Am Sonntag (15.09.) fand, wie jedes Jahr am dritten Sonntag im September, die von der Bergwacht Grafenau 1963 ins Leben gerufene Lusenbergmesse statt. Traditionell wird der Gottesdienst durch die Grafenauer Pfarrei zelebriert, heuer durch Kaplan Peter Kunz.
Bei strahlend blauem Himmel fanden zahlreiche Gläubige den Weg zum Gipfelkreuz, wo allerdings ein sehr frischer Wind wehte.
Für den musikalischen Rahmen sorgten – ebenfalls wie jedes Jahr – die Eib‘nschläger Sänger mit der Waidlermesse.
Lesung und Fürbitten wurden vom langjährigen Organisator der Lusenmesse, Christian Mies, vorgetragen.
Als Evangelium hatte Kaplan Kunz das Gleichnis vom verlorenen Sohn gewählt, das Licht- und Schattenseiten der Menschen und - übertragen auf die moderne Welt - insbesondere den Neid und das daraus resultierende Konsumverhalten veranschaulicht; stimuliert durch die Werbung „haben wir inmitten des Überflusses das Gefühl, uns fehle etwas, wir hätten noch nicht, was uns glücklich machen kann.“ Kaplan Kunz forderte die Gläubigen auf, als Christen eine persönliche Gewissenserforschung durchzuführen, um herausfinden und sich die Frage dann ehrlich beantworten zu können: „Sind es denn wirklich Besitz, Geld, Freizeit und Status? Sind wir neidisch, weil wir unglücklich sind, oder unglücklich, weil wir neidisch sind? Macht nicht vielmehr das Bewusstsein glücklich, lieben zu können und selbst geliebt zu sein? Ganz entsprechend dem Wort Gottes, der sprach: „Mein Kind, du bist immer bei mir, und alles, was mein ist, ist auch dein…?“ Er schloss mit dem Gedanken, dass genau dieser Zuspruch Gottes uns immer wieder motivieren sollte, auf das größere Ganze zu schauen und die Liebe weiter zu geben, die uns zu Teil wurde.
Christian Mies trägt die Lesung vor.
Nach dem Schlusssegen wurde kräftig applaudiert und die Eib’nschläger stimmten dann – ebenfalls traditionell – noch das Lusenlied an, die Gläubigen sangen kräftig mit – und anschließend gabs für die Sänger erneut Applaus.
Für Kaplan Kunz war die Arbeit an diesem Sonntag jedoch noch nicht erledigt.
Die Bergwacht Grafenau hatte Ende Juni den sehnlichst erwarteten Ersatz für ein über 11 Jahre altes und nicht mehr allzu zuverlässiges Einsatzfahrzeug von der Bergwacht Bayern zugeteilt bekommen. Dieses neue Auto sollte nun vor dem Lusenschutzhaus seinen kirchlichen Segen erhalten.
Der diensthabende Einsatzleiter des Einsatzleitbereichs Nationalpark wird diesen Monat von der Bergwacht Grafenau gestellt und deshalb hatte Christian Mies „sein“ Dienstfahrzeug vor Ort. Dieses hatte, wie Ausbildungsleiter Matthias Stockbauer meinte, „eh no koa Weihwassa gseng“ und so konnte Kaplan Kunz im Anschluss an die Messe am Lusengipfel einige Höhenmeter tiefer gleich noch zwei „Taufen“ durchführen. Er rief dabei die Hilfe Gottes und der Heiligen, damit alle, die diese Fahrzeuge benutzen, stets mit dem Segen Gottes unterwegs seien.
Kaplan Kunz, die Grafenauer Bergretter und der neue Einsatzwagen, frisch geweiht.
Während der anschließenden Stärkung im Lusenschutzhaus und weltlichen Liedern von den Eib‘nschlägern kam für die Bergretter der erste Einsatz direkt vor Ort. Ein Wanderer war von einem Insekt gestochen worden. Der Allergiker hatte sein Notfallset mit dabei und wurde nach der Erstversorgung von der Bergwacht ins Tal transportiert, wo ihn an der Waldhausreibe Notarzt und Rettungswagen bereits erwarteten.
Auf dem Weg nach unten mussten die Bergretter jedoch einen Zwischenstopp einlegen, da sich eine Frau an der Hand schwerer verletzt hatte. Auch diese wurde dem Notarzt gleich mitgebracht.
Während dann die meisten bereits Richtung Heimat aufgebrochen waren, hatte ein weiterer Wanderer das Glück, noch zwei Bergwachtler im Schutzhaus anzutreffen und von diesen seinen lädierten Knöchel versorgen zu lassen. Auch er wurde dann mit dem Auto noch zur Waldhausreibe gefahren.