen Beerdigung; Mut und Zuversicht sähen da auch anders aus.

Normalerweise sollte ein Strafprediger kein Blatt vor den Mund nehmen und niemanden mit Samthandschuhen anfassen. Aber besondere Zeiten verlangten doch auch besondere Mittel. Von der Kanzel gab es dann aber die volle Packung.
Normalerweise sollte ein Strafprediger kein Blatt vor den Mund nehmen und niemanden mit Samthandschuhen anfassen. Aber besondere Zeiten verlangten doch auch besondere Mittel. Von der Kanzel gab es dann aber die volle Packung.

 

Nach dem Wahlk(r)ampf knöpfte sich Bruder Markus im zweiten Teil seiner Predigt die Dörfler selbst vor. Das Gedränge am Dorfbackofen sei exorbitant angestiegen, als der BR dort gedreht habe. Männergesangsvereine stimmen sich ein und Busunternehmen ließen ganze Flottenteile vorbeirollen. Da wolle wohl jeder unbedingt ins Fernsehen. Dass Stimmungsmusikanten am Dorffest sogar ihre Ballermann-Hits von der Bühne dröhnen können, selbst wenn sie gar nicht selbst die Tasten drücken, war ihm dank aufmerksamer Einflüsterer zugetragen worden. Aber wie sollten sonst schon früh um sieben die Schützen und die Rasenmähclubler in Ekstase auf die Bänke steigen? Dass dann diejenigen schon heim gingen, denen es auf schwer schwankenden Tischen das Grillfleisch von der Gabel rüttelt, und dass um elf Uhr die andere Hälfte schlapp macht, bevor zum Erbeben des Angers aufgedreht wird, das sei dabei nicht bedacht worden. Die Jugend finde schon nicht mehr mit ÖPNV zur Disco, weil sie dauer-SUV-desorientiert rumläuft. Apropos „Suff“: Wer mit vier Haferl Glühwein aufräumt, der muss Adventskränze schon mal doppelt binden. Erkenntnis nach benebelnden Bieren: Nicht jeder Bus mit FRG-Kennzeichen fährt deswegen auch direkt nach Großarmschlag. Und: Eine Feuerwehr-Fahne schwenkt sich besser mit Stab unten dran. Nicht fehlen durften der „Schwoagl“, der Charly und der Ölbaron Siggi von der Reismühle. Statt auf Biketouren treffen sich die vorsichtig geworden lieber gleich im näheren Umkreis; dafür öfter und schnell mal bei Shell. Da debattieren die drei dann, ob ein cooles E-Bike nicht doch langsam vernünftiger wäre. Böse Zungen, sagen, die drei würden den Boden im Tankshop platt treten, damit dem Schwoagl von der Fußboden-Dynastie seine eigene Arbeit dort keine „Blodan“ werfen könne. Aber vor den ganz bodenlosen Gemeinheiten verschloss Bruder Markus lieber Predigtbuch und Augen und übergab den Abend an das reuevolle Fasten und stoppte die starken Sprüche für starkes Bier. Eines musste aber noch geschrieben werden. Vielleicht stimmte das mit der anfänglich geschilderten braven Phase im Dorf gar nicht und der Röckl war es nur leid, dass die sündensammelnde Röcklin ein ganzes Jahr lang nur auf ihn alleine rauf gepredigt hat. Man erzählt es sich halt gelegentlich so.


- AB

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Fotos: FF Großarmschlag

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